Microsoft hat 30 Jahre lang «vergessen» diese Windows-Funktion zu aktualisieren
An einem regnerischen Donnerstagmorgen vor fast 30 Jahren gestaltete ein Softwareentwickler in der Microsoft-Zentrale in Redmond bei Seattle ein vielen noch heute bekanntes Dialogfeld für Windows NT. Das Feld sollte nur ein temporärer Platzhalter sein, darum gab er sich beim Layout keine grosse Mühe. Nur kam später niemand mehr auf die Idee, es zu ändern – und so ist es auch heute noch in Windows 10 und 11 zu finden.
Dave Plummer, ein ehemaliger Programmierer bei Microsoft, hat am Wochenende auf X die spannende Geschichte erzählt, wie das Dialogfeld «Laufwerk formatieren» Ende 1994 entstanden ist und bis heute überdauert hat.
«Wir waren dabei, Zillionen von Codezeilen der Windows-95-Benutzeroberfläche auf NT zu portieren und Formatierung war einer der Bereiche, in denen sich Windows NT so sehr von Windows 95 unterschied, dass wir eine eigene Benutzeroberfläche entwickeln mussten», sagt Plummer. «Ich nahm ein Blatt Papier und schrieb alle Optionen und Entscheidungen auf, die man bei der Formatierung einer Festplatte treffen konnte, wie Dateisystem, Label, Clustergrösse, Komprimierung, Verschlüsselung und so weiter.»
Plummer erstellte daraufhin als Übergangslösung eine einfache Benutzeroberfläche, bei der alle Auswahloptionen untereinander angeordnet sind. «Es war nicht elegant, aber es würde reichen, bis die elegante Benutzeroberfläche eintraf», sagt er. Die neue Benutzeroberfläche kam nie und fast 30 Jahre später wird Plummers temporäre Lösung immer noch in Windows 11 verwendet.
I wrote this Format dialog back on a rainy Thursday morning at Microsoft in late 1994, I think it was.
— Dave W Plummer (@davepl1968) March 24, 2024
We were porting the bajillion lines of code from the Windows95 user interface over to NT, and Format was just one of those areas where WindowsNT was different enough from… pic.twitter.com/PbrhQe0n3K
Privatanwender bekommen alte Dialogfelder in Windows 10/11 für gewöhnlich nicht mehr zu sehen. Die gebräuchlichen Einstellungen kommen längst in einem modernen Design daher. In den Tiefen der Windows-Systemeinstellungen schlummern aber bis heute noch weitere alte Benutzeroberflächen, die Microsoft ebenfalls nie angerührt hat. In aller Regel gingen diese aber nicht «vergessen», wie man anhand dieses Beispiels vermuten könnte. Sie wurden vielmehr bewusst nicht verändert, unter anderem weil sich IT-Admins (du ahnst es, was sich hinter diesem Link verbirgt) über all die Jahre daran gewöhnt haben und mitunter allergisch auf Layout-Anpassungen reagieren.
Auch beim Beispiel des seit 1994 nicht angepassten Dialogfelds «Laufwerk formatieren» dürfte es sich um einen simplen Fall von «repariere nicht, was nicht kaputt ist» handeln.
(oli)