Sexismus gegen Parlamentarierinnen nimmt stark zu

Sexismus gegen Parlamentarierinnen nimmt stark zu

26.10.2016, 09:12

Sexismus, Belästigung und Gewalt gegen Parlamentarierinnen haben weltweit stark zugenommen. Dutzende Betroffene haben diese Übergriffe erstmals ans Licht gebracht.

Die Interparlamentarische Union (IPU) befragte für eine am Mittwoch in Genf veröffentlichte Studie über 50 Parlamentarierinnen in 39 Ländern auf allen Kontinenten. Mehr als 80 Prozent der befragten Frauen erklärten, sie hätten bereits psychische Gewalt erfahren. Über 40 Prozent wurden mit dem Tod, mit Vergewaltigung, Schlägen oder mit dem Entzug ihres Mandats bedroht.

Insgesamt wurden zwei Drittel der befragten Frauen mehrfach sexistisch angepöbelt. 20 Prozent wurden sexuell belästigt und 7.3 Prozent wurden Opfer von Vergewaltigungsversuchen.

Jede fünfte der befragten Parlamentarierinnen wurde bereits mit physischer Gewalt konfrontiert: Sie wurden geohrfeigt, gestossen, geschlagen oder mit einem Gegenstand angegriffen. Mehr als 12 Prozent wurde mit einer Waffe bedroht.

Hunderte Drohungen in wenigen Tagen

Psychische Gewalt erfahren Parlamentarierinnen vor allem über die sozialen Medien, wie eine Parlamentarierin aus Europa sagte. Sie selbst habe innert vier Tagen über 500 Vergewaltigungsdrohungen erhalten. Der Sexismus komme aber auch durch unangemessene Kommentare der männlichen Abgeordneten zum Ausdruck.

UIP-Generalsekretär Martin Chungong gab zwar zu, dass die Studie nur auf einer Stichprobenerhebung basiert. «Das Problem sei aber viel weiter verbreitet und werde viel seltener thematisiert» als die Organisation angenommen habe.

Er rief die Parlamentsmitglieder auf, gegen Sexismus und Belästigungen vorzugehen. Diese dürften nicht der «Preis dafür sein, dass Frauen am politischen Leben teilnehmen könnten». Dem Problem müsse viel mehr Beachtung geschenkt werden.

Die Parlamentarierinnen können laut IPU nicht frei und in völliger Sicherheit arbeiten. Dennoch wollen 80 Prozent derjenigen, welche sexuellen Übergriffen ausgesetzt waren, weder auf ihr Amt verzichten, noch darauf, sich für ein neues zu bewerben. (sda)

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