Hustenstillende Medikamente gibt es zuhauf, ihre Wirksamkeit lässt aber zu wünschen übrig, wie 2018 eine Studie von Forschenden der Universität Basel und des Universitätsspitals Basel ergeben hat. Nach der systematischen Analyse von sechs Studien zur Wirkung von Hustenmitteln kamen sie zum Schluss, dass keine der Behandlungen einen deutlichen Nutzen bei der Heilung von sogenanntem subakutem Husten zeigte. Subakuter Husten hält in der Regel drei bis acht Wochen und geht von allein wieder weg.
Im Rahmen der Studie wurden sieben verschiedene Wirkstoffe untersucht. Gemäss der Ergebnisse wurde die Heilung des Hustens durch keine der Behandlungen deutlich unterstützt. Bei allen Patienten verschwanden die Hustensymptome mit und ohne Behandlung.
Studienleiter Lars G. Hemkens hält fest:
Trotz der scheinbar unbelegbaren Wirksamkeit von Hustenmedikamenten ist deren Auswahl enorm. Der ganze Medikamenten-Dschungel lässt sich aber recht simpel auf fünf Einsatzbereiche herunterbrechen. Diese wiederum enthalten meist dieselben wenigen aktiven Inhaltsstoffe in verschiedenen Kombinationen und Stärken. Zentral für die Auswahl des Hustenmittels ist die Art des Hustens: Es gibt Husten mit Schleimauswurf (produktiv) und es gibt trockenen Reizhusten (unproduktiv).
Das sind die fünf Wirkungsbereiche:
Diese Hustenmittel kommen bei produktivem Husten zum Zug und beeinflussen die Produktion, die Konsistenz und den Abtransport von Schleim. Eines der gängigsten rezeptfreien, schleimlösenden Mittel ist Guaifenesin. Es soll den Schleim verdünnen und so den Auswurf fördern. Von der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA), die für die Zulassung und Marktüberwachung von Lebensmitteln, Medikamenten, Kosmetika und Medizinprodukten verantwortlich ist, wird das Mittel als wirksam eingestuft. Die Beweislage dafür ist allerdings limitiert und umstritten, wie das Apotheken-Magazin «Drug Topics» schreibt. Da das Mittel aber als risikoarm gelte, könne die Anwendung bei Patienten und Patientinnen, die stark unter Husten litten, von Fall zu Fall erwogen werden.
Im Gegensatz zu schleimlösenden Mitteln werden Unterdrücker, auch Antitussivum genannt, nur bei trockenem Reizhusten angewandt. Bei diesen Hustenmedikamenten wird der Hustenreflex im Hirn unterdrückt. Häufig werden dafür rezeptfreie Inhaltsstoffe wie Dextromethorphan und Butamirat eingesetzt. Hustenmedikamente mit Opioiden, wie etwa Codein, sind in der Schweiz verschreibungspflichtig. Sie dürfen den Kundinnen und Kunden nur nach einem dokumentierten Beratungsgespräch – auch ohne ärztliche Verordnung – abgeben werden. Mit der Aufnahme der Personalien der Kundinnen und Kunden soll eine missbräuchliche Einnahme der Hustenmedikamente verhindert werden. Grund dafür ist die sedierende Wirkung der enthaltenen Opioide, die bei höheren Dosierungen zu Rauschzuständen und zur Abhängigkeit führt.
Wer nicht nur hustet, sondern auch noch unter einer verstopften Nase leidet, greift zu abschwellenden Mitteln. Wirkstoffe wie Xylometazolin, Okymetazolin und Pseudophedrin verengen die Blutgefässe in der Nase, wodurch die Schleimhaut abschwillt. Das angestaute Sekret kann abfliessen und die Nase ist wieder frei.
Abschwellende Wirkstoffe, auch Dekongestiva genannt, werden meist als Nasentropfen oder Nasensprays verabreicht. Aber Achtung: Ein längerfristiger Gebrauch kann zu einer chronischen Schwellung der Schleimhaut und damit zu einer Abhängigkeit des Wirkstoffes führen. Aus diesem Grund sollten solche Nasentropfen und Sprays nie länger als sieben Tage verwendet werden.
Die Wirksamkeit von Antihistaminika hängt von der Ursache des Problems ab. Sind Allergien wie beispielsweise Heuschnupfen für Husten und verstopfte Nase verantwortlich, so wirken Antihistaminika genau so, wie es ihr Name verspricht: Sie blockieren Histamin. Es ist diejenige Chemikalie, die bei Allergikerinnen und Allergikern zu laufenden Nasen und tränenden Augen führt.
Leidet man aber aufgrund einer Erkältung an verstopfter Nase und Husten, so hat Histamin nichts damit zu tun. Dennoch können einige Antihistaminika bei der Verringerung von Nasensekret und der Unterdrückung von Husten helfen, wie es in einem Beitrag von Harvard Health Publishing, der Medien- und Verlagsabteilung der Harvard Medical School, heisst. Wie genau das funktioniert, sei aber noch unklar.
Im Cochrane Review aus dem Jahr 2015, in dem Forschungsergebnisse systematisch analysiert und zusammengefasst werden, konnte die Wirksamkeit von Antihistaminika gegen Symptome von Erkältungspatientinnen und Patienten allerdings kaum belegt werden.
Gegen erkältungsbedingte Hals-, Kopf-, Glieder- und Ohrenschmerzen können rezeptfreie Erkältungsmedikamente wie Paracetamol, Ibuprofen und Acetylsalicylsäure (ASS – in Aspirin enthalten) helfen. Während alle drei Mittel schmerzlindernd und fiebersenkend wirken, sind nur Ibuprofen und ASS entzündungshemmend.
Vorsicht: In vielen Erkältungs- und Hustenpräparaten ist Paracetamol bereits enthalten. Eine zusätzliche Einnahme dieses Wirkstoffs kann zu Leberschäden führen.
Wer grosse Geschütze auffahren will, der kann in der Apotheke rezeptfrei Kombipräparate kaufen, die einen ganzen Cocktail an verschiedenen Wirkstoffen enthalten. Kopfschmerzen, Fieber, verstopfte Nase und produktiver Husten. Die Lösung scheint zum Greifen nah: ein abschwellendes, ein schmerzstillendes und ein schleimlösendes Mittel in einem!
So einfach ist es nicht. Bei einer Erkältung treten Symptome oft hintereinander und in unterschiedlicher Intensität auf, weshalb man mit einem Kombipräparat oft über das Ziel hinausschiesst und den Körper sinnlos belastet. Zudem nimmt man damit ein erhöhtes Nebenwirkungs- und Wechselwirkungsrisiko auf sich. Die Stiftung Warentest rät deshalb von solchen Präparaten ab und empfiehlt stattdessen, die Symptome einzeln zu behandeln.
Selber zu husten ist schlimm, ein hustendes Kind zu haben noch schlimmer. Denn: Man kann nicht wirklich viel tun, um dem Kind zu helfen. Nein, noch schlimmer: Man sollte auch nichts tun. Damit ist natürlich nicht gemeint, dass man das Kind ignorieren soll, aber von Hustenmedizin zumindest sollte man die Finger lassen.
Die Kinderärztin Corinne Wyder aus Burgdorf verschreibt keine Hustenmedikamente für Kinder mehr. Gegenüber SRF erklärt sie:
In den neuen Empfehlungen der Pädiatrie Schweiz, bei denen auch Corinne Wyder als Mitautorin beteiligt war, wird von Hustenmitteln für Kinder abgeraten. Denn diese sind nicht nur unwirksam, sondern können gar noch gefährlich sein. Immer wieder müssten Kinder im Notfall behandelt werden, weil sie unbeaufsichtigt zu viel Hustenmittel getrunken hätten, erzählt Alexander Möller, Lungenarzt am Kinderspital Zürich, gegenüber SRF.
Auch die US Food and Drug Administration (FDA) empfiehlt keine rezeptfreien Arzneimittel zur Behandlung von Husten- und Erkältungssymptomen bei Kindern unter 2 Jahren, «da sie schwerwiegende und potenziell lebensbedrohliche Nebenwirkungen haben können». Die American Academy of Pediatrics, das Pendant der Pädiatrie Schweiz, rät sogar davon ab, Hustenmittel an unter sechsjährige Kinder zu verabreichen.
Mit Geduld.
Bisher konnte nicht nachgewiesen werden, dass Hustenmedikamente den Heilungsprozess beschleunigen oder gar wirksam sind. Während zwar neuste Studien darauf hinweisen, dass etwa Honig den Husten mehr lindert als Hustenmittel, ist die Beweislage noch sehr dünn. So unbefriedigend es auch ist, in den meisten Fällen heisst es einfach: durchbeissen bzw. durchhusten. Bei einer akuten Erkältung sollte der Husten nach zwei bis drei Wochen komplett abgeklungen sein. Beim zu Beginn erwähnten subakuten Husten muss man sich bis zu acht Wochen gedulden.
Misbrauch mag wohl ein Grund sein, aber mal ehrlich: Die Junkies finden ihnren Stoff auch anderswo und als ehrlicher Konsument bin ich im Regen...