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Olympia 2024

Basketball: Weshalb Olympia 2024 für USA zum Albtraum werden könnte

Basketball London 22.07.2024 Testspiel Freundschaftsspiel M
Die US-Basketballer um LeBron James stehen vor einer schwierigen Mission.Bild: www.imago-images.de

Dream-Team 2.0? Weshalb Olympia 2024 für die US-Basketballer zum Albtraum werden könnte

Nach den nur knappen Siegen in den Tests gegen den Südsudan und Deutschland prasselte viel Kritik auf die US-Basketballer ein. Die Probleme von LeBron James und Co. sind zahlreich … aber auch die Qualität ist riesig.
27.07.2024, 14:42
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Die USA sind der klare Favorit beim olympischen Basketball-Turnier der Männer, daran gibt es keine Zweifel. Schliesslich haben sie ein Team voller NBA-Superstars. Ebenso klar ist, dass alles andere als die Goldmedaille eine Enttäuschung für die US-Amerikaner wäre. Seit sie 1992 erstmals mit NBA-Profis – Stichwort Dream-Team – angetreten sind, haben sie bei Olympischen Spielen bis auf das Jahr 2004 immer triumphiert.

In Paris droht den US-Basketballern, die mit ihren hervorragenden Einzelspielern eigentlich das Prädikat «Dream-Team 2.0» verdient haben, aber ein Albtraum. Zumindest erscheint ein Verpassen der Goldmedaille in den bevorstehenden zwei Wochen so wahrscheinlich wie wohl noch nie. ESPN-Experte Zach Lowe sprach in seinem Podcast davon, dass er sich in der Frage «USA gegen den Rest» zwar immer noch für seine Landsleute entscheiden würde, ihm der Entscheid aber sehr schwerfalle. «Ich sehe die Chancen in etwa bei 51 zu 49 Prozent für die USA», so der Fachmann.

Die Highlights des letzten Testspiels der USA vor Olympia.Video: YouTube/NBA

Nach den schwachen Auftritten mit einem knappen 101:100-Sieg gegen Aussenseiter Südsudan und einem 92:88-Erfolg gegen Weltmeister Deutschland äusserten auch andere Experten und Fans Zweifel und Kritik. Mit solchen Leistungen werde es gegen andere Titelkandidaten wie Frankreich oder Serbien schwierig, so der Tenor.

Stärkere Konkurrenz

In den von NBA-Stars wie Victor Wembanyama oder Nikola Jokic angeführten Konkurrenten liegt auch einer der Gründe dafür, dass die USA es in diesem Jahr möglicherweise so schwer wie noch nie haben werden, Gold zu holen. Insgesamt 61 Profis aus der besten Basketball-Liga der Welt treten bei den Olympischen Spielen 2024 für andere Länder als die USA an, 1992 waren es noch ganze neun. Ausserdem befinden sich diese Spieler heute auf einem ganz anderen Niveau.

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Nikola Jokic strebt mit Serbien ebenfalls nach Olympia-Gold.Bild: keystone

Mit Serbiens Jokic und Griechenlands Giannis Antetokounmpo spielen zwei NBA-MVPs bei europäischen Teams, Kanada kann in Shai-Gilgeous Alexander ebenfalls auf einen der besten Spieler der Welt zählen. Ganz einfach: Der Rest der Welt hat aufgeholt – und zwar stark.

Der Star des Teams ist fast 40

Spieler wie Anthony Edwards (22 Jahre), Jayson Tatum (26), Devin Booker (27) oder auch der gebürtige Kameruner Joel Embiid (30) sind Teil des US-Kaders. In der NBA sind sie alle Stars ihres Teams, im Nationalteam schauen sie in den entscheidenden Phasen aber immer noch alle zu LeBron James, wie Fred Katz von «The Athletic» besorgt bekundet. «Wenn sie ihn am meisten brauchen, wenden sich die Spieler immer noch alle an LeBron James, obwohl er fast 40 Jahre alt ist», so Katz. Es sei immer noch James' Team «und das ist unglaublich».

Dies wurde in der Schlussphase sowohl gegen Südsudan als auch gegen Deutschland offensichtlich. In beiden Tests erzielte er die entscheidenden Punkte, spielte seine Rolle danach aber herunter. «Wir haben eine grossartige Truppe, jeder wird seinen Moment haben», so der 39-Jährige.

Sein Mitspieler Embiid sieht das jedoch etwas kritisch. So sagte er, dass die Fans sich von den Namen blenden lassen würden. Viele der US-Stars seien nicht mehr in ihrer Blütezeit. «So dominant LeBron vor einigen Jahren war, er ist nicht mehr ganz derselbe», so der Center der Philadelphia 76ers. Auch Stephen Curry (36), Kevin Durant (35) und Jrue Holiday (34) haben den Zenit überschritten.

Ein Haufen Stars, aber kein Team

Ein weiteres Problem liegt darin, dass die USA, anders als viele andere Nationen, nur zu Olympischen Spielen ihr bestmögliches Team stellen. So hat das aktuelle 12-Mann-Kader vor dem ersten Testspiel vor gut zwei Wochen noch nie in dieser Konstellation zusammengespielt. Deutschland, Serbien – abgesehen von Nikola Jokic – oder auch Kanada holten hingegen schon im letzten Jahr an der WM mit den grösstenteils gleichen Teams die Medaillenplätze.

Tim Legler, Ex-Profi und heutiger Experte, glaubt deshalb: «Wir können nicht mehr einfach davon ausgehen, dass unser Team nur aufgrund des höheren Talentlevels leichtes Spiel haben wird.» Basketball benötige Rhythmus und Kontinuität, was in solch kurzer Zeit sehr schwierig zu finden sei. Dies unterscheide die USA in Leglers Augen von den anderen Nationen: «Diese spielen Basketball wie ein echtes Team und nicht wie eine Ansammlung von All-Stars.»

Die Dreier auf beiden Seiten

Obwohl die USA in Stephen Curry den besten Schützen der Geschichte in ihren Reihen hat, hat das Team von Trainer Steve Kerr ein echtes Wurfproblem. Gegen Deutschland nahmen die Amerikaner nur 17 Würfe von hinter der Dreierlinie – obwohl diese an Olympischen Spielen knapp einen halben Meter näher am Korb ist. Gegen den Südsudan waren es zwar 28, doch fanden nur miserable 25 Prozent ihr Ziel. Das ist bisher eine grosse Schwäche der USA, die nicht nur offensiv Probleme mit Distanzwürfen aufweist.

Denn auch in der Defensive offenbarte die USA in den letzten beiden Spielen Schwächen bei Distanzwürfen. Gerade Deutschlands Andreas Obst, der von Curry nach dem Spiel ein Sonderlob erhielt, kam immer wieder zu freien Würfen und traf fünf seiner elf Dreier. Während die Verteidigung am Korb hervorragend ist, ist die USA gegen starke Schützen also angreifbar.

Germany's guard Dennis Schroeder tries to stop United States' guard Stephen Curry during an exhibition basketball game between the United States and Germany at the O2 Arena in London, Monday ...
Nicht einmal Stephen Curry konnte die Kohlen für die wurfschwachen USA aus dem Feuer holen.Bild: keystone

Aber …

Trotz all dieser potenziellen Stolpersteine ist es immer noch die USA. Wenn es «klickt» – wie beim 105:79-Erfolg gegen Serbien vor gut einer Woche –, sind James, Curry und Co. unaufhaltsam. Ausserdem ist zu erwarten, dass die US-Stars sich während der Spiele in Paris je länger, desto besser einspielen und dann das erwartet starke Team sind. Die Chemie zwischen James und Curry stimmt schon jetzt, obwohl sie noch nie in einem Ernstkampf zusammengespielt haben.

Mit Kevin Durant hat der Trainer-Staff um Kerr und Erik Spoelstra noch eine weitere Waffe in der Hinterhand, die bisher nicht zum Einsatz kam. Der offensiv wie defensiv herausragende 2,11-Meter-Mann laboriert noch an einer Verletzung, könnte aber bald zurückkehren. Er ist der Rekordskorer von Team USA.

United States' forward Kevin Durant sits on the sidelines during an exhibition basketball game between the United States and South Sudan, at the o2 Arena in London, Saturday, July 20, 2024. (AP P ...
Musste bisher zuschauen: Kevin Durant.Bild: keystone

Mit oder ohne ihn gilt weiterhin: Die USA ist der klare Favorit. So sagt nun auch ESPN-Experte Lowe trotz der zuletzt schwächeren Auftritte: «Ich sehe die Wahrscheinlichkeit für einen US-Triumph nun bei über 60 Prozent.» «Ausserdem», pflichtet ihm Katz von «The Athletic» bei, «werden wir die Probleme aus den Spielen gegen Südsudan und Deutschland in den wichtigen Partien nicht mehr sehen.»

Weiterhin kommt den USA, die am Sonntag gegen Serbien (17.15 Uhr) ins olympische Turnier starten, die ansonsten eher einfache Gruppe entgegen. Die weiteren Gegner sind Testspiel-Gegner Südsudan (Mittwoch, 21 Uhr) und Puerto Rico (Samstag, 17.15 Uhr). Die ersten beiden kommen sicher weiter, ausserdem qualifizieren sich auch die zwei besten Dritten der drei Gruppen für die Viertelfinals.

Bis es also richtig ernst gilt, haben die USA noch Zeit. Ein einfaches Unterfangen wird die Mission Gold aber trotzdem nicht.

Die Basketballer starten am Samstag
Bereits am heutigen Samstag werden die ersten Spiele des Basketballturniers der Männer ausgetragen. Mit Australien gegen Spanien (11 Uhr) sowie Griechenland gegen Kanada (21 Uhr) stehen schon am ersten Tag zwei Spiele zwischen zwei Nationen an, die zumindest zum erweiterten Favoritenkreis zählen. Ausserdem trifft Deutschland auf Japan (13.30 Uhr) und spielt Frankreich gegen Brasilien (17.15 Uhr). Am Sonntag duellieren sich dann neben USA und Serbien (17.15 Uhr) auch noch Puerto Rico und der Südsudan (11 Uhr).

Hier geht's zum gesamten Spielplan.
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