Wie investieren Milliardärinnen und Milliardäre? Und warum sind einige Anleger so viel erfolgreicher als andere? Den Hauch einer Erklärung auf diese Fragen liefern jeweils die Einsichten in die Anlagen der grössten Investoren der Welt. Institutionelle Investoren müssen nämlich viermal im Jahr die US-Börsenaufsichtsbehörde (SEC) über ihre Käufe und Verkäufe von Aktien informieren.
Institutionelle Anleger sind solche, deren Investments so grosse Summen beinhalten (oder so häufig sind), dass dafür ein eigener Geschäftsbetrieb erforderlich ist. Konkret sind sie dann zu Transparenz verpflichtet, wenn sie Anlagen über einem Wert von 100 Millionen Dollar halten.
Einen solchen eigenen Geschäftsbetrieb besitzt auch Warren Buffett, einer der grössten und erfolgreichsten Investoren. Seine Anlagetipps und Einschätzungen werden seit Jahrzehnten von Börsenhändlern auf die Goldwaage gelegt. Ein Einblick in das Portfolio des berühmten Börsengurus, seine neusten Veränderungen – und was wir daraus ableiten können.
Und zwar im ganz grossen Stil. Gerade im letzten Jahr haben die führenden Ölkonzerne mehr als 200 Milliarden Dollar verdient, für viele der Unternehmen ein neuer Rekord.
Mittendrin im Profit rund um die hohen Energiepreise: Warren Buffett. Zwar reduzierte der Investor im vierten Quartal 2022 seine Beteiligung an Chevron, einem der weltgrössten Ölkonzerne, um 1,44 Prozent. Trotzdem verbleiben im Portfolio 162'975'771 Chevron-Aktien im Gesamtwert von über 29 Milliarden Dollar. Es ist daher nach wie vor die drittgrösste Beteiligung von Berkshire Hathaway.
Die Reduktion täuscht aber darüber hinweg, dass Buffett zuvor mit Aktien von Firmen im Ölsektor massiv ausgebaut hat. So hat er seine Beteiligung am US-Ölkonzern Occidental Petroleum kontinuierlich ausgebaut. Im ersten Quartal 2022 kaufte Buffett erneut dazu, mittlerweile besitzt er gar über 20 Prozent des Unternehmens – sowie das Recht, die Hälfte oder noch mehr der Aktien ankaufen zu können. Seither hat die Firma massiv an Wert gewonnen, was nicht zuletzt auch am Jahr 2022 und den hohen Ölpreisen liegt.
Occidental ist somit immerhin die siebtgrösste Beteiligung in Buffetts Portfolio. «Das Orakel von Omaha» hat also zum günstigsten Zeitpunkt zugeschlagen – und investiert nach wie vor dort, wo, nüchtern und längerfristig betrachtet, am meisten Gewinn wartet.
Vor allem aus zwei Gründen dürfte das besonders für Occidental zutreffen: Erstens ist die Firma im Permischen Becken in Texas tätig – die treibende Kraft hinter dem Wachstum der US-Ölproduktion, da es einen grösseren Anteil an noch zu erschliessenden Bohrlöchern hat.
Zweitens plant Occidental bis 2035 den Bau von 100 DAC-Anlagen (Direct Air Capture Technologies): Anlagen, die CO₂ direkt aus der Atmosphäre extrahieren sollen. Dank Bidens «Inflation Reduction Act», der mit hohen Bundesausgaben unter anderem die Reduktion von Kohlenstoffemissionen zum Ziel hat, hat Occidental seine Pläne von 70 auf 100 Anlagen erhöht. Der Grund: Anlagen wie diese sollen eine Steuergutschrift von bis zu 180 Dollar pro Tonne abgeschiedenes Kohlendioxid erhalten.
Warren Buffett gilt seit jeher als Kryptokritiker. Er begründet seine Ablehnung damit, dass die Digitalwährungen «keinen inneren Wert» hätten. Das macht Sinn, wenn man Buffetts Anlagestrategie betrachtet: Mit Berkshire Hathaway setzt der Investor seit dem ersten Tag auf das sogenannte Value Investing, also wertorientiertes Investieren. Bei der Strategie, die langfristig orientiert ist, basieren Verkaufs- oder Kaufentscheidungen primär auf den realen Werten eines Unternehmens.
Value Investing grenzt sich so von eher kurzfristigen Investmentstrategien ab, die sich in erster Linie an der Newslage, der Preisentwicklung oder der momentanen Nachfrage einer Aktie orientieren. Mit anderen Worten: Beim Value Investing betrachtet man die Aktie in ihrer ursprünglichen Funktion – als eine Beteiligung an einem realen Unternehmen – statt als Spekulationsobjekt.
Charlie Munger, der 99-jährige stellvertretende CEO von Berkshire Hathaway und langjähriger Freund und Geschäftspartner von Buffett, setzte bezüglich Kryptowährungen kürzlich noch einen drauf: Diese seien «wertlos», «crazy», «lächerlich» und «unsäglich». Und: «Ich denke, dass die Leute, die mir widersprechen, Idioten sind», meinte Munger kürzlich an einem Medienanlass. Und in einem Gastbeitrag im Wall Street Journal forderte er gar, die USA sollten Kryptowährungen verbieten.
Eines hat sich auch 2022 nicht geändert: Buffetts Lieblings-Aktie bleibt Apple. Ende 2022 besass er Apple-Aktien im Wert von 116,3 Milliarden Dollar. Damit machen diese den grössten Teil seines Portfolios aus.
Es schien deshalb für viele nur logisch, dass Buffett massiv in einen Apple-Zulieferer investierte. Im letzten Jahr kaufte er Aktien der Chip-Herstellerin Taiwan Semiconductor (TSMC) im Wert von 4,1 Milliarden Dollar.
Ende 2022 nun die grosse Überraschung: Buffett verkaufte 85 Prozent seiner TSMC-Aktien. Es war ein ungewöhnlicher Schritt für ihn, da er nicht für sogenannte Swing-Trades (Aktientitel zu kaufen, um sie dann rasch wieder zu verkaufen) bekannt ist. Noch hat sich Buffett nicht zu seiner Entscheidung geäussert, er wird dies wohl wie immer an der jährlichen Aktionärsversammlung seiner Firma Berkshire Hathaway im Mai tun.
Allerdings gibt es bereits rege Spekulationen nach dem Weshalb. Einerseits könnte das Abstossen dieser Aktie mit den immer strengeren Technologiebeschränkungen, die durch die Biden-Regierung erlassen werden, zu tun haben. Das soll die inländische Produktion stärken, bringt aber exportorientierte Firmen mit Sitz in China unter Druck. Neben Problemen wie der nachlassenden Nachfrage aufgrund der Inflation sowie immer noch unterbrochenen Lieferketten spürte gerade die Chip-Branche diesen Druck in letzter Zeit massiv. Analysten sagen auch deshalb für TSMC sinkende Umsätze voraus.
Andererseits könnte die schnell zunehmende Anspannung zwischen den USA und China – Stichwort Spionageballons – ebenfalls eine Rolle gespielt haben. Aber auch der militärische Konflikt, der sich zwischen Taiwan – das nie von China als unabhängiger Staat anerkannt wurde – und China abzeichnet, könnte Instabilität bringen. Spannungen wie diese fügen Investments in chinesische respektive taiwanesische Aktien ein politisches Risiko hinzu. Buffett – und mit ihm vielleicht künftig auch andere Investoren – könnte dieses Risiko einkalkuliert und sich so gegen die Aktie entschieden haben.
Dafür blieb Buffett seinem Lieblingsunternehmen Apple weiterhin treu: Im letzten Quartal 2022 kaufte das «Orakel von Omaha» über 300'000 weitere Apple-Aktien hinzu. Damit macht das Tech-Unternehmen fast 40 Prozent von Buffetts gesamtem Portfolio aus.
An folgenden Firmen hält der Investor – im Vergleich zu seinen anderen Anlagen – die meisten Aktien (mit Stichtag am 31. Dezember 2022):
Da sehe ich ihn und seinesgleichen schon in der Verantwortung
Das versuchen doch alle, nur haben viele davon nicht sein „Gschpüri“ wie sich der Markt entwickelt. 🤷♂️