Namhafte westliche Grosskonzerne wie Nestlé und Coca-Cola haben ihre Geschäfte in Russland stark reduziert oder ganz eingestellt. Der Basler Pharmakonzern Roche geschäftet aber weiterhin im Land. In einem Interview mit den Tamedia-Zeitungen vom Dienstag verteidigt CEO Severin Schwan das Vorgehen: «Wir können doch nicht einfach den russischen Patienten lebensrettende Krebsmedikamente vorenthalten».
Es bestehe ein internationaler Konsens darüber, dass Medikamente von Sanktionen ausgenommen seien. Roche habe eine Verantwortung gegenüber allen Patienten, «die von unseren Medikamenten abhängen», so der CEO.
Zudem erklärte Schwan, dass Roche in Russland 800 Mitarbeitende im Vertrieb habe, «aber wir betreiben keine Produktionsstätten.» Die Preise für russische Medikamente sind in Rubel festgesetzt. Das sei ein Verlustgeschäft für Roche, gibt Schwan zu: «Wir verlieren im Moment in Russland Geld.»
Das Pharmaunternehmen hat zuvor den Angriffskrieg Russlands verurteilt und bekannt gegeben, Antibiotika an die Ukraine zu spenden. Der Wert der Medikamente geht laut Schwan «in die Millionen». Vor Ort arbeite der Konzern mit Hilfswerken zusammen wie dem Roten Kreuz, aber auch mit privaten Transportunternehmen. «Die ukrainische Regierung hat Sammelstellen für Medikamente eingerichtet, die wir beliefern. Im Moment funktioniert das wieder», sagt Schwan. (dpo)