Israel will seine Offensive im Gazastreifen trotz vieler ziviler Todesopfer fortsetzen. «Wir werden in den kommenden Tagen weitermachen, bis wir alle Tunnel zerstört haben», sagte Geheimdienstminister Juval Steinitz vor Journalisten in Jerusalem. Wichtigstes längerfristiges Ziel sei eine Entmilitarisierung des Küstenstreifens am Mittelmeer. «Wir wollen eine umfassende Lösung, die wirkliche Erleichterung für die Menschen auf beiden Seiten bringt», sagte Steinitz. Die Palästinenser hätten sich im Rahmen der Friedensabkommen mit Israel zu einer solchen Entmilitarisierung verpflichtet.
«Die Raketen sind das Kernproblem in Gaza». Auch die Menschen im Gazastreifen litten unter «diesem unnötigen Krieg», sagte der Minister für Internationale Beziehungen und Nachrichtendienste. Der internationale Druck zur Beendigung des Blutvergiessens wird jedoch stärker. Nach US-Präsident Barack Obama forderte auch der UNO-Sicherheitsrat eine «sofortige und bedingungslose humanitäre Waffenruhe» zwischen Israel und der im Gazastreifen herrschenden Hamas. Die Konfliktparteien sollten die Kampfhandlungen einstellen, um Hilfe möglich zu machen, hiess es in einer Erklärung des UNO-Gremiums.
Die israelische Armee hat die Einwohner mehrerer Wohngebiete im Gazastreifen zur sofortigen Räumung ihrer Häuser aufgerufen. Die Warnungen seien an Palästinenser in Sadschaija, Saitun und dem östlichen Teil von Dschebalia geschickt worden, teilte die Armee am Montagabend mit. Die Zivilisten sollten sich ins Zentrum der Stadt Gaza begeben, hiess es in den Botschaften, die per Telefon oder SMS übermittelt wurden. Die Armee sendet solche Mitteilungen für gewöhnlich vor massiven Angriffen. Bei einem Mörsergranaten-Angriff militanter Palästinenser waren zuvor mindestens vier Israelis getötet worden. Es war der Angriff mit den meisten Opfern in Israel seit Beginn der Militäroffensive im Gazastreifen vor drei Wochen.
Bei zwei schweren Explosionen im Gazastreifen sind angeblich zehn Menschen getötet und 40 weitere verletzt worden. Die meisten Opfer seien Kinder gewesen, teilte der Leiter der Rettungsdienste in Gaza, Aschraf al-Kidra, am Montag mit. Drei Menschen starben, als Augenzeugenberichten zufolge eine israelische Drohne ein Gebäude des Al-Schifa-Krankenhauses beschoss. Die anderen Opfer habe es bei der Bombardierung des Schati-Flüchtlingslagers gegeben. Das israelische Militär wies jede Verantwortung für die zwei Zwischenfälle zurück. Es habe sich um Einschläge fehlgeleiteter Raketen, die militante Palästinenser im Gazastreifen abgeschossen hätten, gehandelt. Das Al-Schifa-Krankenhaus ist die grösste medizinische Einrichtung im Gazastreifen. Dort werden die meisten Menschen behandelt, die im Krieg zwischen Israel und militanten Palästinensern verwundet worden sind.
In Ost-Jerusalem haben zehntausende Menschen gegen die israelische Militäroffensive im Gazastreifen demonstriert. Nach Angaben der Polizei versammelten sich 45'000 Palästinenser auf dem Weg zur Al-Aksa-Moschee, um den Beginn des muslimischen Fests Eid al-Fitr zum Ende des Ramadan zu feiern.
Viele trugen T-Shirts mit Slogans, die die Palästinenserorganisation Hamas sowie ihren bewaffnetem Arm, die Essedin-al-Kassam-Brigaden, unterstützen.
Von dem seit drei Wochen andauernden Konflikt im Gazastreifen zwischen der israelischen Armee auf der einen und der Hamas und weiteren militanten Gruppen auf der anderen Seite sind auch Ost-Jerusalem und das Westjordanland betroffen.
Immer wieder kam es dort zu Demonstrationen und Zusammenstössen zwischen palästinensischen Zivilisten und israelischen Sicherheitskräften, bei denen in den vergangenen Wochen mehrere Palästinenser getötet und hunderte festgenommen wurden.
Im Gazastreifen gab es nach einem zwischenzeitlichen Abflauen der Kämpfe am Montag erneut mehrere Todesopfer. Nach Angaben der palästinensischen Rettungskräfte starben zwei Menschen, darunter ein vierjähriger Junge, als ein israelisches Panzergeschoss in einem Wohnhaus im nördlich gelegenen Dschabalija einschlug. (rar/kub/sda/afp)