Vor Kurzem hat der niederländische Volleyball-Verband sein Aufgebot für die Olympischen Sommerspiele in Paris bekannt gegeben. In einem Beachvolleyball-Duo der Herren hat es einen Namen, der für heftige Reaktionen sorgt: Steven van de Velde.
Steven van de Velde staat voor zijn debuut op de Olympische Spelen. Met name in het buitenland reden om het verleden van de 29-jarige beachvolleyballer weer op te rakelen. Van de Velde voelt zich gesterkt door de steun van de Nevobo en NOC*NSF.https://t.co/3gyrBM0eZK
— Volleybal (@volleybalnl) June 26, 2024
Im Jahr 2014, da war der Niederländer 19 Jahre alt, flog van de Velde nach England. Dort traf er ein 12-jähriges Mädchen, das er auf Facebook kennengelernt hatte. Van de Velde besuchte sein Opfer, als deren Mutter nicht zuhause war, gab dem Mädchen Alkohol, ehe er sie dann vergewaltigte.
Zwei Jahre später wurde er in England zu vier Jahren Haft verurteilt. Gemäss dem Gericht wusste van de Velde über das Alter seines Opfers Bescheid. Der Richter sagte damals bei der Urteilsverkündung: «Bevor Sie in dieses Land kamen, trainierten Sie als potenzieller Olympionike. Ihre Hoffnungen, Ihr Land zu vertreten, sind nun ein geplatzter Traum.»
Eine Aussage, die sich jetzt als falsch herausstellt. Nach einem Jahr im Gefängnis – zuerst in England, später in seiner Heimat – wurde van de Velde im Jahr 2017 entlassen. 2018 konnte er seine Karriere als Beachvolleyballer fortsetzen, während sein Opfer Berichten zufolge in einem Sumpf aus Selbstverletzungen und Drogen versank.
Nun wurde der mittlerweile 29-Jährige van de Velde also für die Spiele in Paris aufgeboten. «Wir kennen Stevens Geschichte», sagte Michel Everaert, Generaldirektor des niederländischen Volleyballverbands NEVOBO. Van de Velde sei damals nach englischem Recht verurteilt worden und habe seine Strafe verbüsst. Seitdem stehe der Verband in ständigem Kontakt mit dem Spieler und er sei wieder vollständig in die niederländische Volleyball-Gemeinschaft integriert. Everaert ergänzte: «Steven hat sich als Musterprofi und vorbildlicher Mensch erwiesen, seit seiner Rückkehr gibt es keinen Grund mehr, an ihm zu zweifeln.»
Van de Velde selbst sagte 2018: «Ich habe getan, was ich getan habe. Ich kann es nicht rückgängig machen, also werde ich die Konsequenzen tragen müssen. Sie können natürlich urteilen. Es ist der grösste Fehler meines Lebens.» Seine Begründung, warum er die Tat begangen hat? «Ich war ein Teenager und versuchte immer noch, die Dinge zu verstehen.»
Auch das niederländische Olympische Komitee deckt die Nomination des verurteilten Straftäters: «Van de Velde erfüllt nun alle Qualifikationsanforderungen für die Olympischen Spiele und ist somit Teil des Teams.»
Die Reaktionen auf die Nomination des Niederländers fallen heftig aus. «Ich würde gerne wissen, wie der niederländische Verband glaubt, dass Steven van der Velde die siebte Anforderung an Olympioniken erfüllt», schreibt die Anwältin Dr. Ann Olivarius auf X. Diese Anforderung schreibt vor, dass sich die olympischen Athleten als Vorbild zu verhalten haben.
I'd love to know how @BeachTeamNL thinks Steven Van der Velde is fulfilling the 7th Olympian requirement.
— Dr. Ann Olivarius (@AnnOlivarius) June 26, 2024
It's "Be A Rolemodel".
David Challen, ein britischer Aktivist gegen häusliche Gewalt, schreibt: «Eine Geschichte, die so alt ist wie die Zeit: Vergewaltiger mit sportlichem Talent erhält einen Freifahrtschein, damit er seine Profikarriere fortsetzen kann.»
In den sozialen Medien ist zu sehen, dass es auch aus dem eigenen Land ziemlich heftige Reaktionen auf die Entscheidung des niederländischen Verbands gibt. Die bislang einzige Reaktion des Verbands darauf war es, die Kommentarfunktion bei den entsprechenden Beiträgen nachträglich zu schliessen.
Jedoch finde ich auch, dass 1 Jahr Haft für eine Vergewaltigung ein Witz ist.
Ich glaube, das Problem liegt eher dort.