José Luis Chilavert ist während seiner Aktivzeit einer der besten Torhüter der Welt: starke Präsenz, reaktionsschnell auf der Linie, sicher in der Strafraum-Beherrschung. Der Paraguayer hat alles, was es zu einem Star-Torhüter braucht. Und sogar noch mehr: Das Tore verhindern reicht ihm nicht aus.
Nicht wegen seiner spektakulären Paraden wird der Welttorhüter der Jahre 1995, 1997 und 1998 berühmt, sondern wegen seiner Kaltblütigkeit vor dem gegnerischen Tor bei Freistössen und Penaltys. 58 Mal trifft der Exzentriker während seiner Laufbahn ins gegnerische Netz.
Doch da gibt es noch eine andere Seite an Chilavert: Genie und Wahnsinn liegen bei ihm sehr nahe beisammen. Immer wieder zofft sich der Hitzkopf während den Spielen mit Mit- und Gegenspielern. Legendär sind die Rencontres mit dem Argentinier Martin Palermo, bei denen es regelmässig zu heftigen Wortgefechten, üblen Fouls und Roten Karten kommt. «Alle guten Torhüter sind aggressiv», sagt der Chilavert nur.
1994 erhält der Glatzkopf eine Gefängnisstrafe von drei Monaten, weil er während eines Spiels einen Balljungen niederschlägt. Drei Jahre später liefert er sich mit dem Kolumbianer Faustino Asprilla während eines Spiels eine wüste Prügelei. Asprilla fliegt vom Platz, Chilavert hatte ihn zuvor allerdings provoziert. «Als keiner hingeguckt hat, habe ich ihn bereits im Spielertunnel auf den Kopf geschlagen», gibt der Keeper in seiner Heimat danach stolz zu Protokoll.
Dort wird für ihn auch mal das Gesetz zurecht gerückt. Als er beim argentinischen Spitzenklub Velez Sarsfield spielt und wegen einer Schlägerei 13 Monate Berufsverbot plus eine Gefängnisstrafe von drei Monaten kassiert, darf er drei Tage nach der Urteilsverkündung wieder mit der Nationalmannschaft ran – Amnestie wegen nationalen Fussball-Notstands sozusagen.
Die Prügelei ist aber längst nicht sein schlimmster Aussetzer. Diesen hat Chilavert im Anschluss an das Qualifikationsspiel für die WM 2002 gegen Erzrivale Brasilien. Als Roberto Carlos ihm nach dem 2:0-Sieg der Brasilianer die Hand geben will, spuckt ihm der Paraguay-Keeper vor laufender Kamera voll ins Gesicht. Sicherheitskräfte verhindern danach, dass die beiden sich an die Gurgel gehen.
Chilavert verteidigt seine Spuckattacke: «Dieser Zwerg hat nach einem Foul zu mir gerufen: ‹Steh' auf, Indio!› Und nach ihrem Tor hat er sich zwischen die Beine gegriffen, um mich zu provozieren. Da habe ich mich verteidigt und ihn angespuckt», erklärt Chilavert, der übrigens tatsächlich Indio ist, nach dem Vorfall. «Alle wissen, dass Roberto Carlos ein Provokateur ist. Er macht es immer wieder und tut danach so, als wäre er unschuldig.»
Roberto Carlo ist allerdings nicht der einzige Brasilianer, der versucht, Chilavert aus der Reserve zu locken. Vor dem Spiel teilt auch der damalige Seleção-Coach Luiz Felipe Scolari aus: «Schiesst, schiesst! Chilavert schleppt 400 Kilo reines Fett mit sich herum», soll «Felipão» zu seinen Mannen gesagt haben.
Chilavert wird für die Spuck-Attacke für fünf Spiele gesperrt. Er verpasst sogar das WM-Auftaktspiel 2002 gegen Südafrika. Bereut hat er seinen Ausraster aber nie. «Das sind Dinge, die im Fussball schon mal vorkommen», sagt er 2005 kurz nach seinem endgültigen Karriereende in einem Interview mit der FIFA.
Chilavert verschwindet danach schnell von der grossen Bühne. Er liebäugelt mit einem Einstieg in die Politik oder mit dem Amt des Nationaltrainers von Paraguay. Beides bleibt ihm verwehrt. Sein impulsives Wesen hat ihm – um es milde auszudrücken – einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Ein sehr sympatischer und guter Fussballer. Ich vermisse diese Fussballzeiten manchmal extrem.
Vom "original" Ronaldo hatte ich mein erstes Fussball shirt.😀