Als Marco Odermatt am Sonntagmittag überlegen zu Abfahrts-Gold fährt, verfolgen ihn Millionen von Skifans vor den Bildschirmen aus der Vogelperspektive. Im oberen Streckenabschnitt bis zum Jockey-Sprung sorgt eine Drohne für spektakuläre TV-Bilder.
Verantwortlich für diese ist unter anderem der Franzose Martin Bochatay. Der Drohnenpilot aus Chamonix, unweit der WM-Orte Méribel und Courchevel, ist auf solche Bilder spezialisiert und hat dafür eine eigene Firma gegründet. Das Schweizer Unternehmen Infront, Produzent der TV-Übertragungen von der Ski-WM, kam über Theis Media auf Bochatay. Dieser flog auch die Drohne, welche Odermatts Abfahrt auf «L'Eclipse» in die Wohnzimmer der Skifans übertrug. Ansonsten ist er bei den Rennen der Frauen in Méribel im Einsatz.
Neben Bochatay sind auch ein Ingenieur, welcher für die Bildübertragung zuständig ist, und ein Spotter, der die Drohnen stets im Auge behält und nach jedem Flug die Akkus wechselt, Teil des Teams. Bei der Abfahrt vom Sonntag waren zwei Drohnen abwechselnd im Einsatz, diese kosten je knapp 20'000 Franken und sind weniger als ein Kilo schwer. Damit sind die Drohnen auch nicht mit jener zu vergleichen, welche beim Nachtslalom in Madonna 2015 knapp hinter Marcel Hirscher auf die Strecke prallte. Danach verbot der Skiverband FIS die Flugkameras. Erst im letzten Jahr in Kitzbühel kehrten die Drohnen als Teil der TV-Übertragung wieder zurück in den Skizirkus.
Während des Flugs trägt der Pilot eine spezielle Brille, durch welche er die Perspektive der Drohne einnimmt. Beim ersten Sprung in Courchevel «trifft» Bochatay den jeweiligen Fahrer und verfolgt ihn anschliessend. «Mein Körper ist hier an der Strecke, aber mein Kopf ist da oben», erzählt der Pilot beim SRF. Es fühle sich für ihn jedoch nicht an, als würde er fliegen, sondern als wäre er mit den Athleten auf der Strecke. Dabei gilt es wie für Odermatt und Co. auch für ihn einiges zu beachten. «Jede Sekunde musste ich aufpassen, dass die Athleten vom Schatten der Drohne nicht irritiert werden», sagt er nach getaner Arbeit.
Problematisch werde es vor allem, wenn es kalt und windig ist. Dann verliere er schnell einmal die Kontrolle in den Fingern – Handschuhe trägt Bochatay nie, da grosse Präzision an den Steuerhebeln gefragt ist. Dies, obwohl er an der Ski-WM aufgrund der lokalen Restriktionen nur 90 Kilometer pro Stunde fliegen darf. «Eigentlich würde die Drohne gar 200 km/h schaffen», sagt er bei Le Dauphiné. Bei der Kälte helfe ihm dann ein Windschutz oder etwas Ähnliches, das er rund um sich herum aufbaut. «Irgendwie geht es immer.»
Erstmals werden an der Ski-WM in diesem Jahr Drohnen für die TV-Übertragungen eingesetzt. In Zukunft dürften solche Bilder auch von den Rennen in der Schweiz zu sehen sein, wie Beni Giger beim Tages-Anzeiger erzählt. Giger ist für das SRF seit über zwei Jahrzehnten für die Bilder von den Schweizer Skirennen zuständig.
Eigentlich sei der Einsatz von Drohnen schon in diesem Winter geplant gewesen, doch gestaltete sich das Bekommen der Berechtigung schwierig. Neben der Bewilligung durch das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) gebe es viele weitere Bedingungen, die erfüllt werden müssen. «Uns ist die Zeit davongelaufen», sagt Giger. Doch in der nächsten Saison dürften dann aus Adelboden, St.Moritz und Co. Drohnenbilder zu sehen sein.
Bereits jetzt beobachtet Giger die Übertragungen in Méribel und Courchevel genau. Besonders gefalle ihm, wenn die Drohne den Athleten direkt hinterherfliege, aber: «Es gibt auch Dinge, die mir nicht so gefallen: Etwa wenn sie der Fahrerin in eine Kurve folgen und dann links oder rechts nach oben ziehen, das wirkt wie in einer Bobbahn, da geht es mir zu sehr hin und her.» Allgemein sei wichtig, dass die Drohnenbilder dosiert eingesetzt würden. Doch im richtigen Mass sei es definitiv «eine tolle Neuerung».