Das Bundesamt für Polizei (Fedpol) vermutet hinter der Messerattacke von Lugano einen terroristischen Hintergrund. Das sagte Direktorin Nicoletta della Valle am Dienstagabend an einer Medienkonferenz in Bellinzona. Die Bundesanwaltschaft (BA) eröffnete ein Strafverfahren.
«Dieser Angriff überrascht mich nicht», sagte Nicoletta della Valle, die der Medienkonferenz per Video zugeschaltet war. Das Fedpol arbeite Hand in Hand mit der Tessiner Kantonspolizei, um den Fall zu untersuchen. «Diese Zusammenarbeit funktioniert sehr gut.»
Della Valle verwies auf den anderen Fall in der Schweiz, der im Moment bezüglich eines mutmasslichen terroristischen Hintergrundes untersucht werde: die Messerattacke von Morges, bei der Mitte September ein 29-jähriger Portugiese erstochen worden war. Der Täter war dem Nachrichtendienst des Bundes bekannt.
Auch die 28-jährige Frau, die am Nachmittag kurz nach 14 Uhr in einem grossen Luganeser Kaufhaus zwei Frauen angegriffen hatte, sei den Behörden bekannt gewesen, sagten sowohl Nicoletta della Valle als auch Matteo Cocchi, Kommandant der Kantonspolizei Tessin. Es müsse nun geklärt werden, ob die Frau eine Verbindung zur Terrororganisation «Islamischer Staat» (IS) habe. Für weitere Details sei es noch zu früh.
Am 24.11.2020 kam es in einem Warenhaus in #Lugano zu einem mutmasslichen #terroristisch motivierten Angriff auf mehrere Personen. In diesem Zusammenhang hat die #Bundesanwaltschaft ein #Strafverfahren eröffnet.
— fedpol (@fedpolCH) November 24, 2020
Das Tessiner Online-Portal «tio.ch» berichtete bereits am Nachmittag, die Täterin habe «sono dell'Isis» - «Ich bin vom Isis» oder «Allah akbar»- «Gott ist grösser (bzw.: der Grösste)» gerufen. Diese Fakten hätten sich jedoch nicht verifizieren lassen, hält «tio.ch» fest.
Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga telefonierte mit dem Tessiner Regierungspräsidenten Norman Gobbi, um ihr Mitgefühl zum Ausdruck zu bringen für die betroffenen Frauen und die Tessiner Bevölkerung und um die Unterstützung des Bundes zuzusichern, wie es auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA hiess.
Gobbi sagte vor den Medien, man gehe davon aus, dass die Frau radikalisiert worden sei. «Die Situation ist von grösstem Ernst», sagte der Vorsteher des Tessiner Justiz- und Polizeidepartements. Falls sich die vom Fedpol geäusserte Vermutung bestätigen lasse, wäre der Kanton Tessin zum ersten Mal mit einem terroristischen Akt konfrontiert. «Wir sind entschlossen, die Sicherheit unserer Bürger zu verteidigen», schloss Gobbi.
Der Kommandant der Tessiner Kantonspolizei Cocchi sagte, die Bedrohung durch den Terrorismus sei omnipräsent. Es sei wichtig, rasch zu reagieren, und das habe man getan. Die Untersuchung des Falles werde vom Fedpol geleitet.
Am Dienstagnachmittag kurz nach 14 Uhr war es in einem grossen Kaufhaus in Lugano zu einer Messerstecherei gekommen. Bei der Täterin handelt es sich nach Angaben der Tessiner Kantonspolizei um eine 28-jährige Schweizerin. Sie griff im Innern des Kaufhauses zwei Frauen an, eine von ihnen mit einem Messer. Eines der Opfer wurde dabei schwer verletzt.
Der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz verurteilte noch am Abend den «islamistischen Terroranschlag in Lugano». Seine Gedanken seien bei den Opfern, schrieb der Regierungschef in Wien auf Twitter und sicherte der Schweiz seine Unterstützung «in diesen schwierigen Zeiten» zu. Man werde dem islamistischen Terrorismus in Europa gemeinsam die Stirn bieten und die eigenen Werte verteidigen. (sda)
I fully condemn today’s Islamist terrorist attack in #Lugano. My thoughts are with the victims wishing them a full & swift recovery. We stand with #Switzerland in these difficult hours. We'll give a joint response to Islamist terrorism in #Europe & defend our values. @s_sommaruga
— Sebastian Kurz (@sebastiankurz) November 24, 2020
Über was hat sich die Schweizer Täterin denn so aufgeregt?
Über eine Karikatur im Nebelspalter?
Oder etwas im Globi?
Den armen Opfern dürfte das Motiv egal sein - es ist schlussendlich nichts anderes als eine grundlose schwere Körperverletzung oder versuchter Mord.
Hilflos. Man wüsste dass man etwas dagegen machen sollte und man wüsste auch ungefähr was. Aber irgendwie kann man sich dann doch nicht dazu durchringen.