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Aldi Suisse: So eroberte der Harddiscounter in 18 Jahren die Schweiz

ARCHIVBILD ZUR ERHOEHUNG DES MINDESTLOHNES BEI ALDI SCHWEIZ AUF 4440 FRANKEN, AM DONNERSTAG, 26. NOVEMBER 2020 - A customer enters the Aldi Suisse branch in Ingenbohl, in the Canton of Schwyz, Switzer ...
Man kann's schon so sagen: Aldi hat für viele Schweizer das Einkaufen verändert.Bild: keystone

Happy Birthday, Aldi! Wie der Harddiscounter die Schweiz eroberte

Heute vor 18 Jahren öffneten die ersten vier Aldi-Filialen in der Schweiz ihre Tore. Der Discounter aus Deutschland wurde kritisch beäugt, hat sich aber festgesetzt und wird heute «erwachsen».
27.10.2023, 15:49
Reto Fehr
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Philipp Reich
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Endlich volljährig! Der deutsche Discounter Aldi eröffnete heute vor 18 Jahren seine ersten Filialen in der Schweiz. In Weinfelden TG, Amriswil TG, Altenrhein SG und Gebenstorf AG öffnen 2005 die ersten Verkaufsstellen ihre Türen. 16 Monate dauerte die Vorbereitung dazu. Dann lernte die Schweiz auch neue Preise kennen. Denn der Harddiscounter kalkulierte diese auf den Rappen genau, der Einkaufsbetrag wurde dann auf den nächsten 5er- oder 10er-Rappenwert abgerundet. Ebenfalls neu war die Standortwahl: Aldi-Filialen entstanden oft an der Peripherie.

Der Markteintritt wurde nicht überall freudig erwartet. Die UNIA kritisierte, dass Aldi systematisch Teilzeitarbeit durchdrücke und damit die Arbeitgeberbeiträge für die Pensionskasse umgehe, weniger an die Krankentaggeldversicherung bezahle und neben Verboten für sichtbare Tattoos und Piercings müssten die Angestellten am Abend auch noch den Laden reinigen.

Und weiter: Der Aldi-Lohn von 3696 Franken für eine Vollzeitstelle sei eine schäbige Mogelpackung: Die Beschäftigten müssten 42 Stunden pro Woche arbeiten – eine mehr als bei Migros und Coop.

Un client est photographie avec sa valise dans le nouveau magasin d'alimentation, supermarche, Aldi Suisse ce mercredi 16 janvier 2019 a la Gare CFF de Lausanne. (KEYSTONE/Laurent Gillieron)
Aldi hat seine Produktpalette kontinuierlich den Schweizern angepasst.Bild: KEYSTONE

Ganz so billig wie erwartet war Aldi dann auch nicht. Der «K-Tipp» kommentierte im März 2006: «Von Aldi Schweiz haben sich viele niedrigere Preise erhofft. Viel günstiger ist der deutsche Discounter jedoch nicht.»

Doch der damalige Eindringling aus Deutschland etablierte sich hier und das Verkaufsnetz wuchs in den letzten Jahren stetig. Auch Angebote zu Reisen (2006), Mobiltelefonie, Fotos (beide 2007), Onlineshop mit Non-Food-Produkten (2018) oder ein Online-Lieferdienst (2021) kamen dazu.

Heute kann man sagen: Aldi ist in der Schweiz offiziell erwachsen geworden. Ein etwas verfrühtes Geburtstagsgeschenk hat sich Aldi kürzlich selbst gemacht: Gestern wurde die 239. Filiale der Schweiz in Wallisellen eröffnet.

Das Aldi-Netz der Schweiz

Im Jahr 2005 wurden nach den vier Filialen im Oktober bis Ende Jahr noch drei weitere eröffnet. 300 Mitarbeitende hatte das Unternehmen in der Schweiz damals. 18 Jahre später sind es 3900.

Und so eroberte Aldi die Schweiz:

2005
2010
2015
2020
2023

Jährliche Entwicklung

In den Anfangsjahren drängte Aldi mit zahlreichen Verkaufsläden aggressiv in den Schweizer Markt. 2006 kamen 18 Standorte dazu, 2007 deren 28 und im Jahr 2008 mit 36 so viele wie nachher nie mehr. Seit 2012 eröffnen rund fünf bis zehn neue Verkaufsstellen pro Jahr ihre Tore.

2009 wurde die 100. Filiale eröffnet, 2019 die 200. 2015 gab der damalige Aldi-Suisse-Länderchef Timo Schuster ein Fernziel von 300 Filialen an. In welchem Zeitraum dieses erreicht werden soll, liess er in der «Handelszeitung» damals offen. Auf Anfrage schreibt die Medienstelle Aldi Suisse, dass man weiterhin an diesem mittelfristigen Ziel von 300 Filialen festhält.

Die Nummer 6 im Land

In der Schweiz liegt Aldi mit seinen 239 Filialen weiterhin vor dem etwas später in den Schweizer Markt eingetretenen Lidl (eröffnete am 26. Oktober seine 174. Filiale), aber noch knapp hinter der niederländischen Supermarktkette Spar.

Der Abstand zu Denner, Volg, Migros und Coop (jeweils nur Supermärkte) bleibt gross, aber so ein grosses Filialnetz ist – wie oben gehört – mittelfristig auch nicht das Ziel.

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153 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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HerbertBert
27.10.2023 16:24registriert Juni 2018
Für jemanden der in einer Arbeiterfamilie aufgewachsen ist war der Aldi ein Segen.

Heute ist vor allem die Gemüse/Früchteabteilung massiv besser als bei den zwei Grossen und trotzdem günstiger.

Einzig peinlich war als sie mal Aldi Chind implementieren wollten.
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Rodger
27.10.2023 17:08registriert November 2020
Wer hinter die Kulissen schauen kann, weiss dass Migros und Coop jahrelang ihre Oligopolstellung ausgenutzt haben. Aldi zahlt nicht schlechter als die Migros däfur landet nicht der meiste Gewinn beim Detailhändler. Fragen Sie mald die Bauern an wenn sie lieber liefern.
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LuckyBlue
27.10.2023 17:36registriert Juni 2019
Ich bin eher überrascht, dass es so viele Spar-Filialen in der Schweiz gibt.
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