Die Aktie mit Donald Trumps Kürzel DJT sorgt an der US-Börse gerade für Furore. Nein, nicht etwa weil der Ex-Präsident mit dem Börsengang seines Medien-Unternehmens kurzfristig enorm viel Geld machte, das ist Schnee von gestern. Denn jetzt fragt sich die halbe Wall Street: Wie geht es mit der Aktie weiter?
Dass ein Unternehmen, das eine ziemlich schlechte Bilanz aufweist, so gut in den Börsenhandel einstieg, liess sogar bei Wirtschaftslaien die Alarmglocken schrillen. Ihm war's egal: Donald Trump konnte Ende März mit diesem Manöver mal eben sein Nettovermögen verdoppeln.
Am Montag veröffentlichte Trump Media dann seinen aktualisierten Finanzbericht, der zeigte: Das Unternehmen hat geringe Einnahmen und hohe Verluste. Zudem beinhaltete der Bericht die Erklärung eines unabhängigen Wirtschaftsprüfers des Unternehmens, der «erhebliche Zweifel» an der finanziellen Lebensfähigkeit des Unternehmens äusserte.
Schon vor dem Börsengang zeigte sich am Markt der Appetit, mit Spekulationen rund um die Firma Geld zu machen. So wetteten Investoren bereits Monate zuvor gegen das Unternehmen Digital World Acquisition Corporation, mit dem Trump Media für den Börsengang fusionierte. Es war weitgehend ein Verlustgeschäft: In diesem Jahr haben sich die Aktien der sogenannten Mantelgesellschaft mehr als verdoppelt, als Trump der Favorit für die Präsidentschaftskandidatur wurde und die Aufsichtsbehörden die Fusion genehmigten.
Als vergangene Woche die Aktie der fusionierten Firma zum ersten Mal an der Börse gehandelt wurde, schoss sie in die Höhe: Kostete DJT am 22. März noch knapp 37 US-Dollar, musste man dafür in den zwei Tagen während und nach dem Börsengang über 60 Dollar hinblättern. Wie die «New York Times» berichtet, haben Händlerinnen und Händler so im letzten Monat etwa 126 Millionen Dollar verloren – weil sie gegen die Aktie wetteten.
Doch nach dem verlängerten Osterwochenende und insbesondere dem mauen Finanzbericht vom 1. April begann die Aktie Bewegung nach unten und die Leerverkäufer neuen Appetit zu zeigen. Seit Montag mäandriert sie um die 50-Dollar-Marke. Die Folge: Für die short sellers wird es immer schwieriger und kostspieliger, mit der Trump-Aktie zu handeln.
Insgesamt gibt es rund 137 Millionen Aktien des Unternehmens – von denen aber nur etwa fünf Millionen für die Leerverkäufer verfügbar sind. Trump selber besitzt etwa 60 Prozent davon, und auch die Führungskräfte des Unternehmens halten einen grossen Teil der Aktien. Unternehmensinsider neigen nicht dazu, ihre Aktien an Leerverkäufer zu verleihen. Hinzu kommt gemäss «New York Times»: Grosse Vermögensverwalter wie BlackRock oder Vanguard, die regelmässig als Aktienverleiher fungieren, sind keine Grossaktionäre von Trump Media, was das Angebot weiter verknappt.
Nach Angaben von S3, einem Unternehmen für Finanzdaten, sind 4,9 Millionen der rund fünf Millionen verfügbaren Aktien bereits ausgeliehen.
$DJT Trump Media is the most expensive U.S. stock to short — by farhttps://t.co/gGdDNz9CcF
— Top Stock Alerts (@TopStockAlerts1) April 4, 2024
Nun führen nach allen Regeln der Ökonomie ein knappes Angebot und eine grosse Nachfrage zu einem Preisschub. So auch bei den Leerverkäufen: Wie bei jedem Kredit verlangen Aktienbesitzer, die ihre Aktien an einen Leerverkäufer verleihen, eine Gebühr. In der Regel kostet die Gebühr für das Ausleihen von Aktien weniger als ein Prozent des aktuellen Aktienwerts pro Jahr. Bei Trump Media ist diese Gebühr nun auf 550 Prozent angestiegen, meldet die Firma S3.
Die Aktien von Trump Media werden derzeit zu einem Kurs von plus/minus 50 Dollar gehandelt. Das bedeutet, dass ein Leerverkauf für einen Monat mehr als 20 Dollar pro Aktie kostet. Damit ein short seller die Gewinnzone erreicht, müsste der Aktienkurs ergo bis Anfang Mai um fast die Hälfte fallen.
Doch warum fällt die Trump-Aktie nicht, wenn es doch dem Unternehmen, das dahintersteht, alles andere als gut geht – und so viele Menschen gegen die Aktie wetten? Die Besonderheit dürfte etwas mit dem Aufkommen sogenannter Meme Stocks («Meme-Aktien») zu tun haben, sind sich jetzt Experten sicher.
Kurz vor dem Börsengang schrieb Trump auf seiner Plattform – natürlich in grossen Lettern: «I love Truth Social». Dieser Post des Ex-Präsidenten erinnerte an den Satz «I just like the stock» («Ich mag einfach die Aktie») vom Hype um die GameStock-Aktie im Januar 2021.
Es war der Fall GameStop, der den Begriff meme stock prägte. Damals erlebten die Aktien der US-Handelskette für Computerspiele einen beispiellosen Kursanstieg, nachdem Kleinanleger auf der Social-Media-Plattform Reddit aktiv geworden waren. Millionen von Anlegern aus der Wall-Street-Community von Reddit trieben die GameStop-Aktien damit kurzfristig von 20 auf 480 US-Dollar. Viele grosse Hedgefonds, die zuvor gegen das Unternehmen gewettet hatten, erlitten damit enorme Verluste – was genau die Absicht der Reddit-Community war. Die Aktion der kleinen «Amateurinvestoren», die die Wall-Street-Giganten teilweise in den Ruin trieben, wurde im ganzen Netz gefeiert.
Darüber, ob die «Trump Media»-Aktie wirklich die Kriterien eines meme stocks erfüllt, wird in der Finanzwelt gerade rege diskutiert.
Zwei Dinge sind hier zu beachten: Einerseits zeigt die Trump-Aktie angesichts der begrenzten Finanzdaten über die jüngste Geschichte des Unternehmens grosse Volatilität. Die Bewertung des Unternehmens bleibt damit weitgehend spekulativ – was genau die treibende Kraft hinter dem aktuellen Aktienkurs von DJT sein dürfte.
Andererseits steht die Aktie im direkten Zusammenhang mit der Person von Donald Trump, der nicht nur zwei Drittel der Aktien hält, sondern auch eine treue Gefolgschaft hinter sich weiss. Die «Trump Media»-Aktie ist zweifellos attraktiv für seine treuen Anhänger, die den Kursanstieg im letzten Jahr mitgeprägt haben. Aber Meme-Aktien können wegen des oft zugrunde liegenden Social-Media-Hypes auch immer ein breiteres Spektrum von Anlegern anziehen. Mit anderen Worten: Auch wenn man kein Trump-Fan ist, könnten viele auf den Zug aufgesprungen sein – einfach in der Hoffnung, dass seine Anhänger den Preis nach oben treiben.
Fazit: Auch wenn es logisch erscheint, darauf zu wetten, dass Donald Trumps Medienunternehmen überbewertet ist, werden viele short sellers aufgrund der hohen Preise und der kurzfristigen Logik dieser Transaktionen am Ende leer ausgehen.
Doch ein Unternehmen, das einen derart hohen Verlust aufweist, dürfte langfristig auch an der ultra-spekulativen Börse keinen Erfolg haben. Wie lang aber diese «lange Frist» ist, wird sich erst noch weisen müssen.
Aber wenn es das Trump Toilettenpapier geben sollte. Das Papier wird immer seinen Wert behalten.
Fun Fact II: Die Gründer waren Teilnehmer bei Trumps Kindergarten Show The Apprentice
Fun Fact III: Russland bzw. Russen mit extrem guten Beziehungen zum innersten Machtzirkel von Putin haben die Firmenset-Up Kosten übernommen (Millionenbeträge) (Quelle MSNBC, Guardian)