Die Städte Bern und Biel wollen einen Beitrag leisten zur Entschärfung des Standplatz-Problems für Fahrende. Bis Ende August stellen sie den Fahrenden, welche im April in Bern ein Gelände besetzten und sich nun in Nidau BE befinden, je ein Gelände zur Verfügung.
Mit diesen beiden Arealen wollen die beiden Städte dem Kanton Bern etwas Zeit verschaffen, um das Problem mittel- und langfristig zu lösen. Das gaben die beiden Städte am Dienstag in Bern an einer Medienkonferenz bekannt. Die beiden Gelände bieten Platz für insgesamt 50 Wohnwagen.
Das Gelände in Bern ist ein Parkplatz, der an etwa 50 Tagen im Jahr von der Berner Messeveranstalterin Bernexpo genutzt wird. Dort gibt es Platz für 30 Wohnwagen. Beim Gelände in Biel handelt es sich um einen Parkplatz, der früher zu einem Schiessstand im Gebiet Bözingen gehörte. Er bietet 20 Wohnwagen Platz.
Der bernische Regierungspräsident Christoph Neuhaus ist froh um das Angebot der beiden Städte. Langfristig will Neuhaus im Kanton Bern mindestens drei bis fünf neue Stand- und Durchgangsplätze für Jenische und ein bis zwei Transitplätze für ausländische Fahrende sichern, wie er an derselben Medienkonferenz sagte.
An der Medienkonferenz nahmen - als Zuhörer - auch zwei Vertreter der Jenischen teil. Der Präsident und der Sprecher der «Bewegung der Schweizer Reisenden», Mike Gerzner und Gérard Mülhauser, sagten am Ende des Anlasses Medienschaffenden, sie seien zufrieden mit dem Angebot der beiden Städte.
Die Jenischen würden wie versprochen den Platz in Nidau spätestens Freitag verlassen und nach Biel und Bern ziehen, so Mülhauser.
Gerzner betonte aber auch, es handle sich nur um eine kurzfristige Lösung. Er hoffe, es gebe auch langfristig gute Lösungen. Nach Ansicht der Bewegung braucht es in der Schweiz 40 Stand- und 80 Durchgangsplätze. Heute sind es 15 respektive 45.
Mülhauser hofft, dass es dem Kanton Bern auch gelingt, für die Zeit zwischen August 2014 und der Schaffung von zusätzlichen Stand- oder Durchgangsplätzen Übergangslösungen zu finden. Er ist zuversichtlich, dass das gelingt.
Abgesehen von einem Platz in Thun, der demnächst zur Verfügung stehen dürfte, steht im Kanton Bern kein neuer Platz in Aussicht. Neuhaus rief deshalb die bernischen Gemeinden dazu auf, dem Beispiel der beiden Städte Bern und Biel zu folgen und ebenfalls Angebote zu machen.
Der bernische Justiz- und Gemeindedirektor sprach von zusätzlichen personellen und finanziellen Ressourcen, die es seitens des Kantons brauche, um Plätze zu finden. Und sprach auch von der Möglichkeit, solche Plätze mit einer kantonalen Überbauungsordnung zu erzwingen, falls das nötig sein sollte.
Auf eine Journalistenfrage räumte Neuhaus aber auch gleich ein, eine solche durchzusetzen, sei schwierig. Den Bund will Neuhaus in die Pflicht nehmen, wenn es um die Schaffung von Transitplätzen für ausländische Fahrende geht. (sda/whr)