Microsoft-Chef Satja Nadella will die Wunderwaffe im Wettstreit mit Apples effizienten und leistungsstarken MacBooks gefunden haben. Manche sprechen bereits vom «grossen Reset der PC-Branche», andere warten ab, bis sich die Heilsversprechen von Microsoft und seinem neuen Chip-Partner Qualcomm in Testberichten bestätigen.
In den vergangenen Jahren hat Microsoft mit seinen wichtigsten Hardware-Partnern im Geheimen an einer neuen Generation von Windows-Laptops gearbeitet – und diese nun enthüllt. Die sogenannten «Copilot+ PCs» stehen ab Mitte Juni mit Qualcomms gänzlich neu entwickelten Snapdragon-X-Elite-Chips in den Läden. Diese besonders effizienten Chips sollen Tempo und Akkulaufzeit von Windows-Laptops auf ein neues Level heben.
Microsoft hat am Montag eine neue PC-Ära eingeläutet: Die eigenen Surface-Geräte, aber auch zahlreiche Laptops aller grossen PC-Hersteller wie Lenovo, HP, Asus oder Dell laufen nicht mehr mit Intel-Prozessoren, sondern mit Technologie des Chipentwicklers Arm, die auch in praktisch allen Smartphones steckt. Das macht neue Windows-Geräte schneller und verlängert die Batterielaufzeit gegenüber bisherigen Prozessoren signifikant.
Qualcomm verspricht, dass sich die Akkulaufzeit von Windows-Laptops mit neuem X-Chip gegenüber einem Intel Core Ultra 7 CPU um 40 Prozent verlängert und im Extremfall verdoppelt – bei gleichzeitig deutlich gestiegenem Arbeitstempo. Unter der Haube dieser neuen PC-Generation spielt sich somit eine kleine Revolution ab, da der neue, Arm-basierte X-Chip auch KI-Anwendungen befeuert.
Qualcomms Rivalen Intel und AMD können frühstens ab Herbst auf der neuen KI- und Windows-Laptop-Welle mitreiten, da ihre aktuellen Chips Microsofts Mindestvoraussetzungen für einen KI-fähigen «Copilot+ PC» bei Weitem nicht erfüllen. Für die beiden bislang dominierenden PC-Chiphersteller eine Blamage, wobei anzumerken gilt, dass selbst Apples brandneuer M4-Chip (bislang nur im neuen iPad Pro verfügbar) die geforderte KI-Performance knapp nicht erreicht.
Microsofts Problem: Rivale Apple stellte bereits in den vergangenen Jahren die komplette Modellpalette seiner Macs von Intel-Prozessoren auf Chips aus eigener Entwicklung auf Basis der Arm-Architektur um. Als Folge liefen sie Windows-Laptops bei Tempo und Batterielaufzeit davon.
Neue Windows-Laptops mit Qualcomms X-Chip sind erstmals seit Jahren wieder konkurrenzfähig. Sie sind um Lichtjahre besser als die wenigen bisherigen Windows-Laptops mit Arm-Chips und erreichen je nach Variante die Leistung von Apples M3-Chip.
Microsoft behauptet, Windows-Laptops mit X-Chip seien «bei der anhaltenden Multithreading-Performance» über 50 Prozent schneller als das neue MacBook Air mit M3-Chip, wobei Apple bereits im Herbst mit den ersten MacBooks mit M4-Chip kontern könnte.
Die Frage ist zudem, ob der X-Chip auch bei der Energieeffizienz mit den Apple-Chips Schritt halten kann.
«Mit sehr hoher Effizienz können Copilot+ PCs mit einer einzigen Akku-Ladung bis zu 22 Stunden lokale Videowiedergabe oder 15 Stunden Surfen im Internet liefern», schreibt Microsoft. An einer Präsentation vor Journalisten zeigte Microsoft zudem mehrere Leistungstests, die beweisen sollen, dass ein Laptop mit X-Chip die Akkulaufzeit des MacBook Air übertrumpft und mit knapp 17 Stunden beim Surfen im Web doppelt so lange läuft wie der Surface Laptop von 2022 mit Intel-Chip.
Bis reale Alltagserfahrungen unabhängiger Tester vorliegen, sollten diese Marketing-Aussagen mit Vorsicht genossen werden. Dass Windows-Laptops mit dem neuen Qualcomm-Chip gegenüber bisherigen Intel- und AMD-Prozessoren deutlich effizienter arbeiten, ist aber unbestritten.
Die prägnante Antwort liefert Microsoft-Experte Tom Warren vom Tech-Portal The Verge:
Ein Vorteil des Qualcomm-X-Prozessors ist sein neuer Zusatzchip, der sich ausschliesslich um KI-Anwendungen kümmert. Intel und AMD haben bislang keine Chips für Laptops, die bei der Effizienz und KI-Performance mit Qualcomm oder Apple konkurrieren können.
Die KI-Performance neuer Windows-Laptops ist für Microsoft zentral, da der Konzern laufend neue KI-Anwendungen in Windows und Office integriert – und insbesondere mit Firmenkunden Geld verdienen möchte. Da Intel bei der Entwicklung stromsparender (KI)-Chips seit Jahren zurückliegt, kommt nun Qualcomm zum Handkuss.
In der ersten Welle dabei sind:
Alle grossen PC-Hersteller springen auf die neue Arm-Plattform mit X-Chips auf. Einige zögerlich, andere gleich mit mehreren Modellen. Dass etwa Dell gleich drei beliebte Consumer-Laptops und zwei Business-Modelle mit Qualcomm-Chips bringt, ist weit mehr als ein Warnschuss für Intel, zumal Apple bereits eindrücklich vorgemacht hat, dass Arm-Chips auch bei Laptops die Zukunft gehört.
Auch Microsoft stellte am Montag neue Modelle seiner Tablets und Notebooks der Marke Surface vor. Das neue Surface Pro (nun ohne Ziffer im Namen) und der neue Surface Laptop kommen exklusiv mit Qualcomms X-Chip, sprich Intel und AMD sind raus. Beide Geräte sind in der Basisversion mit 16 GB RAM und 256 GB Speicher für 1049 Franken zu haben und können mit bis zu 32 GB RAM und 1 TB SSD konfiguriert werden.
Das neue Microsoft Tablet kommt mit einem 120-Hz-OLED-Display und soll dank Snapdragon-X-Elite-Chip bis zu 90 Prozent schneller als das direkte Vorgängermodell sein.
Der neue Snapdragon-X-Elite-Chip soll den Surface Laptop 80 Prozent schneller als das Vorgängermodell mit Intel-Chip machen. Wie das MacBook Air bietet auch der neue Microsoft-Laptop ein haptisches Multitouch-Trackpad. Er unterstützt drei externe 4K-Monitore zusätzlich zum Display des Laptops, während das MacBook Air auf einen externen Bildschirm beschränkt ist.
Nein. Anders als Apple hält Microsoft dem langjährigen Partner Intel einen Platz frei. Wenn die nächste Generation der Chips mit Intels Architektur fertig ist, soll es «KI-PCs» auch damit geben. Für Microsoft sei es ein zusätzlicher Aufwand, beide Chip-Welten zu unterstützen, aber Vielfalt sei gut, sagte Microsofts Marketing-Chef Yusuf Mehdi.
Die Luft für Intel wird aber dünn: Denn Versuche, Windows auf Arm-Chips von Qualcomm zu bringen, unternimmt Microsoft bereits seit Jahren. Aber die Geräte lieferten stets eine schlechtere Leistung als Intel-PCs ab. Jetzt gibt es nicht nur massiv bessere Prozessoren, sondern auch mehr speziell an die Arm-Architektur angepasste Programme sowie ein dafür umgeschriebenes Windows.
Ja, allerdings muss für Intel-Prozessoren entwickelte Software auf Arm-basierten Chips emuliert werden, wie dies auch bei neueren Macs mit M-Chips der Fall ist. Das führt naturgemäss zu Leistungseinbussen, auch wenn Microsoft die Performance emulierter Anwendungen massiv verbessert haben will.
Die gute Nachricht: Inzwischen entwickeln wichtige Software-Entwickler ihre Programme auch für Arm-basierte Chips – primär dank des Siegeszuges des M-Chips. Browser wie Chrome, Firefox, Edge oder Brave können daher schon jetzt ohne Leistungseinbusse auf Windows-Laptops mit X-Chip genutzt werden. Auch bekannte Programme wie Photoshop, Dropbox, Zoom oder Spotify laufen ohne Emulation auf den neuen Windows-Laptops, andere Entwickler haben ihre Unterstützung angekündigt.
Entscheidend ist, wie schnell weitere Software-Entwickler auf den Arm-Zug aufspringen. Dies wiederum hängt davon ab, wie schnell sich Windows-Laptops mit Arm-Architektur durchsetzen werden.
Die Chancen, dass es Microsoft 2024 im dritten Anlauf – nach 2012 und 2019 – endlich schafft, stehen gut. Nicht zuletzt, weil Apple den Weg geebnet hat.
Mit Material der Nachrichtenagenturen SDA, AWP und DPA
jaja und gleichzeitig in W11 ne KI einbauen die alle tätigkeiten überwachen will. Genau mein Humor.