Die amerikanische Wirtschaft kommt mit Karacho aus der Coronakrise – die Schweiz wird mitgerissen. So titelten die Zeitungen von CH Media noch Mitte April. Gut zwei Wochen später sind die Indikatoren für die schweizerische Wirtschaft tatsächlich bereits in luftige Rekordhöhen gezogen worden. Damit stehen auch in der Schweiz die Zeichen auf Boom.
«Die Wirtschaftsentwicklung dürfte in der nahen Zukunft einen kräftigen Schub bekommen.» Das wurde Ende letzter Woche vermeldet. Die KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich hatte festgestellt, dass ihr wichtigster Indikator einen neuen Rekordwert erreicht hatte. Die Ökonomen schrieben: «KOF Konjunkturbarometer auf historischem Höchststand.»
Den nächsten «historischen Rekordstand» vermeldeten nun heute die Ökonomen der Credit Suisse. Ihre Umfrage unter Einkaufsmanagern hat noch nie so gute Aussichten für die Industrie ergeben wie aktuell. In einer Mitteilung schreiben sie:
Rekorde, Rekorde, Rekorde: Auf den Lockdown folgt ein fulminantes Comeback. Zu verdanken ist diese Wende vor allem ausländischen Kunden, die wieder schweizerische Industrieprodukte kaufen wollen. Die KOF-Ökonomen schreiben, die Industrie komme «mit Wucht zurück». Dabei profitiere sie von der «internationalen Nachfrage». Ähnlich formulieren es die CS-Ökonomen: Vor allem die Schweizer Industrie erhole sich und zwar dank des «Wiederanspringens der Weltwirtschaft».
Die ersten Zeichen der Besserung zeigten sich in der Industrie – mittlerweile aber nicht mehr nur dort. Der Konsum nimmt wieder zu, vermeldet die KOF. Die Konjunkturforschungsstelle rechnet ohnehin mit einem Konsumboom. Wenn sie recht behält, wird es einen gewaltigen Schub an Konsumausgaben geben. Etwas Vergleichbares gibt es in den Statistiken noch nicht, die bis ins Jahr 1980 zurückgehen. Die ersten Vorzeichen einer Wende zeigen sich auch bei den Banken und den Versicherungen.
Von dieser Wende haben auch die Arbeitnehmer schon etwas. Der Indikator der KOF für den Jobmarkt steht zwar noch nicht auf einem historischen Rekordstand. Doch die Ökonomen können vermelden: Erstmals seit Beginn der Coronakrise gibt es mehr Firmen, die Jobs schaffen wollen, als Firmen, die Jobs abbauen wollen. Und damit steht auch fest:
Das Wiederanspringen der Wirtschaft so kurz nach einer Jahrhundertkrise erklärt sich mit einem Umdenken in den USA und in der EU. In der Finanzkrise machte die EU noch in aller Eile eine haushaltspolitische Wende zum Sparen. In der Coronakrise versucht sie einen anderen Ansatz. Mit Hilfe gewaltiger Investitionsprogramme will sie sich aus der Krise pushen. Bei der Gelegenheit sollen auch volkswirtschaftliche Schwächen behoben werden, etwa in der Infrastruktur. Italien beispielsweise darf nun unter seinem Ministerpräsidenten Mario Draghi viel Geld ausgeben für einen Wiederaufbauplan. Die EU-Bürokraten in Brüssel fürchten sich vor Populisten, deren Aufstieg von hoher Arbeitslosigkeit begünstigt werden könnte.
In den USA wurde in der Finanzkrise schon unter dem damaligen Präsidenten Barack Obama viel Geld ausgegeben. Doch im Nachhinein galt das damalige Programm als zu zögerlich. Der Wiederaufschwung ging zu langsam, der Arbeitsmarkt erholte sich zögerlich. Biden will es nun anders machen. Mit Ausgaben von an die 6 Billionen Dollar strebt er einen eigentlichen Umbau der amerikanischen Gesellschaft an. Sein «American Family Plan» würde beispielsweise Millionen von Amerikanern eine bezahlbare Kinderbetreuung bringen.
Biden und der Demokratischen Partei steckt der Schock der Trump-Jahre tief in den Knochen. Eine Rückkehr zu einem Präsidenten Donald Trump wollen sie unter allen Umständen vermeiden. (bzbasel.ch)