Am 17. April ist wieder Sechseläuten. Ja, ja, diese Festivität der Zürcher, wo am Schluss der Schneemann brennt und bestenfalls explodiert. Das wollen wir zum Anlass nehmen, über Bööggs zu sprechen. Also, Rotze. Nasenschleim. Schnoder. You name it.
Nasensekret, umgangssprachlich wenig schmeichelhaft «Rotz» genannt, ist eine eher ungeliebte Körperflüssigkeit. In der Regel sind wir froh, sie nicht zu Gesicht zu bekommen – weder die eigene noch die anderer Leute. Doch dieser Schleim, den manche ekelhaft finden mögen, erfüllt wichtige Funktionen. Und aus seiner Konsistenz, seiner Farbe und seinem Geruch lassen sich Rückschlüsse auf den Gesundheitszustand ziehen. In den folgenden 9 Punkten erfährst du mehr über diese nützliche Substanz in deiner Nase:
Gesundes Nasensekret ist ein dickflüssiges Gel, das aus Wasser, Glykoproteinen, Salzen und Lipiden besteht. In der Struktur der Glykoproteine sind Kohlenhydrate enthalten; sie können feste molekulare Bindungen bilden, was die Viskosität (Zähflüssigkeit) des Schleims erklärt. Wenn das Immunsystem auf Krankheitserreger reagiert, können zusätzlich Immunglobuline (Antikörper) und antiseptische (keimabtötende) Enzyme im Sekret enthalten sein. Abgesondert wird das Sekret von speziellen Drüsen in der Schleimhaut der Atemwege, wobei in der Nase am meisten produziert wird.
Nasensekret erfüllt zwei wichtige Funktionen, die beide dazu beitragen, dass so wenige Krankheitserreger wie möglich in den Körper gelangen: Zum einen fängt der Nasenschleim kleine Staubpartikel und Erreger aus der Luft ein. Viren etwa binden an die Kohlenhydrate in den Glykoproteinen, statt an Körperzellen anzudocken. Die winzigen Eindringlinge werden durch Flimmerhärchen (Zilien) in Richtung Rachen transportiert und heruntergeschluckt; Viren und Bakterien werden dabei im Magen von der Magensäure abgetötet. Zum anderen hält das Sekret die Schleimhäute feucht und bewahrt das dünne Gewebe als Schutzschicht vor dem Austrocknen. Dies ist wichtig, weil eine trockene Nasenschleimhaut die Beweglichkeit der Zilien beeinträchtigt.
Ein Mensch produziert jeden Tag im Schnitt zwischen 1 und 1,5 Liter des Sekrets. Im vorderen Bereich der Nase trocknet ein Teil davon aus und verfestigt sich zu Krusten (auch «Borken» oder umgangssprachlich «Popel» genannt). Die weitaus überwiegende Menge gelangt indes über den Nasen-Rachen-Gang in den Rachen und wird dabei unwillkürlich hinuntergeschluckt.
In den meisten Fällen läuft die Nase bei einer akuten Rhinitis, also einer Erkältung mit Schnupfen als Hauptsymptom. Die Schleimhäute sind dann entzündet und produzieren besonders viel Sekret. Eine weitere mögliche Ursache kann auch eine Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis) sein. Oft sind auch Allergien – etwa Heuschnupfen – ein Grund für eine laufende Nase. Sie werden durch Staub, Pollen, Tierhaare oder bestimmte Nahrungsmittel ausgelöst. Schliesslich können auch Polypen in der Nase dafür sorgen, dass sie läuft. In diesen Fällen dient die vermehrte Schleimproduktion dazu, Fremdkörper, reizende Stoffe oder Erreger aus der Nase zu entfernen.
Nicht immer ist eine laufende Nase Symptom einer Erkrankung – intensiver Sport, scharfes oder heisses Essen oder auch der abrupte Wechsel von kalt zu warm können kurzzeitig zu einer erhöhten Produktion des Sekrets führen, da dann die Schleimhäute stärker durchblutet werden. Überdies kann es in fortgeschrittenem Alter dazu kommen, dass sich die Blutgefässe in der Nase weiten, was die Schleimhäute anschwellen lässt und die Absonderung von Sekret begünstigt.
Der Zustand des Nasensekrets ist ein wichtiger Indikator für Erkrankungen. Verfärbt es sich, riecht es faulig oder enthält es Spuren von Blut, sollte man sich Gedanken machen. Das haben die Verfärbungen des Sekrets zu bedeuten:
Bleibt der Nasenschleim über zwei Wochen hinweg gelb oder gelb-grün verfärbt, sollte man zum Arzt gehen. Wenn aber zusätzlich Symptome wie Fieber über 39 Grad, Schüttelfrost, starke Kopf- und Gliederschmerzen, Hals- und Ohrenschmerzen, Atemnot oder eitriger Geruch des Nasensekrets auftreten, ist ein Arztbesuch auch früher dringend zu empfehlen.
Rotz hochziehen gilt als sehr unfein. Dazu kommen noch Bedenken wegen möglicher gesundheitlicher Folgen – der Nasenschleim könnte ja etwa Keime ins Körperinnere befördern. Solche Bedenken sind aber ungerechtfertigt, denn der grösste Teil des Nasensekrets wird ohnehin laufend heruntergeschluckt. Erreger überleben zudem das Bad in der Magensäure nicht.
Das Hochziehen des Schleims ist im Gegenteil sogar gesünder als das Schnäuzen, jedenfalls falls dieses mit zu viel Druck erfolgt. Bei sehr kräftigem Schnäuzen kann der Schleim durch den Druck schlimmstenfalls in die Nebenhöhlen oder – durch einen Kanal im Nasen-Rachen-Raum – ins Mittelohr gepresst werden. Ohnehin kann weder Schnäuzen noch Hochziehen eine laufende Nase wirklich befreien, da die Schleimhäute dann geschwollen sind, was das Atmen durch die Nase erschwert.
Nasenschleim schlucken wir die ganze Zeit unbewusst hinunter. Es bewusst zu tun – besonders den getrockneten Schleim, also die Popel – ist zumindest in der westlichen Gesellschaft ein starkes Tabu. Ungesund ist es allerdings nicht, wobei das Nasenbohren mit dem Finger die Gefahr einer Infektion mit sich bringt. Das Verzehren von Popeln stärkt laut dem kanadischen Biochemiker Scott Napper sogar das Immunsystem. Auch der österreichische Lungenspezialist Friedrich Bischinger ist dieser Meinung. Zudem enthalten die Popel sogenannte Speichel-Mucine, die die Zähne vor Karies-Bakterien schützen.
Wenn die Nase läuft, ist das unangenehm. Grundsätzlich ist es aber sinnvoll, wenn das Sekret ausgeschieden wird – Hausmittel gegen eine laufende Nase sollten also nicht etwa den Ausfluss stoppen, sondern eher unterstützen und zudem Beschwerden lindern.
Dazu nun die wichtigste Frage des Tages:
Meines Erachtens kann dies (zuhalten) nicht gesund sein. Erzeugt es doch einen Druck…
Eigentlich was erfolgreiche Menschen halt so tun. 🤷♂️