Im Grunde haben beide meine pubertierenden Kinder das Gleiche: eine sogenannte akute Rhinitis, eine infektiöse Entzündung der Nasenschleimhaut. Dies führt zu erhöhter Produktion von wässrigem Nasenschleim – also einer ständig laufenden Nase –, Verstopfung der Nase sowie einer Schwellung der Nasenschleimhaut. Häufig kommen Symptome wie Müdigkeit oder Kopfschmerzen dazu. Ausgelöst wird die ansteckende Tröpfchen-Infektion durch Viren – insgesamt sind über 200 Arten bekannt, die zu einem Schnupfen führen können. Die Anfälligkeit wird durch das Auskühlen von bestimmten Körperregionen wie dem Kopf oder den Füssen erhöht, deshalb nimmt die Häufigkeit in den kalten Jahreszeiten zu, und der Schnupfen kommt häufig gepaart mit einer Erkältung daher.
Warum aber liegt mein Sohn das ganze Wochenende mehr oder weniger todkrank im Bett, und meine Tochter nervt sich lediglich über die laufende Nase? Weil ihn, diesen fast 1,85 grossen, breitschultrigen, muskulösen Teenager dieser fiese Schnupfen tatsächlich härter trifft als seine Schwester. Es ist sogar so: Je «männlicher» ein Mann ist, desto mehr leidet er unter solchen Infekten. Das liegt am Immunsystem, beziehungsweise an den Hormonen, beziehungsweise in unseren Genen.
Von vorne: Ein Forscherteam der John Hopkins Bloomberg School of Public Health fand heraus, dass das weibliche Sexualhormon Östrogen eine zentrale Rolle spielt, wenn es um Infektionskrankheiten geht. Es hemmt die Vermehrung von Viren und regt die Vermehrung von Abwehrzellen an. Je weniger Östrogen und je mehr Testosteron man im im Körper hat, desto weniger Antikörper bilden sich bei einer Infektion. Das heisst:
Übrigens wurden bei Frauen auch nach Impfungen deutlich mehr Antikörper gefunden als bei Männern.
Das Östrogen steht in engem Zusammenhang mit unserem Immunsystem. Es interagiert mit den Immunzellen und stärkt sie, um Viren und Bakterien abzutöten, die eine erfolgreiche Befruchtung der Eizellen verhindern könnten. Aus diesem Grund reagiert das weibliche Immunsystem schneller und aggressiver auf Krankheitserreger als das männliche.
Den Hauptgrund für das stärkere weibliche Immunsystem sieht die Forschung allerdings in unseren Genen, beziehungsweise im doppelten X-Chromosom der Frauen. Auf diesem liegen nämlich besonders viele Gene, welche für Abwehrprozesse zuständig sind. Das hat übrigens nicht nur Vorteile: Autoimmunerkrankungen, also Krankheiten, bei denen das Immunsystem den eigenen Körper angreift (zum Beispiel Rheuma oder Multiple Sklerose) kommen bei Frauen um einiges häufiger vor als bei Männern.
Nun ist ja so ein Schnupfen auch für Männer kein Beinbruch (im wahrsten Sinne des Wortes) und meist relativ schnell vorbei. Vorbeugen kann trotzdem nicht schaden. Wie man das tut, wenn man's mit einem Tröpfchen-Infekt zu tun hat, sollten wir mittlerweile alle in- und auswendig wissen: Abstand halten, auf die Hygiene achten, und das Immunsystem durch gesunde Ernährung, genügend Schlaf und Bewegung stärken. Da wir das eh schon alle machen, kann es gut sein, dass wir diesen Winter mit erheblich weniger akuter Rhinitis davonkommen als sonst.
Liebe Männer, ihr habt die Lizenz zum Jammern! Aber mal Hand aufs Herz: Findet ihr so einen Schnupfen wirklich so schlimm? Wie erlebt ihr Männer-Schnupfen, liebe Frauen? Und gibt's auch unter euch solche, die eine Erkältung total flachlegt? Teilt es mit uns in den Kommentarspalten.