Zwei schwere Erdbeben haben am Mittwochabend Mittelitalien erschüttert. Laut Zivilschutz gab es mindestens zwei Verletzte. Aus mehreren Ortschaften wurden schwere Schäden gemeldet. Die Beben ereigneten sich zwei Monate nach dem schweren Beben mit fast 300 Toten.
Das erste Erdbeben ereignete sich um 19.10 Uhr in der Nähe der Ortschaft Visso in der Region Marken und hatte gemäss der US-Erdbebenwarte USGS eine Stärke von 5.5. Das zweite zwei Stunden später hatte gemäss USGS eine Stärke von 6.1. Das italienische Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV) gab die Stärken der beiden Beben mit 5.4 und 5.9 an.
Weitherum gespürt
Die Erschütterungen waren in beiden Fällen auch in der Hauptstadt Rom zu spüren. Italienische Medien berichteten, das zweite Beben sei von Venedig im Norden bis nach Tarent im äussersten Süden des Landes zu spüren gewesen. In Rom wie in den Städten Pescara, L'Aquila und Ancona rannten Menschen wegen der Erschütterungen aus ihren Häusern.
«Im Moment gibt es zwei Verletzte in Visso», teilte der italienische Zivilschutz am Mittwochabend mit. Auch Einstürze und Schäden seien gemeldet worden. Die Ortschaften, die dem Epizentrum des ersten Bebens am nächsten liegen, sind laut Zivilschutz Castel Sant'Angelo sul Nera, Visso, Ussita und Preci.
«Viele Häuser sind eingestürzt, unser Dorf ist am Ende», sagte der Bürgermeister von Ussita, Marco Rinaldi, dem italienischen Fernsehen. Wahrscheinlich gebe es aber keine Opfer.
Das zweite Beben sei «schrecklich» gewesen, berichtete Rinaldi. Er habe noch nie so starke Erschütterungen gespürt. «Glücklicherweise waren alle nach dem ersten (Beben) schon draussen.»
«Es gibt keinen Strom mehr. Es gibt sicher Einstürze, das ist wirklich hart», sagte der Bürgermeister des 300-Einwohner-Dorfes Castel Sant'Angelo sul Nera, Mauro Falcucci, dem Sender Sky Tg24. Hinzu komme, dass es in Strömen regne.
Der Erzbischof von Spoleto-Norcia, Renato Boccardo, teilte laut italienischen Medien mit, dass die Kirche San Salvatore in Campi di Norcia, rund 20 Kilometer südlich von Visso, nicht mehr existiere. "Der Bürgermeister von Visso, Giuliano Pazzaglini, sagte im Fernsehen, die Telefonverbindungen in seinem Ort seien wiederhergestellt. Im Fernsehen waren allerdings Bilder von Trümmern vor einer Kirche in Visso zu sehen.
In der Nähe von Amatrice
Die nun besonders stark betroffene Region liegt in der Nähe von Amatrice. Dort waren nach dem Erdbeben vom 24. August die meisten der fast 300 Todesopfer zu beklagen gewesen. Das Beben hatte damals eine Stärke zwischen 6.0 und 6.2. Es richtete Sachschäden in Höhe von rund vier Milliarden Euro an.
Laut INGV besteht ein Zusammenhang zwischen den Beben vom Mittwoch und dem Beben im August. «Die Nachbeben können lange dauern, manchmal Monate», sagte der Geologe Mario Tozzi im italienischen Fernsehen.
Erschwert wurde die Lage in allen Fällen dadurch, dass sich die Erdbeben in einer Bergregion mit vielen schwer zugänglichen Ortschaften ereigneten. Italiens Innenminister Angelino Alfano verschickte über den Kurznachrichtendienst Twitter ein Foto, das ihn im Kontrollraum der Feuerwehr zeigt, die die Hilfseinsätze für die Erdbebenopfer koordinierte. (sda/afp)