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Die digitale Medienrevolution hat erst gerade begonnen und das sind die 3 wichtigsten Trends

Die digitale Medienrevolution hat erst gerade begonnen und das sind die 3 wichtigsten Trends

Bild: via socialmediatrack
Die alten Zeitungen erreichen zwar ihr Stammpublikum, die mobile Generation scrollt aber lieber auf dem Handy durch Instagram, Snapchat oder Facebook. Was also müssen Medien tun, um neue Leser zu gewinnen? Drei Antworten.
02.07.2015, 11:4902.07.2015, 19:53
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1. Das Smartphone ist das wichtigste Gerät, um News zu konsumieren

Nicht der PC, nicht das Tablet und schon gar nicht die Zeitung: Die wichtigste News-Plattform heisst Smartphone. Auf watson werden gegen 80 Prozent der Artikel auf Handys gelesen.

Die britische Qualitätszeitung Guardian hat den Trend erkannt und baut ein Team auf, das sich auf mobile Nachrichten fokussiert. Das Innovationsteam wird seine Ideen, Tools und weitere Erfahrungen offen teilen, um das Thema mobiler Journalismus in der gesamten Branche voranzubringen. Ganz so altruistisch, wie es klingen mag, ist die Initiative aber nicht. Das Projekt wurde durch einen Zuschuss in Höhe von drei Millionen US-Dollar von der Knight Foundation möglich, welche Journalismusprojekte mit jährlich insgesamt 130 Millionen US-Dollar unterstützt.

Die News-App des «Guardian».bild: imore

Nicht schnell genug vorwärts geht es Facebook-Chef Mark Zuckerberg. Sein Problem: Viele Medien hätten veraltete, langsame Webseiten und Apps, die den Leser mit langen Ladezeiten quälten. Zuckerberg möchte die Facebook-Nutzer daher davon überzeugen, künftig News direkt in der Facebook-App zu konsumieren. 

Völlig unrecht hat der Mann nicht: Von Medien für Facebook produzierte Artikel und Videos werden in der Facebook-App tatsächlich äusserst fix geladen und mehr als ansenhlich präsentiert. 

2. Internetfirmen sind die neuen Zeitungskioske

Der Zeitungsverkauf an den Kiosken ist in den letzten Jahren eingebrochen. Umgekehrt produziert bereits heute eine Handvoll Medien wie die «New York Times» exklusive Artikel für Apps wie Snapchat und Facebook. Die News werden direkt in den Social-Media-Apps gelesen, die fast jeder Jugendliche auf seinem Handy installiert hat. Der Vorteil für die Newsportale liegt auf der Hand: mehr Leser. Auf Facebook und Snapchat erreichen sie neue (junge) Nutzer, die ihre eigene News-App oder ihr Newsportal nicht besuchen und erst recht nicht auf die Idee kommen, eine Zeitung zu abonnieren.

Von Medien für Facebook produzierte Artikel und Videos werden in der Facebook-App schnell geladen und sehen chic aus. Ob Mark Zuckerbergs Plan aufgeht, ist dennoch offen.bild: facebook

Was hat Facebook davon?  Die User bleiben länger auf dem sozialen Netzwerk und werden nicht mehr auf andere Webseiten wie watson.ch oder YouTube gelenkt, was ganz im Sinne von Mark Zuckerberg ist. 

Was hast du davon? Du brauchst (theoretisch) nur noch eine App, um News von diversen Medien zu lesen. Facebook zeigt dir die Artikel, ohne dass du die App verlassen oder zu anderen Webseiten wechseln musst. Sieben weitere Vorteile findest du hier.

So funktionieren News-Artikel in der Facebook-Apps aus

Wo möchtest du News am liebsten lesen?
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Ob der Plan aufgeht, die Leser quasi in der Facebook-Welt einzuschliessen, ist völlig offen. Dass die grossen Techfirmen die Kioske der digitalen Welt werden können, daran glaubt zumindest ein anderer alter Bekannter.

Auch Apple springt auf den Trend mobile News auf. Im Herbst hält das kommende iPhone-Betriebssystem iOS 9 die News-App Apple News parat. Apple-News-Nutzer können so täglich 30 Artikel der «New York Times» gratis lesen, während reguläre Websitenutzer bereits nach 20 Artikeln zahlen. Natürlich sind auch weitere Medien dabei, allerdings soll die App zunächst nur in den USA verfügbar sein.

3. Videos, Videos, Videos

Video is King. Klar, logisch, wissen wir spätestens, seit YouTube vor einigen Jahren durchgestartet ist. Unter dem Namen «YouTube Gaming» bündelt YouTube künftig seine Gaminginhalte – sowohl Videos als auch Livestreams – und dringt damit in ein Gefilde vor, das bisher vom Streamingdienst Twitch dominiert wird. Dieser gehört zu Amazon und erreicht etwa 45 Millionen Zuschauer monatlich. YouTube Gaming hat im Vergleich zum herkömmlichen YouTube den Vorteil, dass die Gamingzielgruppe nicht von unrelevanten Videos verschreckt wird. Wenn also nach «Call» gesucht wird , bekommt der Nutzer statt dem Song «Call Me Maybe» Inhalte zum Game «Call of Duty» vorgeschlagen. 

Übrigens: Der erfolgreichste YouTuber überhaupt ist der Gamer Felix Kjellberg aka PewDiePie, dessen YouTube-Kanal 36 Millionen Abonnenten hat.

Gamer PewDiePie ist mit 36 Millionen Abonnenten die Nummer 1 auf YouTube. Der 25-jährige Schwede verdient bis zu 10,2 Millionen Franken pro Jahr.bild: youtube

Dass Videos das Netz dominieren werden, glaubt man auch bei Facebook: In Zukunft würden Menschen nicht mehr primär über Text oder Fotos kommunizieren, sondern «Videos werden noch wichtiger als Fotos sein», prophezeit Mark Zuckerberg. Facebook lässt Videos seit einiger Zeit automatisch ablaufen und heizt so das Rennen um die Video-Plattform Nummer eins weiter an. Zuckerbergs soziales Netzwerk ist drauf und dran, YouTube als führende Videoplattform abzulösen. Und Zuckerberg holt bereits zum nächsten Schlag gegen Googles Tochterfirma YouTube aus: Künftig erhalten Facebook-Nutzer, die ihre Videos direkt auf Facebook hochladen, 55 Prozent der Werbeeinnahmen, wie es bei YouTube längst üblich ist. Die grössten YouTube-Stars könnten so Mehreinnahmen in Millionenhöhe erwirtschaften.

Was steckt dahinter? Facebook teilt die Werbeeinnahmen mit den Produzenten der Videos, was diese motiviert, mehr und bessere Videos (exklusiv) für Facebook zu erstellen. 

Der Video-Krieg zwischen Facebook, YouTube und Twitter

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bild: joyoftech

Und die Medien? Das ungemein erfolgreiche Spass- und Newsportal Buzzfeed hat den Braten wieder früh gerochen und setzt längst auf Fun- und Erklär-Videos, die ein Journalistenteam teils exklusiv für YouTube und Facebook produziert. Andere Medien werden nachziehen, sofern sie die Ressourcen dafür haben.

Das Fazit: Was für Artikel gilt, gilt noch weit mehr für Videos. Sie werden nicht primär auf Newsportalen und News-Apps konsumiert, sondern immer mehr direkt in den Apps von Facebook, YouTube, Snapchat oder Apple.

Weitere spannende Trends der Medien-Entwicklung veröffentlicht Next Madia Hamburg laufend auf ihrer Webseite.

Diese Trends verändern die Medien
In der Publikation «Nextmedia Kompass» stellen Next Media Hamburg und die Hamburg Media School die spannendsten Trends aus der digitalen Medien vor. Der aktuelle Trendreport kann hier als PDF heruntergeladen werden.

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