Egal, wie sich der blutige Konflikt zwischen den Hamas im Gazastreifen und Israel weiter entwickelt, die – zumindest vorübergehenden – Sieger stehen bereits fest.
Es sind Anleger in Gold, Öl und Waffen. Ein Überblick.
Den Finanzmärkten weht seit geraumer Zeit ein zäher Wind entgegen. Er wird angetrieben von den hohen Zinsen – aber auch von grosser geopolitischer Instabilität. Sie macht es schwierig für Anlegerinnen und Anleger, zu erkennen, wo die Reise hingeht. Die Folge: Die Verunsicherung ist gross.
Symptomatisch dafür ist der «CNN Fear & Greed Index» – eine Art Stimmungsindex für die Finanzmärkte. Dessen Zeiger schwankt seit Monaten zwischen «Angst» und «Extremer Angst».
Der brutale Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober und Israels Bomben auf den Gazastreifen als Folge der Attacke sind nach dem Krieg in der Ukraine ein weiterer unerwarteter globaler Schock. Solche Schocks lassen auch die weltweite Wirtschaft nicht unberührt. Und das nicht nur negativ: Einzelne profitieren auch von den Unsicherheiten.
Der Erdölpreis reagiert bei Krisen jeweils sehr stark. Und bei Krisen im Nahen Osten gilt dies erst recht, denn dort ist viel Öl im Boden. Grundsätzlich kommt es aber auf die Art der Krise an, wie und ob der Ölpreis reagiert. Denn auch für den Erdölpreis gilt: Er ergibt sich durch die (erwartete) Nachfrage sowie durch das (erwartete) Angebot.
Während der Finanzkrise 2008 beispielsweise erreichten die Preise zunächst Höchststände, die bis heute als Spitzenwerte gelten. Der Grund: Viele schichteten ihr Geld vom Aktienmarkt in das etwas wertbeständigere Öl. Doch danach folgte auch sogleich einer der grössten Abstürze: Der Erdölpreis sank innerhalb eines halben Jahres um mehr als hundert Dollar.
Denn der Finanzkrise war eine Wirtschaftskrise gefolgt. Die Anlegenden erwarteten durch den Einbruch der wirtschaftlichen Tätigkeiten einen geringeren Erdölverbrauch.
Ähnliches spielte sich während der Coronakrise ab: Auch da sanken die Erdölpreise stark. Der Grund war damals ebenfalls, dass ein starker Einbruch in der Nachfrage beobachtet und auch für die nahe Zukunft erwartet wurde.
Anders beim derzeitigen Nahost-Konflikt: Am Montag nach dem Angriff der Hamas auf Israel stieg der Erdölpreis um mehrere Dollar pro Fass. Analysten schrieben, dass eine Ausweitung des Konfliktes auf Saudi-Arabien und Iran befürchtet wird. Dann könnte ein Anstieg von 20 Dollar pro Barrel auf über 100 Dollar drohen.
Der Anstieg dürfte diesmal also vom (erwarteten) Angebot herrühren. So erklärte der Marktanalyst Christian Henke vom Onlinebroker IG gegenüber Finanzen.net:
In der vergangenen Woche lag der Öl-Kurs am Freitag – knapp eine Woche nach dem Hamas-Angriff – bei rund 90 Dollar, also rund 5 Dollar mehr als in der Vorwoche.
In Krisen gelten sogenannte «sichere Häfen» als besonders beliebte Investitionsobjekte. Bei den Währungen ist das etwa der Schweizer Franken: Er gilt als stabile und krisenresistente Währung, die sich üblicherweise besonders zu unsicheren Zeiten aufwertet.
Dies gilt einmal mehr während der Krise im Nahen Osten. Ende der letzten Woche befand sich der Franken/Euro-Kurs auf einem neuen Allzeithoch: Noch nie hat der Euro im Vergleich zum Schweizer Franken so wenig gekostet – er fiel unter die 95-Rappen-Marke. Auch gegenüber dem US-Dollar stieg der Schweizer Franken seit Anfang Oktober leicht. Allerdings: längst nicht so stark wie gegenüber dem Euro. Das zeigt, dass der Euro – genau umgekehrt zum Schweizer Franken – eine besonders krisenanfällige Währung ist.
Doch zurück zu den Krisengewinnern. Hier gibt es nämlich einen Rohstoff, der wie kein anderer als bombensicher gilt: Gold. Auch in dieser Krise zeigte sich das: Der Goldpreis stieg am vergangenen Freitag (13. Oktober) um 3,4 Prozent. Es war der stärkste Anstieg innerhalb eines Tages seit sieben Monaten.
Bereits der antike Autor Cicero wusste:
Natürlich wissen das auch die Anleger an der Börse. So stiegen die Aktienkurse der amerikanischer Rüstungskonzerne Lockheed Martin, Northrop Grumman, RTX (ehemals Raytheon) und General Dynamics bereits am Montag nach dem Angriff der Hamas rasant an.
Und auch die europäischen Rüstungsunternehmen zeigen, wie Krisen positiv auf ihren Wert an der Börse wirken. Die Aktie der britischen BAE Systems, eines der grössten Rüstungskonzerne Europas, ist bereits zu Beginn des Kriegs in der Ukraine sprunghaft angestiegen. Seither steigt sie vor allem. Und nun – nach dem Angriff der Hamas in Israel – verzeichnet der Aktienkurs sogar ein Allzeithoch.
Der Konflikt zwischen Israel und den Hamas ist bis jetzt nicht vorbei. Je nach Verlauf werden Erdöl-, Gold- und Waffenaktionärinnen und -aktionäre noch weiter profitieren. So schrieb der australische Marktanalyst Kyle Rodda am Dienstag auf Capital.com in einer Notiz:
Ja, Waffenhändler haben schon immer am Krieg verdient.
Es ist aber eine seltsame Mode, dem ultrabösen Westen so quasi die Schuld zu geben.
Ich wage zu behaupten, dass die meisten Waffenlieferanten im Nahen Osten eher nicht aus dem Westen stammen.
und ich bin überzeugt, hätte Israel oder der Westen keine Waffen wäre die Weltkarde eine andere, nämlich eine ohne Demokratien.