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Nestlé süsst Babynahrung – aber nur ausserhalb Europas

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Zu viel Zucker ist für Babys ungesund.Bild: Shutterstock

Nestlé süsst Babynahrung – aber nur ausserhalb Europas

17.04.2024, 12:1517.04.2024, 12:32
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Der weltgrösste Nahrungsmittelkonzern Nestlé ist wegen Zuckerzusatz in seinen Babynahrungsprodukten ins Visier der NGO Public Eye geraten. Besonders brisant: Während die hiesigen Getreidebreie und Folgemilchprodukte ohne Zuckerzusatz auskommen, versetzt Nestlé diese Produkte in Drittwelt- und Schwellenländern mit Zucker.

Wer früh an Süsses gewöhnt wurde, hat ein höheres Risiko, später fettleibig zu werden, an Diabetes zu erkranken oder eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu bekommen. In Europa ist es deshalb verboten, Babymilch und Säuglingsnahrung Zucker zuzusetzen, wie Tamedia schreibt. Nestlé kenne «offenbar zwei Kategorien von Babys», zitiert Tamedia Public Eye.

Laut der gemeinsamen Untersuchung von Public Eye und dem International Baby Food Action Network (Ibfan) beinhalten manche Produkte der bekannten Nestlé-Marken Cerelac und Nido pro Portion eine übermässig hohe Menge an Zucker.

Mehr Zucker in Äthiopien und Südafrika

Weil in vielen Ländern nur der Gesamtzuckergehalt von Produkten angegeben werden muss - wozu zum Beispiel auch natürlich vorkommender Frucht- oder Milchzucker gehört -, liessen die beiden Organisationen die Nestlé-Produkte in einem belgischen Labor untersuchen. Dort wurde ermittelt, wie hoch der Anteil des sogenannten «versteckten Zuckers», also von Zuckerzusatz, in bekannten Babynahrungsprodukten von Nestlé ist.

In der Schweiz komme zum Beispiel der Getreidebrei für sechs Monate alte Babys «mit Biscuit-Geschmack» ohne zugesetzten Zucker aus, schreibt Tamedia. In Senegal enthalte die Cerealien der gleichen Geschmacksrichtung sechs Gramm zugesetzten Zucker pro Portion.

Auch der Weizenbrei der Marke Cerelac, der von Nestlé vertrieben wird, enthält in Deutschland und Grossbritannien keinen Zuckerzusatz. Das gleiche Produkt enthält in Südafrika jedoch vier Gramm und in Äthiopien mehr als fünf Gramm Zucker pro Portion. «Eine solche Doppelmoral ist nicht zu rechtfertigen», zitiert Public Eye dazu Nigel Rollins, Kinderernährungsexperte bei der WHO.

Das sagt Nestlé

Auf Anfrage gibt das Unternehmen zu Protokoll, man halte sich an die Vorgaben der WHO. «Babynahrung ist eine stark regulierte Produktgruppe. Überall, wo wir tätig sind, entspricht unser Portfolio entweder lokalen Vorschriften oder internationalen Standards, einschliesslich der Schwellenwerte für den Kohlenhydratgehalt, der Zucker umfasst», so ein Sprecher gegenüber der Nachrichtenagentur AWP.

Zudem erklärt das Unternehmen, man habe «die Gesamtmenge an zugesetztem Zucker im Portfolio für Säuglingsmüsli in den letzten zehn Jahren weltweit um elf Prozent reduziert». Zudem würden die Getreideprodukte für Säuglinge weiterentwickelt und reformuliert, «um den Gehalt an zugesetzten Zuckern weiter zu reduzieren». (awp/sda)

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Nestlé immer wieder in der Kritik. Das ist die Geschichte
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43 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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denkpause
17.04.2024 12:44registriert April 2021
Zucker ist halt günstiger …

Ich meide schon seit Jahrzehnten Produkte von Nestle (auch wenn diese nicht immer offensichtlich ersichtlich sind). Wenn man jedoch sich das allgemeine Kaufverhalten ansieht, ist leider sehr vielen egal, wem sie ihr Geld letztlich geben, wen sie damit unterstützen.

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