Eine Gruppe internationaler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hat Hunderte sogenannte Filamente in der Milchstrasse entdeckt, die möglicherweise einige Millionen Jahre alt sind. Dabei handelt es sich um eindimensionale kosmische Fäden aus leuchtendem Gas, die fünf bis zehn Lichtjahre messen. Ihren Ursprung vermuten die Forscher in Sagittarius A*, dem supermassereichen Schwarzen Loch im Zentrum der Galaxie.
Die Fäden entstanden womöglich, als Sagittarius A* Materie ausspuckte, die dann mit den Stoffen in der Umgebung reagierte, heisst es in der Studie, die in der Fachzeitschrift «The Astrophysical Journal Letters» veröffentlicht wurde.
Für den Hauptautor, Farhad Yusef-Zadeh, ist es nicht der erste Fund solcher Filamente. Schon 1984 hatten er und Kollegen eine weitere Ansammlung von fast 1'000 Filamenten in der Nähe des Milchstrassenzentrums gefunden. Allerdings sind diese mit einer Länge von bis zu 150 Lichtjahren deutlich grösser und vertikal statt horizontal angeordnet. Damals ging man allerdings noch davon aus, dass sie nach Supernova-Ausbrüchen entstanden sein könnten.
Die Entdeckung der neuen Ansammlung von Strukturen, die in die Richtung des Schwarzen Lochs zu zeigen scheinen, sei eine Überraschung gewesen, sagte Yusef-Zadeh, Professor für Physik und Astronomie am Weinberg College of Arts and Sciences der Northwestern University, in einer Pressemitteilung. «Ich war wirklich verblüfft, als ich sie sah. Wir mussten eine Menge Arbeit leisten, um festzustellen, dass wir uns nicht selbst etwas vormachen.»
Die neuen Ergebnisse deuten zudem darauf hin, dass die Filamente nicht zufällig seien, sondern auf das Schwarze Loch zurückzuführen sind. «Es ist befriedigend, wenn man Ordnung inmitten eines chaotischen Feldes unserer Galaxie findet», so der Studienautor.
Sagittarius A* liegt etwa 26'000 Lichtjahre von der Erde entfernt und ist damit das uns am nächsten gelegene supermassereiche Schwarze Loch. Da es verhältnismässig wenig Aktivität zeigt, gilt es als schwer zu untersuchen.
Die weiteren kosmischen Fäden fanden die Forscher, indem sie Bilder des MeerKAT-Teleskops des Radioastronomie-Observatoriums in Südafrika analysierten. Es verfügt über 64 Satellitenschüsseln in einem dünn besiedelten Gebiet, die jeweils fast 20 Meter hoch sind.
(t-online, cho)