Elon Musk liebt die Provokation. Und dafür ist ihm praktisch jedes Mittel recht.
Aus Twitter hat der Techmilliardär in weniger als einem Jahr die bevorzugte Hass- und Antisemitismus-Schleuder für Rechtsextreme, Hamas und Co. gemacht.
Und nun ist Tesla dran. Mit dem Cybertruck.
Der nach Taiwan ausgewanderte deutsche Techblogger Sascha Pallenberg brachte es auf den Punkt:
In seiner lesenswerten Analyse (siehe Quellen) schreibt Pallenberg von einem «faszinierenden» Wandel beim Elektroauto-Pionier. Oder müssen wir von «beunruhigend» sprechen?
Sicher ist: Das US-Unternehmen verkauft mit dem Cybertruck einen «Strassenpanzer», der völlig anders aussieht als alle bisherigen Tesla-Modelle. Gleichzeitig habe sich Musks Rhetorik und der Vibe rund um das Unternehmen von einem «Wir schaffen das»-Narrativ zu einer pessimistischen Untergangsstimmung gewandelt, kommentiert Pallenberg.
Die «Mad Max»-Schwingungen, die schon bei der Präsentation des ungewöhnlichen Fahrzeugs 2019 zu spüren waren, haben sich weiter akzentuiert. Der Cybertruck kann problemlos in einem dystopischen Science-Fiction-Film mitspielen.
Es ist nicht nur das kriegerische Aussehen des Cybertrucks mit seinen scharfen Kanten und dem alles andere als aerodynamischen Design. Es ist vor allem auch das Auftreten des Tesla-Chefs, das Bände spricht.
Musk versichert den Cybertruck-Käufern:
Während der jüngsten Cybertruck-Präsentation sprach der Tesla-Chef tatsächlich auch von «Late Civilization Vibes», was mit «Endzeitstimmung» übersetzt werden kann.
Dazu passt, dass die Stahlhülle des Cybertrucks kugelsicher sein soll. Als Videobeweis wurde sie mit Maschinenpistolen beschossen. (Wobei anzumerken ist, dass diese «Tests» mit 9-Millimeter-Pistolenmunition erfolgten, nicht mit Sturmgewehr-Munition, die viel durchschlagskräftiger ist.)
Nun hat der Cybertruck im Strassenverkehr aber ein viel zu gravierendes Problem, um sich darüber lustig zu machen. Es ist seine sogenannte «Knautschzone».
here I edited it next to trucks with actual crumple zones https://t.co/VuKUho3JBm pic.twitter.com/Llnwj4eOs6
— ostonox (merry) (@ostonox) December 1, 2023
Sascha Pallenberg warnt in einer düsteren Prognose, der Cybertruck werde «eine Menge Menschen umbringen»:
Mit der Idee eines friedlichen Miteinanders im Strassenverkehr habe das wenig zu tun, konstatierte auch das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel». «Es klingt nach Aufrüsten für einen Überlebenskampf auf der Strasse.»
Tatsächlich verdreifacht sich die Wahrscheinlichkeit, wenn man zu Fuss oder auf einem Velo unterwegs ist, bei einem Zusammenprall mit einem Pick-up zu sterben. Aber auch die Insassen kleinerer Autos sind gefährdet.
Kritische Stimmen rufen in Erinnerung, dass Elon Musk selber Ende 2019 mit einem Cybertruck-Prototyp «ein Hinweisschild in Kindergrösse» überfuhr, als er nach einem Restaurantbesuch ein Abbiegeverbot missachtete.
Panzerglasscheiben, Exoskelett, kugelsichere Karosserie: Mit dem Cybertruck macht Tesla ein militarisiertes Fahrzeug für «normale» Leute zugänglich. Vorerst in den USA.
Aber wann hält der Monster-Pick-up hier Einzug? watson hat beim Bundesamt für Strassen (Astra) nachgefragt.
Astra-Sprecher Lorenzo Quolantoni erklärt:
Ende 2020 hiess es, dass der Cybertruck nur für den nordamerikanischen Markt verfügbar sein werde, «da er in seiner damaligen Form, aufgrund der sehr steifen Karosserie mit dem dadurch bedingten mangelnden Insassen- und Fussgängerschutz, in Europa nicht zulassungsfähig wäre».
Ein deutscher TÜV-Experte erklärte:
Grundsätzlich besteht die Möglichkeit von Direktimporten. Wer das US-Auto unbedingt auf hiesigen Strassen fahren möchte, könnte dies über eine sogenannte Einzelgenehmigung erreichen, wie der «Spiegel» schreibt.
Dürfen nach Deutschland oder in ein anderes europäisches Land importierte Cybertrucks das Schweizer Strassennetz befahren? Auch bei dieser Frage relativiert das Astra:
Im Oktober warnten mehrere europäische Interessenverbände vor einem juristischen Schlupfloch, wonach Monster-Pick-ups aus den USA in Europa per «Einzelgenehmigung für Fahrzeuge» (IVA) zugelassen werden können.
Geht das Astra demnach davon aus, dass 2024 Cybertrucks auch in der Schweiz herumfahren werden?
Der Astra-Sprecher schränkt ein:
Die Tatsache, dass das eine oder andere europäische Land diese Fahrzeuge zulasse, habe keinen Einfluss auf die Zulassung dieser Fahrzeuge in der Schweiz. Erlange ein Fahrzeug hingegen eine europäische Gesamtgenehmigung, übernehme die Schweiz diese Typengenehmigung.
Aber auch wenn es der Cybertruck nicht in grösserer Zahl nach Europa oder sogar in die Schweiz schaffen sollte: Die «aggressive Designsprache» dränge auch hierzulande ins Strassenbild, mahnt der «Spiegel».
Inzwischen setzten mehrere Elektroauto-Hersteller auf auffällig scharfkantige und protzige Luxus-SUV.
Die Aufrüstung auf dem Asphalt geht demnach weiter. Und zwar noch so lange, bis wir «Mad Musk» und Co. auf dem politischen Weg einen Riegel schieben.
Also liebe Handwerker: Bleibt bei den Büsslis und Pritschenwagen. Es ist besser für euer Geschäft und die Verkehrssicherheit.
Thank you for coming to my TED Talk.