Statt sich auf die Strandferien auf Zakynthos freuen zu können, erlebt Louis Walpen* den grossen Flugannulations-Frust. Dabei hatte alles so toll begonnen.
Die Ferien waren genau geplant. Als Destination kam für die Familie nur ein Ort mit Direktflug in Frage, an dem es schon Anfang Mai sommerlich warm ist. Die Reisedaten wurden nach dem Flugplan gelegt, das Airbnb-Haus entsprechend reserviert.
Anfang März waren die Ferien nach langer Recherche gebucht. Zwei Monate später sollte es für Louis mit seiner Frau und den beiden Kleinkindern mit der Swiss-Tochterairline Edelweiss nach Zakynthos gehen. Hin- und Rückflug für rund 700 Franken.
Doch einen Monat nach der Buchung (und einen Monat vor dem Abflug) kommt die grosse Ernüchterung. In einer Infomail der Swiss heisst es:
Aber aufgepasst: Was die «Flugplanänderung» bedeutet, wird den Walpens erst klar, als sie die angehängten E-Tickets studieren. Dort wird ersichtlich, dass sich das Abflugdatum geändert hat: Statt am 6. Mai fliegt die Maschine erst drei Tage später. Der erste Edelweiss-Flug der Sommersaison 2019 nach Zakynthos wurde nämlich gestrichen.
Die Familie wurde ohne Rücksprache vom Montag auf den Donnerstag umgebucht. So hätten sich die Ferien von zehn auf sieben Tage verkürzt. Das bereits bezahlte Haus wäre drei Tage leer gestanden.
Wie ist es dazu gekommen? «Der betreffende Flug musste aufgrund von ausserplanmässigen Wartungsarbeiten an einem unserer Flugzeuge annulliert werden», schreibt Edelweiss Air in einer Stellungnahme.
Kleinere Zeitänderungen könnten gelegentlich vorkommen, während Verschiebungen auf andere Tage die «absolute Ausnahme» darstellen, fügt die Swiss-Medienstelle an. Genaue Zahlen werden aber keine veröffentlicht.
Klar ist hingegen: Flugplanänderungen und Annullationen nehmen generell zu. Wegen Luftraumüberlastung, Marktverschiebungen wegen der Air-Berlin-Pleite und Streiks erlebten Flugpassagiere im Sommer 2018 ein Chaos.
Das Fluggastrechteportals Airhelp glaubt nicht, dass sich dies 2019 ändert. Flugausfälle und Verspätungen seien in den letzten Jahren in der Schweiz massiv angestiegen. Ausgelöst werde dieser drastische Sprung unter anderem durch den internationalen Machtkampf zwischen den Airlines. «Einige Fluggesellschaften bieten Strecken an, die sie aufgrund von Flugzeug- und Personalmangel gar nicht bedienen können – zu Lasten der Kunden.»
Dies sorgt auch bei den Reisebüros für Kopfzerbrechen. Denn nicht nur Privatkunden, sondern auch Reisebüros blieben bei Flugannullationen auf Stornierungskosten von Hotels sitzen, so Walter Kunz, Geschäftsführer des Schweizerischen Reisebüroverbandes (SRV).
Der Reise-Experte ist zwar zuversichtlich, dass 2019 punkto Verspätungen und Annullationen nicht mehr so schlimm wird wie 2018. Edelweiss hat etwa eine zusätzliche Maschine eingeflottet, um Verspätungen besser abfedern zu können.
Doch 2019 gibt es ein neues Problem: Wegen des weltweiten Groundings der Boeing 737 MAX ist der Markt für kurzfristig verfügbare Ersatzmaschinen leergefegt.
Doch wie ging es für Louis Walpen weiter? Nach einer Reklamation bietet die Swiss der Familie als Alternative einen Flug via München und Athen nach Zakynthos an. Reisedauer: 16 Stunden.
Für eine Familie mit Kleinkindern eine Zumutung. «Das ist nicht die Leistung, die man gebucht hat. Deshalb kann der Passagier grundsätzlich vom Vertrag zurücktreten», so Walter Kunz.
Die Familie Walpen hat nun auf eigene Faust eine Lösung gefunden: Sie jettet bereits am Vorabend von Zürich nach Athen, übernachtet im Flughafenhotel und fliegt dann mit einer Propellermaschine einer Regionalairline nach Zakynthos.
Das kostet sie zwar 1000 Franken mehr, aber immerhin verkürzen sich die Ferien nicht. Von der Swiss kriegt die Familie den Preis für den Hinflug zurückerstattet. Denn zumindest die Rückreise kann die junge Familie mit dem gebuchten Edelweiss-Direktflug antreten.
Ist dir auch schon ein Flug gestrichen worden? Dann erzähl uns deine Geschichte im Kommentarfeld.
*Name geändert
(red)