Schweiz
Migros

Die Migros streicht ihre Eigenmarken zusammen

Die Migros streicht ihre Eigenmarken zusammen - welche bleiben und welche verschwinden

Die Detailhändlerin will ihr Markenportfolio vereinfachen, sei es bei Küchenutensilien oder Unterhosen. Die Strategie birgt auch Gefahren.
11.05.2023, 07:24
Benjamin Weinmann / ch media
Mehr «Schweiz»
The Migros logo on the facade of the building complex "Puls 5", pictured in Zurich, Switzerland, on January 19, 2018. (KEYSTONE/Christian Beutler) 

Das Migros-Logo an der Fassade des Gebaeu ...
Bild: KEYSTONE

Sie machen einen Grossteil der Migros-DNA aus: die Eigenmarken. Bei den Lebensmitteln sind es Namen wie Anna's Best, Aproz oder Farmer. Doch auch im so genannten Near- und Non-Food-Bereich setzt die Migros seit je auf ihre eigenen Markenkreationen, also bei allen Produkten, die man nicht essen oder trinken kann. Doch nun kommt es hier zum Streichkonzert, wie der Detailhändler in seinem hauseigenen Magazin ankündigt.

Die für den Near- und Non-Food-Bereich zuständige Migros-Managerin, Ruth Vögtlin, sagt, dass man alle Sortimente unter die Lupe genommen habe. «Wo nötig, haben wir einzelne Produkte oder gar ganze Sortimente verändert.» Denn gewisse Produkte, wie zum Beispiel Ordner, seien heute nicht mehr so gefragt, weil die Menschen vieles digital erledigten.

Nachhaltiger wird wichtiger

Das Sortiment mit Produkten wie Zahnpasta, Gesichtscremes oder Wasch- und Putzmittel, aber auch Textilien und Hartwaren wie Zahn- und Haarbürsten sei «etwas in die Jahre gekommen» und spreche vor allem die jüngere Kundschaft nicht an. «Themen wie Nachhaltigkeit sind wichtiger geworden.» Stil, Qualität und Funktionalität sollen zeitgemässer werden, sagt Vögtlin, ohne dies genauer zu erklären.

Zur Strategieanpassung gehört aber auch, dass langjährige Eigenmarken wie «John Adams» oder «Cucina & Tavola» verschwinden. «Es gab so viele verschiedene, dass es unübersichtlich wurde», sagt Vögtlin. «Als Kunde hat man unter Umständen nicht einmal gemerkt, dass es die John-Adams-Unterhose nur bei der Migros gibt.» Sprich: Die Marken hatten offenbar zu wenig Strahlkraft.

Marke Migros soll helfen

Nun soll es die Hauptmarke Migros richten, angereichert mit dem Namen der Kategorie. So werden das Geschirr und Besteck von «Cucina & Tavola» neu unter dem Namen «Migros Kitchen & Co.» verkauft. Und die Unterwäsche-Marken «John Adams», «Nick Tyler» und «Ellen Amber» werden durch «Migros Essentials» ersetzt.

Eine komplette Tabula rasa wagt die Migros aber nicht. «Unsere Ikonen rühren wir nicht an, darunter das Handy-Spülmittel», sagt Vögtlin. Auch andere bekannte Eigenmarken wie Candida, Sun Look oder Total bleiben bestehen. Besonders nachhaltige Produkte, wie solche mit Bio-Baumwolle, erhalten neu ein grünes Blatt neben dem Logo. Preislich soll es laut Vögtlin jedoch keine Anpassungen geben.

Umstellung bis Ende September

In ein paar Migros-Genossenschaften ist die Umstellung bereits angelaufen. Bis Ende September sollen alle Filialen in der Schweiz nur noch die neuen Eigenmarken verkaufen. Was die Umstellung kostet, verrät Migros-Sprecher Marcel Schlatter auf Nachfrage nicht.

Warenkorb mit Migros-Produkten, M-Budget Produkten und Markenartikeln, aufgenommen am 20. Januar 2005 im Migros Limmatplatz in Zuerich. Migros zaehlt zu den groessten Anbietern in der Schweiz. Das Ver ...
Die Migros hat ihr Billigsortiment zuletzt ausgebaut.Bild: KEYSTONE

Bereits vor drei Jahren führte die Migros grössere Sortimentsanpassungen durch, gab manche Eigenmarken wie «Bellena» auf und führte Rochaden zwischen «M-Classic» und «M-Budget» durch, wobei die Billigmarke ausgeweitet wurde (CH Media berichtete).

Suche nach «Renner» und «Penner»

Tatsächlich sind Detailhändler ständig daran, ihr Sortiment zu durchleuchten, um die «Renner» und «Penner» ausfindig zu machen. So werden in der Branche die erfolgreichen und weniger erfolgreichen Produkte salopp genannt.

Die wohl grösste Sortimentsanpassung in jüngerer Vergangenheit nahm die Migros 2012 vor, als das damals verfügbare Sortiment von 40'000 Artikeln um 10 Prozent verkleinert wurde. Umfragen hatten ergeben, dass die Kundschaft oft zu lange nach ihrem Produkt suchen musste. Oder wie es ein Migros-Manager damals sagte: Man habe in grösseren Geschäften bis zu 17 Marken Mineralwasser in 35 Formaten. «So viele verschiedene Produkte braucht es einfach nicht.»

Andererseits besteht bei solchen Aktionen immer die Gefahr, treue Kundinnen und Kunden zu vergraulen, die plötzlich ihre Lieblingsprodukte im Regal nicht mehr finden. (aargauerzeitung.ch)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
130 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Tagedieb
11.05.2023 08:13registriert März 2016
"Umfragen hatten ergeben, dass die Kundschaft oft zu lange nach ihrem Produkt suchen musste." ja - aber vorallem, weil gefühlt alle zwei Wochen, das ganze Migros umgeräumt wird und alles wieder in einer völlig anderen Ecke steht. das nervt, wenn man nur rasch was einkaufen will!
25926
Melden
Zum Kommentar
avatar
ELMatador
11.05.2023 08:14registriert Februar 2020
Ich wünsche mir, dass sie die Marken wirklich nur zusammenziehen und nicht plötzlich noch mehr Eigenprodukte zugunsten von überteuerten Markenprodukten aussortieren.

By the way, ich bin mir nicht sicher, ob Ruth Vöglin bewusst ist, wie viel Wert (Wiederernennung und Vertrauen) ihre zusammengestrichenen etablierten Marken haben.
1486
Melden
Zum Kommentar
avatar
International anerkannter Experte für ALLES
11.05.2023 09:05registriert Juli 2021
So lange nur die Marken verschwinden aber nicht die Produkte, ist das nicht so schlimm… Wie das Besteck jetzt konkret heisst, interessiert doch nicht, so lange es im Laden zu finden ist.
904
Melden
Zum Kommentar
130
Glarner Jäger sollen die Wildhut bei der Wolfsjagd unterstützen

Im Kanton Glarus sollen die Jägerinnen und Jäger künftig die Wildhut bei der Regulierung von Wölfen unterstützen. Dies fordert die SVP-Fraktion im Landrat in einem Postulat. Der Regierungsrat unterstützt den Vorstoss.

Zur Story