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Öl, Gold und Waffen: Wer vom Krieg in Israel profitiert

Öl, Gold und Waffen: Wer vom Krieg in Israel profitiert

17.10.2023, 16:2717.10.2023, 17:01
Lara Knuchel
Mehr «Wirtschaft»

Egal, wie sich der blutige Konflikt zwischen den Hamas im Gazastreifen und Israel weiter entwickelt, die – zumindest vorübergehenden – Sieger stehen bereits fest.

Es sind Anleger in Gold, Öl und Waffen. Ein Überblick.

Die Ausgangslage

Den Finanzmärkten weht seit geraumer Zeit ein zäher Wind entgegen. Er wird angetrieben von den hohen Zinsen – aber auch von grosser geopolitischer Instabilität. Sie macht es schwierig für Anlegerinnen und Anleger, zu erkennen, wo die Reise hingeht. Die Folge: Die Verunsicherung ist gross.

Symptomatisch dafür ist der «CNN Fear & Greed Index» – eine Art Stimmungsindex für die Finanzmärkte. Dessen Zeiger schwankt seit Monaten zwischen «Angst» und «Extremer Angst».

Der «Fear & Greed Index» von CNN

CNN Fear and Greed Index, 16. Oktober 2023
Ausdruck der Unsicherheit: Der «Fear & Greed Index» pendelt zwischen «Extremer Angst» und «Angst». Bild: cnn

Der brutale Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober und Israels Bomben auf den Gazastreifen als Folge der Attacke sind nach dem Krieg in der Ukraine ein weiterer unerwarteter globaler Schock. Solche Schocks lassen auch die weltweite Wirtschaft nicht unberührt. Und das nicht nur negativ: Einzelne profitieren auch von den Unsicherheiten.

Das Erdöl

Der Erdölpreis reagiert bei Krisen jeweils sehr stark. Und bei Krisen im Nahen Osten gilt dies erst recht, denn dort ist viel Öl im Boden. Grundsätzlich kommt es aber auf die Art der Krise an, wie und ob der Ölpreis reagiert. Denn auch für den Erdölpreis gilt: Er ergibt sich durch die (erwartete) Nachfrage sowie durch das (erwartete) Angebot.

Der Preis für Erdöl ist am Sonntag dramatisch zurückgegangen. (Symbolbild)
Der Preis für Erdöl entsteht durch die globale Nachfrage und das Angebot. Dieses Mal ist das Angebot betroffen. Bild: EPA

Während der Finanzkrise 2008 beispielsweise erreichten die Preise zunächst Höchststände, die bis heute als Spitzenwerte gelten. Der Grund: Viele schichteten ihr Geld vom Aktienmarkt in das etwas wertbeständigere Öl. Doch danach folgte auch sogleich einer der grössten Abstürze: Der Erdölpreis sank innerhalb eines halben Jahres um mehr als hundert Dollar.

Denn der Finanzkrise war eine Wirtschaftskrise gefolgt. Die Anlegenden erwarteten durch den Einbruch der wirtschaftlichen Tätigkeiten einen geringeren Erdölverbrauch.

Ähnliches spielte sich während der Coronakrise ab: Auch da sanken die Erdölpreise stark. Der Grund war damals ebenfalls, dass ein starker Einbruch in der Nachfrage beobachtet und auch für die nahe Zukunft erwartet wurde.

Anders beim derzeitigen Nahost-Konflikt: Am Montag nach dem Angriff der Hamas auf Israel stieg der Erdölpreis um mehrere Dollar pro Fass. Analysten schrieben, dass eine Ausweitung des Konfliktes auf Saudi-Arabien und Iran befürchtet wird. Dann könnte ein Anstieg von 20 Dollar pro Barrel auf über 100 Dollar drohen.

Der Anstieg dürfte diesmal also vom (erwarteten) Angebot herrühren. So erklärte der Marktanalyst Christian Henke vom Onlinebroker IG gegenüber Finanzen.net:

«Der aufflammende Konflikt im Nahen Osten hat die Finanzmärkte auf dem falschen Fuss erwischt. Vor allem geht die Angst vor einer Unterbrechung der Lieferung des Rohöls aus dem Iran umher.»

In der vergangenen Woche lag der Öl-Kurs am Freitag – knapp eine Woche nach dem Hamas-Angriff – bei rund 90 Dollar, also rund 5 Dollar mehr als in der Vorwoche.

Das Gold – und der Schweizer Franken

In Krisen gelten sogenannte «sichere Häfen» als besonders beliebte Investitionsobjekte. Bei den Währungen ist das etwa der Schweizer Franken: Er gilt als stabile und krisenresistente Währung, die sich üblicherweise besonders zu unsicheren Zeiten aufwertet.

Dies gilt einmal mehr während der Krise im Nahen Osten. Ende der letzten Woche befand sich der Franken/Euro-Kurs auf einem neuen Allzeithoch: Noch nie hat der Euro im Vergleich zum Schweizer Franken so wenig gekostet – er fiel unter die 95-Rappen-Marke. Auch gegenüber dem US-Dollar stieg der Schweizer Franken seit Anfang Oktober leicht. Allerdings: längst nicht so stark wie gegenüber dem Euro. Das zeigt, dass der Euro – genau umgekehrt zum Schweizer Franken – eine besonders krisenanfällige Währung ist.

Doch zurück zu den Krisengewinnern. Hier gibt es nämlich einen Rohstoff, der wie kein anderer als bombensicher gilt: Gold. Auch in dieser Krise zeigte sich das: Der Goldpreis stieg am vergangenen Freitag (13. Oktober) um 3,4 Prozent. Es war der stärkste Anstieg innerhalb eines Tages seit sieben Monaten.

Der Goldpreis in US-Dollar pro Unze

Goldpreis.de - Aktuelle Preise und Kurse
Zeitspanne: letzte drei Monate. Eine Unze entspricht 28,35 Gramm.quelle: goldpreis.de

Die Rüstungsindustrie

Bereits der antike Autor Cicero wusste:

«Man verschiesst Pfeile, die ein Anderer gemacht hat.»

Natürlich wissen das auch die Anleger an der Börse. So stiegen die Aktienkurse der amerikanischer Rüstungskonzerne Lockheed Martin, Northrop Grumman, RTX (ehemals Raytheon) und General Dynamics bereits am Montag nach dem Angriff der Hamas rasant an.

Der rasante Anstieg des Aktienkurses von Lockheed Martin

Aktienkurs Lockheed Martin
Lag der Aktienkurs am Freitag vor dem Angriff noch bei knapp unter 400 Dollar, stieg er übers Wochenende auf fast 440 Dollar pro Aktie. Bild: screenshot google finance

Und auch die europäischen Rüstungsunternehmen zeigen, wie Krisen positiv auf ihren Wert an der Börse wirken. Die Aktie der britischen BAE Systems, eines der grössten Rüstungskonzerne Europas, ist bereits zu Beginn des Kriegs in der Ukraine sprunghaft angestiegen. Seither steigt sie vor allem. Und nun – nach dem Angriff der Hamas in Israel – verzeichnet der Aktienkurs sogar ein Allzeithoch.

Aktienkurs BAE Systems innerhalb des letzten Jahres

Aktienkurs BAE systems
GBX bedeutet Pfund Sterling (die Aktie wird am Londoner Aktienmarkt gehandelt).screenshot: google finance

Der Konflikt zwischen Israel und den Hamas ist bis jetzt nicht vorbei. Je nach Verlauf werden Erdöl-, Gold- und Waffenaktionärinnen und -aktionäre noch weiter profitieren. So schrieb der australische Marktanalyst Kyle Rodda am Dienstag auf Capital.com in einer Notiz:

«Die Kursentwicklung deutet nicht darauf hin, dass die Risiken eines offenen Bodenkriegs im Gazastreifen vorüber sind – es sieht eher nach einer Neupositionierung nach den relativ heftigen Bewegungen Ende letzter Woche aus.»
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22 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Denverclan
17.10.2023 18:00registriert September 2016
Die ganze Welt ist kaputt, man kann kaum noch ruhig atmen…es nimmt einem die Luft und im Gehirn fehlt der Platz, das alles einzuordnen. Längst ist das komplexe Böse zum Selbstläufer geworden, diese ganze Mischung zwischen Armut, Reichtum, Korruption, Geldgeilheit, Machthunger, Fanatismus, Religionen, Köpfe einschlagendes Fussvolk usw…die Liste ist traurig lang. Es läuft einfach alles falsch, oben wie unten. Sogar wer die Wahl hat, wählt noch das Falscheste, wobei, was ist überhaupt das Richtige? Unsere Kinder tun mir leid, die Zukunft sieht Scheisse aus und für viele ist es jetzt schon so…🤮
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Bernerine
17.10.2023 18:06registriert April 2021
Den Artikel finde ich doch etwas fragwürdig. Die Hamas startet Angriffe ungeachtet der Börse und deren Gewinner. Hamas, Taliban, IS etc. haben ihre eigene Agenda.
Ja, Waffenhändler haben schon immer am Krieg verdient.
Es ist aber eine seltsame Mode, dem ultrabösen Westen so quasi die Schuld zu geben.
Ich wage zu behaupten, dass die meisten Waffenlieferanten im Nahen Osten eher nicht aus dem Westen stammen.
und ich bin überzeugt, hätte Israel oder der Westen keine Waffen wäre die Weltkarde eine andere, nämlich eine ohne Demokratien.
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