Die Autonome Pöstlergewerkschaft hat den Entscheid der Post, innert drei Jahren zwischen 500 und 600 Poststellen zu schliessen, scharf kritisiert. Die Direktion der Schweizer Post interessiere sich nicht mehr für das Schweizer Poststellennetz.
Bereits heute hätten 800'000 Menschen in der Schweiz keinen Zugang mehr zu einer Poststelle, die innerhalb einer zumutbaren Frist erreichbar sei. Nach dem weiteren Abbau werde sich die Zahl der Betroffenen verdoppeln, schreibt die Gewerkschaft am Mittwoch in einer Mitteilung.
Besonders gross werde der Kahlschlag in Berg- und Landkantonen sein. 2001 habe es noch 3500 Poststellen im ganzen Land gegeben. Die Postchefs seien am Service public ebenso wenig interessiert wie der Bundesrat und das Parlament in seiner derzeitigen Zusammensetzung.
Interkantonale Post
Um die Löcher im Poststellennetz zu stopfen, müssten deshalb die Kantone in die Bresche springen, zeigten sich die Autonomen Pöstler überzeugt.
Jene Kantone, die sich gegen den weiteren Abbau beim Poststellennetz stemmten, sollten sich zusammentun und eine interkantonale Post aufbauen, um den für die Bevölkerung notwendigen Service public aufrechtzuerhalten.
Keine Entlassungen
Die Schweizerische Post hatte zuvor angekündigt, dass sie die Schliessung von Poststellen forcieren will: Bis 2020 sollen von den heute 1400 Poststellen noch zwischen 800 und 900 übrig sein. Der Abbau solle wie bis anhin mit Post-Agenturen aufgefangen werden.
Rund 1200 Mitarbeitende könnten «von einer Veränderung betroffen sein», hiess es weiter. Entlassungen hat die Post nach eigenen Angaben nicht geplant. Für die Betroffenen werde nach passenden Lösungen gesucht - in Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern.
Die Autonome Pöstlergewerkschaft schreibt dazu, die Post schliesse Entlassungen nicht aus. Die Post beschäftige insgesamt über 50'000 Mitarbeitende. Einem Unternehmen dieser Grösse müsse es möglich sein, «problemlos in einer anderen Unternehmenseinheit einen Arbeitsplatz für die betroffenen Kollegen zu finden».
Die Post könne sich zudem genügend Zeit lassen, um alle wieder unterzubringen, ohne deren «Überleben in Gefahr zu bringen», schreiben die Autonomen Pöstler und fordern, dass die Post niemanden entlässt.
SP: Gefährlicher Entscheid
Bereits reagiert haben auch die Sozialdemokraten: Auf Twitter kritisierte die SP Schweiz den markanten Abbau beim Poststellennetz als «gefährlichen Entscheid» der Postführung.
Ein «Abbau von Dienstleistungen bei immer höheren Spitzenlöhnen» gefährde die Akzeptanz des Service public, schreibt die Partei in einer ersten Reaktion. (sda)