«Kühle Drinks genau dorthin geliefert, wo dein Leben spielt» – mit diesem Versprechen lockt der jüngste Schweizer Schnelllieferdienst. Im Februar gegründet, beliefert easi.delivery mit Cargo-Velos und blauen Fahnen ihre durstige Kundschaft am Zürich- und Zugersee. Und das innerhalb kürzester Zeit.
Lebensmittel und Getränke werden in der easi.delivery-App bestellt und von der Velokurierin direkt zum Kunden geliefert. Denn dieser willigt bei der Bestellung ein, sich orten zu lassen.
Am 1. April 2021 ist easi.delivery gestartet. Das Geschäft laufe gut, sagt Michael Rinderli, Mitgründer und VRP easi AG. «Wir freuen uns, wie sich easi entwickelt. Aktuell verzeichnen wir bis zu 200 Bestellungen pro Tag.»
Die mit den gekühlten Cargo-Velos gelieferten Produkte, lagert easi.delivery in mehreren kleinen Lagern an verschiedenen Standorten. So könne man die Fixkosten tief halten, erklärt Rinderli. «Wir sind sehr dezentral organisiert und haben eine schlanke Kostenstruktur. Damit schaffen wir es bereits heute, operativ teilweise selbsttragend zu sein.»
easi.delivery ist nicht der erste Schnelllieferdienst der Schweiz. Das Zürcher Start-up Stash hat sich in Luzern und Zürich bereits einen Namen gemacht. Auch das im Juli 2021 gegründete Start-up gehört zum Feld des Quick Commerce – der Lieferdienste auf Speed. Innerhalb von 10 Minuten nach App-Bestellung verspricht Stash die Lieferung von Lebensmittel, Getränken oder Haushaltsprodukten direkt vor die Haustür.
Auch bei Stash floriert das Geschäft. «Aktuell wachsen wir um etwa fünf bis zehn Prozent pro Woche. Im ersten Quartal ist der Umsatz im Vergleich zum Vorquartal um 71 Prozent gestiegen», so Stash-CEO Benno Burkhardt gegenüber der «Handelszeitung».
Egal, ob abgepackte Lebensmittel oder frisch gekochte Menüs – Lieferdienste boomen. Die Corona-Pandemie hat dem E-Commerce einen weiteren Schub verliehen. Doch so lukrativ wie das Geschäft klingt, ist es nicht. Besonders im Bereich Quick-Commerce, also wenn eine Blitzlieferung unter einer Stunde versprochen wird.
«Ein schnelles und profitables Wachstum ist in der Schweiz fast unmöglich», sagt Heidi Kölliker. Sie berät Unternehmen im E-Commerce Bereich und ist Inhaberin der Unternehmensberatung Carpathia AG. «Die Lohnkosten sind hoch, die Margen tief und es gibt nur eine Handvoll dicht besiedelter Städte», so Kölliker.
Die schwierigen Startvoraussetzungen zu spüren bekommen haben bereits wieder eingestampfte Schnelllieferformate wie Bringr.ch, Shoplino oder Bringgo.ch. Auch Shoplino versprach im Raum Zürich eine Lieferung kleinerer Mengen Lebensmittel innert 60 Minuten. Doch zuletzt beschäftigte sich nur noch das Bezirksgericht Dielsdorf mit dem Lieferdienst. Dieses musste im vergangenen Jahr den Konkurs über Shoplino eröffnen, wie CH Media berichtete.
Trotz der Misserfolge riefen die Start-ups auch die grösseren Detailhändler auf den Plan. So rief die Migros-Tocher Migrolino mit heymigrolino Anfang 2021 ebenfalls einen Online-Lieferdienst ins Leben. Im Raum Zürich und Winterthur können sich Kundinnen und Kunden innerhalb von 60 Minuten Getränke oder Lebensmittel nach Hause liefern lassen. Und auch der Kiosk-Konzern Valora versucht derzeit sein Quick Commerce-Glück mit dem Brand Avec Now.
Bei Migolino zeigt man sich zufrieden – will aber keine konkreten Zahlen nennen. Nur so viel: Die Tendenz der Bestellungen sei «steigend» und das Echo der Kundschaft «sehr positiv».
Valora zog sich bereits wieder aus Zürich zurück und liefert derzeit nur noch in der Stadt Basel. «Mit dem Betrieb in Zürich hat Valora wichtige Erfahrungen gesammelt, die nun ausgewertet und in die Weiterentwicklung des Projekts fliessen werden», so ein Sprecher gegenüber CH Media.
Für E-Commerce Expertin Kölliker aber doch ein Zeichen, dass die grossen Detailhändler die Konkurrenz, trotz finanzieller Herausforderungen, ernst nehmen. «Diese Beispiele zeigen, dass die Quick Commerce-Anbieter zumindest mittelfristig als potenzielle Konkurrenz betrachtet werden.»
Über die nächsten Jahre werde sich zeigen, welche Anbieter sich tatsächlich etablieren können und was die Kundschaft am meisten nachfrage. «Egal ob Kundinnen und Kunden zehn Minuten oder zwei Stunden Lieferzeit wollen, langfristig werden die Schnelllieferdienste nur bestehen bleiben, wenn die Anbieter ein profitables Geschäftsmodell unter Beweis stellen, was bisher nicht der Fall ist.»
Trotz der nicht ganz einfachen Voraussetzungen bleibt man bei Stash und easi.delivery zuversichtlich. Für die Zukunft sei man guter Dinge, so easi.delivery-Mitgründer Rinderli. «2023 sind weitere Expansionen geplant. Falls sich davor Chancen ergeben, schliessen wir nichts aus.»
Auch Stash sieht sich für den nächsten Wachstumsschritt finanziell gut aufgestellt, schreibt die «Handelszeitung». «Ein Exit kommt für uns frühestens nach der erfolgreichen Entwicklung des Schweizer Marktes in Bezug auf Abdeckung, Auftragsvolumen und Profitabilität infrage», so CEO Burkhardt.
Jep - entsprechend fahren Velokuriere wie die Henker durch die Stadt und gefärden ihr eigenes sowie das Leben anderer. 10 Minuten Lieferfrist ab Bestellung ist einfach krank. Ein Bericht über die Kuriere und deren Arbeitsbedingungen wäre interessant.
Trotzdem käms mir nicht im Traum in den Sinn, auf fixen Lieferzeiten zu bestehen, wenn ich meine Bestellung z.B. erst kurz vor Mittag aufgebe. Schliesslich hat jedes Unternehmen begrenzte Kapazitäten.
Bei Lieferung von Getränken/Lebensmitteln in bloss 10 Minuten ist mein erster Gedanke einfach nur "WTF? Bloss weil der Kunde überhaupt nicht vorausplanen kann und sich zu schade ist, selber kurz zum nächsten Tankstellenshop zu laufen???".