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Du willst nur das Beste? Voilà:
Wer meine Apple-Berichterstattung verfolgt, weiss, dass ich kein «Hater» bin. Aber genug ist genug.
An diesem prächtigen Sommertag erreicht uns aus Brüssel die Nachricht, dass dem iPhone-Hersteller eine saftige Steuernachzahlung droht.
Hintergrund sind EU-Ermittlungen, die gegen Irland, Luxemburg und die Niederlande laufen. Die drei Länder könnten – so der naheliegende Verdacht – mehreren multinationalen Konzernen illegale Steuervorteile eingeräumt haben.
Setzt sich die EU-Kommission durch, dann muss der US-Konzern laut Schätzungen bis zu 19 Milliarden Dollar blechen. Das klingt nach viel, ist aber für das reichste Unternehmen der Welt ein läppischer Betrag, wie wir gleich sehen.
Von den Steuernachzahlungen betroffen sind unter anderem auch Starbucks und Fiat.
Da ich aber weder ein «Mocha Cookie Crumble Frappuccino»-Fan bin, noch mich für italienische Automobile begeistere, geht es in dieser Wutschrift um den Apfel-Konzern.
Gegenfrage: Wer sonst, wenn nicht Apple soll mit gutem Beispiel vorangehen und «ehrlich» Steuern bezahlen? Etwa Samsung? HTC? Sony? Huawei? Xiaomi? Microsoft? Google?
Nun gut. Neben den erfolgreichen Hardware- und Software-Herstellern sollte natürlich auch der mächtigste Internet-Konzern dem Staat abliefern, was ihm wirklich zusteht. Sonst ist der langjährige Firmenslogan «Don't be evil» keinen Cent mehr wert. (Update: oder auch der neue Slogan, «Do the right thing».)
Spass beiseite: In der Pflicht stehen alle multinationalen Konzerne. Aber: Kein anderes Unternehmen inszeniert sich nur annähernd so geschickt wie Apple und erobert damit neben den Portemonnaies auch die Herzen der Nutzer.
Bei allem Wohlwollen für das iPhone und andere Apple-Produkte, die uns privat und beruflich begleiten: Wie können wir unseren Kindern und späteren Generationen erklären, dass wir dem Gebaren der «Steuervermeider» tatenlos zugesehen haben? Dass wir nichts tun wollten gegen die Gier, sondern im Gegenteil angesteckt wurden und auch zu profitieren versuchten?
Es darf keine Entschuldigung sein, dass Apple und Co. offenbar nicht nur aus ureigenem, marktwirtschaftlichem Antrieb Steuern vermeiden, sondern dazu animiert werden. Ob durch eine offenbar illegale Praxis, ausländische Konzerne mit Steuererleichterungen anzulocken – hallo Irland, Luxembourg und Niederlande! – oder durch andere Schritte (siehe Box).
Was interessiert es mich, als Bürger eines europäischen Landes, dass die US-Regierung den US-Konzernen (im Ausland) aus wirtschaftspolitischen Gründen den Rücken stärkt?
Wir sollten uns nicht einschüchtern lassen!
Wer sich für die raffinierte (und legale) Steuervermeidung von Apple interessiert, kann bei Spiegel Online nachlesen. In diesem Beitrag von 2013 sind die Tricks beschrieben.
* Das gilt für die Firmenkonstrukte, mit denen der Löwenanteil der Profite in fragwürdigen Steueroasen gehortet wird. Apple stellt sich derweil als der «grösste Steuerzahler der Welt» dar.
Gegen die US-Wirtschaftspolitik sind wir machtlos, aber nichts hindert uns daran, die Politik unseres Landes zu beeinflussen. Wer nicht wählt, wählt definitiv die Steuervermeider.
Abgesehen vom Wahl- und Abstimmungszettel führt nur ein Weg in die Schaltzentralen börsenkotierter Tech-Konzerne, und das ist der Weg über das Portemonnaie. Die Konsumentinnen und Konsumenten haben es in der Hand, mit ihren Kaufentscheiden eine unüberhörbare Botschaft zu senden.
Oder kommt Apple aus eigenen Stücken zur Einsicht?