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Magdici spricht in Interview über Flucht mit Hassan Kiko

Angela Magdici. 
Angela Magdici. 
bild: facebook

«Wir waren schon etwas naiv»: Angela Magdici im Interview über ihre Flucht mit Hassan Kiko

19.05.2016, 03:5919.05.2016, 08:11
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Aufseherin Angela Magdici, die im Februar mit dem syrischen Häftling Hassan Kiko aus dem Gefängnis Limmattal türmte, hat sich erstmals in einem Interview zu ihren Motiven geäussert. Ein Schlüsselmoment war für sie, als Hassan Kiko, mit dem sie eine Beziehung führt, erneut verurteilt wurde.

Der vorbestrafte Syrer war am 3. Dezember 2015 vor Bezirksgericht zu vier Jahren Gefängnis wegen Vergewaltigung verurteilt worden. «Zumindest kam das Thema Flucht nach dem Urteil erstmals zu Sprache», sagte die 32-Jährige in einem Interview, das am Donnerstag in der «Weltwoche» erschien. Sie ist – im Gegensatz zu Kiko – mittlerweile wieder auf freiem Fuss.

Aus ihrer Sicht wurde ihr 27-jähriger Liebhaber «für Delikte verurteilt, die er nicht begangen hat». Er sei «kein Unschuldslamm, aber auch nicht der gewissenlose Triebtäter, als der er dargestellt wird». Im Vergewaltigungs-Fall, der demnächst vor dem Zürcher Obergericht behandelt wird, erhofft sie sich, dass das Urteil «korrigiert» wird.

«Sehr einfach»

Nebst dem Urteil sei aber noch einiges anderes zusammengekommen, sagte sie. Sie erwähnt etwa die Situation mit ihrem Ehemann, von dem sie zu diesem Zeitpunkt bereits getrennt lebte sowie die Aussicht, dass der Syrer bald in den «Vollzug versetzt» werde. Den Entschluss zum Gefängnisausbruch habe sie «in der Nacht vor der Flucht» gefasst.

Auf die Details des Ausbruchs will sie nicht eingehen. «Aber ja, damals war der Ausbruch sehr einfach. Technisch zumindest», sagte sie. Seelenruhig sei sie allerdings nicht gewesen, «das Herz schlug mir bis zum Hals». Das Ziel Norditalien sei «eher zufällig gewählt worden». Direkte Helfer, die sie bei der Flucht aktiv und wissentlich unterstützt hätten, habe es nicht gegeben.

Hassan Kiko.
Hassan Kiko.
Bild: facebook

«Etwas naiv»

Während ihrer Zeit in Freiheit hätten sie ein «ganz normales Leben» geführt. «Wir machten viel Sport, gingen spazieren, kochten gemeinsam, redeten sehr viel.» Bald sei ihnen aber klar geworden, dass sie «auf legale Weise auf die Dauer nicht überleben» könnten, sagte sie weiter.

Der Syrer habe beispielsweise Arbeit als Coiffeur gesucht. «Aber wir mussten feststellen, dass dies ohne Papiere praktisch unmöglich war.» Darauf angesprochen, dass dieses Vorgehen ziemlich handgestrickt und unüberlegt wirke, sagte sie: «Im Rückblick ist man immer klüger.»

Sie räumte auch ein, dass es «etwas naiv» gewesen sei, ein Video zu machen und den Medien zuzuspielen. «Wir wollten einfach zeigen, dass die Dinge nicht so sind, wie viele denken.» Sie habe auf der Flucht gelesen, was über sie geschrieben worden sei – «und vieles stimmt einfach nicht, so wie es geschrieben wurde». So sei es etwa falsch, dass sie «in den Dschihad ziehen wollten».

Sie sei nun froh, wieder mit ihren Angehörigen zusammen zu sein, sagte sie weiter. Auf ihren Partner, den sie im Gefängnis kennen lernte und sich in ihn verliebte, werde sie «auf jeden Fall» warten. «Falls er eines Tages aus der Schweiz weggewiesen werden sollte, dann werde ich mit ihm ziehen.» (cma/sda)

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47 Kommentare
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Atombömbeli
19.05.2016 07:07registriert Juni 2015
Das einzige was mir dazu in den Sinn kommt: Stop making stupid people famous....
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pamayer
19.05.2016 06:45registriert Januar 2016
Na ja... "etwas naiv"... - eher sehr dumm.
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meliert
19.05.2016 04:42registriert August 2014
Hoffentlich trifft der letzte Satz des Berichtes bald ein!
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