Schweiz
International

Mehrheit der Schweizer für strengere Sanktionen gegen Russland

Mehrheit der Schweizer Bevölkerung ist für strengere Sanktionen gegen Russland

28.03.2022, 07:0028.03.2022, 07:59
Mehr «Schweiz»

Eine Mehrheit der Schweizer Bevölkerung würde gemäss einer Umfrage strengere Sanktionen gegen Russland befürworten, selbst wenn dies eine Öl- und Gas-Knappheit in der Schweiz bedeuten würde. Positiv bewertet würde etwa, wenn mehr Gelder eingefroren würden.

Protestors carry placards with "Stop Putin" as they take part in a demonstration against the Russian invasion of Ukraine on the sideline of the Financial Times Commodities Global Summit, in  ...
Protestierende mit Plakaten an der Demonstration vom 22. März in Lausanne.Bild: keystone

Das zeigte eine Umfrage, die das Forschungsinstitut Link am Montag veröffentlichte. 57 Prozent der Befragten gaben an, dass sie es befürworten würden, wenn sämtliche in der Schweiz vorhandenen Vermögenswerte hochrangiger Russen und der Verbündeten der russischen Führung eingefroren würden. Gleich viele wären dafür, russische Banken von den Schweizer Finanzmärkten abzukoppeln.

Die Mehrheit (56 Prozent) sprach sich zudem für strengere Sanktionen aus, selbst wenn dies negative Konsequenzen für die Öl- und Gasversorgung in der Schweiz hätte. Wenn die Massnahmen einen signifikanten Anstieg der Energiepreise oder der allgemeinen Lebenshaltungskosten bedeuten würden, wären immer noch über 50 Prozent dafür. Anders sah es aus, wenn die Sanktionen eine Steuererhöhung zur Deckung der Verteidigungskosten bedeuten würden. Dann sprächen sich 58 Prozent dagegen aus.

Dabei zeigte sich: Junge waren weniger bereit, eigene Abstriche zu machen als ältere Generationen. Dass der Angriff auf die Ukraine einen negativen Einfluss auf die eigene finanzielle Situation hat, glaubte aber über die Hälfte der Befragten.

Gegen Einschränkung von Visa-Erleichterungen

Bei neuen Massnahmen fänden etwa auch Exportkontrollen für Hightech-Produkte und Software an Russland eine hohe Zustimmung. Für Diskussionen sorgen dürfte eine Aufstockung des Schweizer Verteidigungsetats zur Abschreckung - 40 Prozent sprachen sich dagegen aus. 35 Prozent fanden die bis anhin diskutierten Massnahmen in etwa richtig, 12 Prozent waren der Meinung, man solle weiter gehen.

Generell stimmte eine Mehrheit der Bevölkerung aber den Aktionen des Bundesrates zu und fand, dass die bislang gesprochenen Sanktionen in etwa richtig seien. Lediglich die Einschränkungen bei Visa-Erleichterungen für Russinnen und Russen traf nicht auf Zustimmung - knapp einem Viertel der Befragten gingen diese zu weit, einem Fünftel gingen sie nicht weit genug.

Überwältigende Mehrheit für Integration

Beinahe drei Viertel gaben zudem an, dass sie der Ansiedlung von Geflüchteten positiv gegenüber stehen. Sie befürworteten ein Schweizer Programm, um einige ukrainische Flüchtlinge in der Schweiz anzusiedeln. Fast die meisten davon wären bereit, einige Zehntausend Menschen in die Schweiz aufnehmen.

Dass die Schweiz eine moralische Verpflichtung hat, den Geflüchteten Asyl in der Schweiz zu gewähren, war wenig umstritten. 78 Prozent sprachen sich dafür aus. Der Blick in die Generationenunterschiede zeigte in diesem Fall: Während bei den 15-29-Jährigen 69 Prozent eine solche moralische Verpflichtung sahen, waren es bei den 60-79-Jährigen ganze 84 Prozent.

Die Umfrage zeigte zudem: Die Neutralität war den Schweizerinnen und Schweizern zwar wichtig (56 Prozent fanden, die Schweiz sollte sich neutral gegenüber Russland und der Ukraine verhalten), eine klare Mehrheit von 82 Prozent wünschte sich aber eine aktive Vermittlerrolle der Schweiz. 65 Prozent fanden, die Schweiz sollte sich klar zur Ukraine bekennen und die Sanktionen der EU gegen Russland vollumfänglich umsetzten.

Eine Mehrheit aller Altersgruppen war sehr besorgt über die aktuelle Situation. Viele hielten es für wahrscheinlich, das Russland Chemiewaffen einsetzen könnte (47 Prozent). Dass Atomwaffen eingesetzt werden, hielten weniger für wahrscheinlich 28 Prozent).

Die Umfrage wurde schweizweit vom 17. bis am 21. März 2022 bei über 1200 Personen im Alter zwischen 17 und 79 Jahren durchgeführt.

Schädliche Folgen für Wirtschaft befürchtet

Auch laut einer vom «Sonntagsblick» zitierten repräsentative Umfrage des Forschungsinstituts Gallup International trägt die Schweizer Bevölkerung die Sanktionen klar mit. Jede zweite Person im Land hielt sie demnach für angemessen. 34 Prozent der 1000 Befragten sprachen sich für eine Verschärfung der Sanktionen aus. 61 Prozent befürchteten jedoch schädliche Folgend von Sanktionen für die Schweizer Wirtschaft.

In einer Online-Umfrage, die am letzten Mittwoch in den Zeitungen von Tamedia veröffentlicht wurde, sprachen sich fast drei von vier Befragten für die Sanktionen gegen Russland aus, die nach dem Einmarsch in die Ukraine verhängt wurden. Ein Viertel lehnte sie ab. Im Detail waren 61 Prozent der Befragten dafür, dass die Schweiz die Sanktionen der EU übernimmt. (saw/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Diesen russischen Oligarchen geht die EU an den Kragen
1 / 21
Diesen russischen Oligarchen geht die EU an den Kragen
Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine hat die EU Sanktionen gegen Russland, einige Unternehmen und Einzelpersonen verhängt. Darunter fallen auch viele russische Oligarchen. Oligarchen sind Personen, die mit ihrem Reichtum direkt die Geschicke eines Landes oder einer Region beeinflussen. Die EU hat das Vermögen der Milliardäre in Europa eingefroren und die Personen mit einem Einreiseverbot belegt. Folgend einige der wichtigsten betroffenen Oligarchen: ... Mehr lesen
quelle: keystone / alejandro zepeda
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Das könnte dich auch noch interessieren:
10 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
10
29 Verletzte bei Unglück auf Capri-Fähre

Auf einer Fähre von der italienischen Mittelmeerinsel Capri sind bei der Ankunft in Neapel mindestens 29 Menschen verletzt worden, davon eine Frau schwer. Das Schiff namens «Isola di Procida» mit etwa 100 Passagieren prallte nach Berichten von Augenzeugen am Freitagmorgen beim Anlegen auf den Kai.

Zur Story