Hängende Augenlider und Doppeltsehen können erste Anzeichen einer Autoimmunerkrankung sein, die Muskellähmungen verursacht. Mediziner des Universitätsspitals Zürich haben dafür nun einen einfachen und exakten Test entwickelt.
Sie entwickelt sich schleichend und ist schwierig zu diagnostizieren: Bei der Autoimmunerkrankung Myasthenie ist die Signalübertragung vom Nerv an den Muskel gestört. Die Augenlider hängen herab, es kommt zum Doppeltbildsehen, zu Schluck-, Sprech- und Atemproblemen und rascher Ermüdung der Arm- und Beinmuskeln.
Früh diagnostiziert kann das Fortschreiten der Muskelschwäche verlangsamt oder gestoppt werden. Bisherige Tests sind jedoch aufwendig und nicht immer zuverlässig oder lassen die Diagnose erst im fortgeschrittenen Stadium zu. Ein Forscherteam des Universitätsspitals Zürich stellt nun einen einfachen Test mit hoher Treffsicherheit vor, wie das Spital am Dienstag mitteilte.
Mit Vibrationen Muskeln stimulieren
Die Beschwerden treten oft zuerst oder nur am Auge auf. Die Augenmuskeln ermüden dann rasch, so dass die Patienten doppelt sehen. Um diese Ermüdung zu messen, nutzte das Team um Yulia Valko und Konrad Weber einen Trick: Sie setzten einen Vibrator an den Schädel des Patienten und aktivierten so indirekt die Augenmuskeln.
«Vibrationen des Schädels stimulieren das Gleichgewichtsorgan im Innenohr», erklärte Studienautor Konrad Weber gegenüber der Nachrichtenagentur sda. Dieses funktioniere wie ein Bildstabilisator bei einer Kamera: Es sorge dafür, dass man selbst noch im Rennen auf den Zug die Anzeigetafel lesen könne, indem es die Augenmuskeln aktiviere.
Mittels Elektroden unter den Augen massen die Mediziner die elektrischen Impulse der Augenmuskeln. Durch die Vibrationen konnten sie 20 Impulse pro Sekunde auslösen. «Die Abnahme der Reaktion über die Zeit ist charakteristisch für die Myasthenie», so Weber weiter.
Impulsmessung erlaubt treffsichere Diagnose
In einer Studie, welche die Forschenden nun im Fachjournal «Neurology» veröffentlichten, konnten sie nachweisen, dass sich die Krankheit an der Reaktionskurve mit hoher Treffsicherheit ablesen lässt.
«Es ist ein einfacher Trick, der jedoch völlig neue Türen öffnet», sagte Valko in der Mitteilung des Universitätsspitals. Nun soll die Methode weiterentwickelt und validiert werden, damit sie Betroffenen und Medizinern möglichst bald zur Verfügung steht. Die Erkrankung ist zwar selten, beeinträchtigt die Patienten je nach Verlauf und Ausbreitung der Lähmungen jedoch stark, wie das Spital schrieb. (sda)