Am Dienstagabend geht die Qualifikation über die Bühne, am Mittwoch stehen dann die Parallel-Rennen im Einzel an. Vor zwei Jahren an den Weltmeisterschaften von Cortina d'Ampezzo verkam dieser Wettbewerb zum grossen Debakel für die Veranstalter und den Ski-Weltverband FIS. Dieses Potenzial ist auch dieses Jahr vorhanden.
Die Athleten müssen sich zuerst in einer Qualifikation für die Achtelfinals qualifizieren. Dabei fahren sie die Parallel-Strecke einmal runter. Die je acht schnellsten Zeiten pro Kurs kommen ins Finale.
Danach wird im K.o.-Modus gefahren. In jeder Begegnung scheidet eine Athletin aus. Pro Duell fahren beide einmal auf dem roten und einmal auf dem blauen Riesenslalom-Kurs. Die langsamere Athletin nimmt den Rückstand aus dem ersten Lauf mit in die Reprise. Der Maximal-Rückstand nach dem 1. Lauf beträgt eine halbe Sekunde. Ist die Gesamtzeit im Ziel exakt gleich, gewinnt die Fahrerin mit der kürzeren Zeit in Durchgang 2.
Warme Temperaturen sorgten für eine weiche Piste. Die Qualifikation wurde deshalb auf einem anderen Hang ausgetragen, doch auch dort litt die Unterlage. So verpassten etwa Lara Gut-Behrami oder auch Justin Murisier die Qualifikation für die besten 16 Fahrerinnen.
Als die Finals mit den je 16 schnellsten Fahrerinnen und Fahrern aus der Qualifikation über die Bühne ging, wurde schnell klar: Der rote Kurs ist deutlich schneller als der blaue Kurs. Die FIS versucht eine solche Unausgeglichenheit zu korrigieren, indem sie beide Starter auf beiden Kursen fahren lässt. In Cortina wurden aber die Regeln der FIS zum Verhängnis.
Der Maximal-Rückstand aus dem 1. Lauf beträgt 0,5 Sekunden. Der rote Kurs war aber so viel schneller, dass man eine halbe Sekunde Vorsprung auf dem blauen Kurs mit seinen Löchern und Schlägen kaum verteidigen konnte. Dies wurde Wendy Holdener im Viertelfinal gegen Paula Moltzan zum Verhängnis. Auch Loïc Meillard scheiterte im Halbfinal an diesem Umstand. Der Romand holte immerhin noch Bronze, verzichtet aber dieses Jahr auf einen Start in dieser Disziplin.
Der Ärger der Fahrerinnen und Fahrer war am Ende riesig. Federica Brignone sprach gar vom «unfairsten Rennen meines Lebens».
Am Ende gewann Marta Bassino das Rennen bei den Frauen – oder eben doch nicht? Die Italienerin und die Österreicherin Katharina Liensberger kamen zeitgleich ins Ziel. Aufgrund der besseren Laufzeit im 2. Duell wurde Bassino als Siegerin ausgerufen. Doch der Österreichische Skiverband ÖSV kannte die Regeln besser als die lokalen Organisatoren und die FIS. Im Final gibt es bei gleicher Zeit zwei Siegerinnen. So wurde eine halbe Stunde nach dem Rennen Liensberger nachträglich doch noch zur Weltmeisterin gemacht. Die Vorarlbergerin erfuhr von ihrem Erfolg erst bei den Interviews.
Für dieses Jahr nicht. Wenn am Mittwoch die Finals der Parallel-Events in Méribel über die Bühne gehen, werden sie das mit den genau gleichen Regeln wie vor zwei Jahren in Cortina d'Ampezzo tun. Ein neuerliches Fiasko wie 2021 ist denkbar, zumal die Temperaturen jetzt auch in den Savoyer Alpen in die Höhe schnellen.
Immerhin: Im Team-Event schien es so, als wären beide Kurse etwa gleich schnell. Dort haben ungleich schnelle Kurse aber auch eine weniger grosse Auswirkung als im Einzel-Parallel-Rennen. Die Kritik der Nationalverbände und Athleten schien mehrheitlich ungehört verpufft zu sein. Die Parallel-Rennen sind eher noch umstrittener geworden. Dieses Jahr wurde der einzige geplante Event in dieser Disziplin wegen Schneemangels ersatzlos gestrichen.
Parallel-Rennen wird es künftig zumindest an Grossanlässen nicht mehr geben. Dies bestätigte FIS-Generalsekretär Michel Vion bei RTS. Dabei würden sowohl die Einzel-Parallel-Rennen als auch der heute ausgetragene Team-Event gestrichen. Vion warf den Verbänden vor, nicht genug für das Format getan zu haben: «Die grossen Länder, auch die Schweiz, haben die Parallel-Rennen boykottiert, sie wollten sie nicht.»
Der FIS-Funktionär räumte aber auch ein, dass Fehler gemacht worden seien. Der Wettbewerb 2021 in Cortina sei alles andere als fair abgelaufen.
Nach Plänen der FIS sollen künftig der Team-Event und die Alpine Kombination vereint und in einer Team-Kombination um Medaillen gefahren werden. Dieses Format wurde dieses Jahr an der Junioren-WM erstmals getestet. Das Schweizer Duo Janine Mächler und Stefanie Grob holte bei den Frauen Gold.
Ohne diese Regel wär das ganze ja fair und evtl. sogar interessant/sehenswert.
Wieso wird stur daran festgehalten?? Etwas Nachfragen wär wünschenswert gewesen.
Beim Teamrennen finde ichs schade, dass das Abgeschafft werden soll. Die beiden Kurse werden ja gleich auf beide Teams aufgeteilt, was es einigermassen fair macht. Und es ist zur Zeit halt der einzige Bewerb, wo eine richtige Teamdynamik entsteht. Ob die geplante Team-Kombination da rankommt, bin ich skeptisch.