Eines vorweg: Wenn wir im Volksmund von einer Grippe reden, meinen wir meist eine Erkältung. Also ein Kratzen im Hals, dem nach und nach weitere Symptome wie Schnupfen, Husten, Heiserkeit, Halsschmerzen und erhöhte Temperatur folgen. Sie wird ausgelöst von Erkältungsviren – es gibt über 200 Arten – und ist in der Regel harmlos. Eine «echte» Grippe, eine sogenannte Influenza, ist ein Infekt, der von Influenza-Viren ausgelöst wird. Im Gegensatz zur Erkältung tritt sie schlagartig auf und geht mit hohem Fieber und starken Gliederschmerzen einher, Schnupfen tritt jedoch kaum auf. Für Risikogruppen wie ältere Menschen, chronisch Erkrankte oder Schwangere kann sie sehr gefährlich sein.
Wir bleiben jetzt hier bei der harmlosen Variante und nennen sie Grippe, auch wenn das korrekterweise nicht stimmt. Expertinnen und Experten raten aber, auch diese nicht «auszusitzen» und bei den ersten Anzeichen aktiv zu werden. Nicht nur, um die Symptome zu lindern, sondern vor allem auch, um Folgeerkrankungen wie zum Beispiel Nasennebenhöhlenentzündungen zu vermeiden.
Vor einigen Tagen hat mich also so eine «unechte» Grippe erwischt. Kratzen im Hals, Schnupfen, Husten, leicht erhöhte Temperatur. Was tun, ausser im Bett liegen und viel Flüssigkeit zu sich nehmen? Ich habe vier Freundinnen nach ihren besten Hausmitteln gefragt, sie per Suchmaschine der Beurteilung von Fachleuten ausgesetzt und getestet.
Meine Freundin Claudia schwört darauf. Das hat ihr schliesslich schon ihre Grossmutter reingelöffelt, als sie ein Kind war. Ich bin skeptisch. Klar ist das enthaltene Gemüse gesund, aber ob es auch gesund macht, wage ich zu bezweifeln.
Tatsächlich wurden die Bestandteile von Hühnersuppe mal in einem wissenschaftlichen Labor untersucht – irgend einem oder einer Forschenden muss da mal grausig langweilig gewesen sein –, wobei man eine antientzündliche Wirkung feststellte. Ob sie Erkältungen heilen kann, kann man nicht sagen, da die wissenschaftlichen Tests an Menschen fehlen. Auch Ernährungswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler sagen, es sei kaum herauszufinden, welche Wirkung der Mix der einzelnen Komponenten auf einen erkrankten Menschen hat.
Fakt ist; die heisse Flüssigkeit tut gut. Das liegt daran, dass die Wärme die Blutgefässe erweitert und das Gewebe besser durchblutet wird. Zudem bewirken warme Flüssigkeiten, dass Sekrete gelockert werden und abfliessen. Das muss aber nicht unbedingt Hühnersuppe sein. Überhaupt finde ich Poulet in Suppe irgendwie komisch. Keine Ahnung warum. Ich würd es ganz grundsätzlich nicht kochen, egal ob krank oder nicht. Und lass es wohl auch in Zukunft bleiben. Zugunsten einer feinen Gemüsesuppe.
Meine Freundin Andrea sieht Honig sozusagen als Wundermittel. Sie schmiert ihn nicht nur auf spröde Lippen, um sie wieder weich zu kriegen, sondern glaubt auch ganz fest, dass er gegen Husten, Heiserkeit und Halsweh hilft. Ich glaube vor allem, dass er gegen Lust auf Süsses hilft, aber ich lass mich gern überraschen.
Tatsächlich gibt es eine aktuelle Analyse von diversen Studien, die besagen, dass Honig Husten lindert. Richtig aussagekräftig sind die allerdings nicht, da sie zum Beispiel nichts darüber aussagen, wie viel Honig denn eingenommen werden müsste, um die lindernde Wirkung zu erzielen.
Ich mag Honig als Süssungsmittel lieber als Zucker. Zum Beispiel im Tee oder im Naturjoghurt. Aber pur löffeln mag ich das klebrige Zeug nicht. So kann ich auch nicht sagen, ob die wohltuende Wirkung des Tees mit Honig nun auf den Tee, die Wärme oder den Honig zurückzuführen ist.
Ob mit Salzwasser, Kräutertee oder Kamille: Meine Freundin Julia ist überzeugt davon, dass Gurgeln DER Shit ist, um alles aus dem Hals zu kriegen, was da nicht hingehört. Ich bin zwar kein grosser Fan von Gurgeleien mit was auch immer, aber wenn's hilft …
Wissenschaftliche Belege, dass und wie Gurgeln hilft, gibt es keine. Ärztinnen und Ärzte sagen, es befeuchtet zwar die Schleimhäute, die Wirkstoffe von Kamille und Co. erreichen aber nur deren Oberfläche. Die Entzündungen in den tieferen Regionen werden nicht berührt. So kann es zwar durchaus sein, dass Halsschmerzen gelindert werden. Die Ursache dafür bleibt allerdings bestehen.
Das mit dem Salzwasser erspar ich mir. Ich nehme Kamillentee. Ich gurgle, so lange ich kann, ohne das Gefühl zu haben, gleich zu ersticken. Nur um die nächste Stunde oder so diesen widerlichen Geschmack im Mund zu haben. Halsweh hab ich immer noch. Da trink ich lieber Tee mit Honig, auch wenn das Schlucken weh tut.
Erst dachte ich ja, meine Freundin Tanja will mich verarschen. Aber sie meint's voll ernst: Zwiebeln sind der super geheime Geheimtipp ihrer Grossmutter selig. Und zwar als Saft (!) gegen Husten, Heiserkeit, Halsweh, und als Wickel gegen Ohrenschmerzen. Zwiebeln im Ohr – das sind ja mal tolle Aussichten. Aber wenn's hilft …
Laut Expertinnen und Experten haben Zwiebeln wirklich eine antibakterielle Wirkung. Ihre Dämpfe regen die Durchblutung an und können Krankheitskeime reduzieren. Untersuchungen dazu, ob sie wirklich zur Kurierung einer Erkältung beitragen, gibt es allerdings keine.
Zwiebelsaft? Sorry, ich passe. Stattdessen bastle ich mir einen Wickel: geschnittene Zwiebel in zwei warme Socken, und an den Ohren mit einem Stirnband befestigen. Etwa zwei Stunden soll man das da lassen. Zum Glück sieht mich niemand. Bis meine Tochter nach Hause kommt und in schallendes Gelächter ausbricht: «Spielst du Star Wars oder was?» Experiment abgebrochen. Tschuldigung, aber alles hat Grenzen. Und SO gross waren meine Ohrenschmerzen nun auch nicht.
Was tut ihr gegen die fiesen Erkältungsviren? Habt ihr Geheimrezepte aus Grossmutters Schublade? Und wirken sie? Bitte her damit in den Kommentarspalten.