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Autohersteller liefern sich Rabattschlacht, die auch E-Autos erreicht

Primär für Premium-E-Autos gibt es nun höhere Rabatte.
Primär für Premium-E-Autos gibt es nun höhere Rabatte.bild: @nextmove

Hohe Rabatte auf E-Autos erreichen Europa

Autohersteller gewähren nun bei Stromern höhere Rabatte. Im Premiumsegment ist der Preiskampf bereits in vollem Gange. Auch im Autoland Deutschland erreichen Stromer den Massenmarkt.
05.08.2023, 15:4805.08.2023, 17:59
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Jeder fünfte verkaufte Neuwagen in Deutschland hat im vergangenen Monat einen batterie-elektrischen Antrieb gehabt. Mit knapp 48'700 reinen Elektroautos (BEV) kamen davon im Juli rund 60 Prozent mehr Fahrzeuge neu auf die Strasse als noch im gleichen Monat des Vorjahres.

Ihr Anteil an allen Neuzulassungen betrug demnach 20 Prozent. «Die Wachstumsdynamik bei Elektroautos nimmt nach dem schwachen Jahresbeginn weiter zu», teilte Constantin Gall vom Beratungsunternehmen EY mit.

Was ist ein BEV?
Die Abkürzung BEV steht für Battery Electric Vehicle, also batterie-elektrisches Fahrzeug. Damit sind Stromer mit reinem Batterieantrieb gemeint. Die Abkürzung PHEV steht wiederum für Plug-in-Hybride, die einen Verbrennungsmotor und eine Fahrbatterie miteinander verbinden und an der Steckdose aufgeladen werden können. HEV sind Hybride, deren kleine Batterie ausschliesslich durch Bremsenergie geladen wird. FCEV sind Wasserstofffahrzeuge.

An der Schwelle zum Massenmarkt

Die Stromer stünden demnach inzwischen auf der Schwelle zum Massenmarkt, heisst es in einer Untersuchung der Unternehmensberatung PwC. Damit «herrschen nun auch im Elektrosegment normale Marktbedingungen mit allem, was dazu gehört», sagte PwC-Branchenexperte Felix Kuhnert. «Die Early-Adopter und Überzeugungskäufer haben sich eingedeckt. Nun greifen die Mainstreamkäufer zu, die jedoch härtere Kriterien hinsichtlich Produkt und Preis anlegen.»

Hohe Rabatte nun auch im Elektrosegment

Mit zum Teil deutlichen Preisnachlässen kämpfen die Hersteller inzwischen um Marktanteile bei den Stromern, insbesondere im höherpreisigen Bereich. Nach einer Studie stieg der durchschnittliche Rabatt für Stromer im Premiumsegment von Juni bis Juli um ein Viertel auf 14 Prozent. Im mittleren Segment stieg der Durchschnittsrabatt um ein Drittel auf 11 Prozent. «Lediglich im Volumenmarkt, in dem weiterhin die höchsten staatlichen Kaufprämien locken, blieben die Rabatte weitgehend gleich» bei 9 bis 10 Prozent, teilte PwC mit.

«Im Kampf um Marktanteile liefern sich die Autobauer eine BEV-Rabattschlacht, die nun Europa erreicht», erklärten die Branchenexperten. Nachdem Corona-Lockdowns und Lieferengpässe lange für ein knappes Angebot und hohe Preise gesorgt hatten, zieht die Autoproduktion wieder an. Die Daten «zeigen, dass die Autobauer am deutschen Markt verstärkt auf Rabatte setzen und diese auch für BEVs gewähren».

Chinesische Hersteller drängen nach Europa

Deutsche Autobauer müssen aktuell mit steigender Konkurrenz aus China kämpfen. Hersteller wie MG, BYD, Nio, Ora oder Aiways drängen auf den Markt und bieten mittlerweile vergleichbare Qualität zu günstigeren Preisen. In China wiederum haben Marken wie VW Schwierigkeiten, ihre E-Autos loszuwerden: Die Kunden dort legen Wert auf technische Spielereien und Vernetzung mit dem Internet – hier hängen europäische Marken im Vergleich zu einheimischen Marken teils hinterher. Den in Europa populären ID.3 bietet VW in China daher für kurze Zeit für umgerechnet 15'000 Euro an – in Deutschland ist der Kompaktstromer mehr als doppelt so teuer.

Das Elektroauto VW ID.3 im Schnee.
VW ID.3: Den kompakten Stromer bietet VW in China bereits mit satten Rabatten an.Bild: Jean-Claude Frick

Aber: Die Rabatte belasten die Gewinnmargen. Zudem steigen die Preise für Lithium und andere Rohstoffe wieder. Die deutschen Autobauer würden in einen Preiskampf gezwungen, den sie nur bestehen könnten, wenn sie Puffer bei den Kosten hätten, heisst es von PwC. In Deutschland gebaute Stromer seien rund 40 Prozent teurer als die gleichen Modelle, die in China gebaut und verkauft würden. Chinesische Autokonzerne verkauften ihre Stromer in Deutschland ebenfalls rund 40 Prozent teurer als in China, wo es gerade weitere Preissenkungen gegeben habe.

E-Auto-Boom in China, Europa und den USA

In den ersten sechs Monaten wurden in China, Europa und den USA insgesamt gut 4 Millionen vollelektrische Pkw neu zugelassen. Das entspricht einem Plus von 36 Prozent.

Grösster Markt bleibt China mit 2,6 Millionen E-Auto-Neuzulassungen. Der Marktanteil der Stromer steigt dort auf knapp 23 Prozent. In Europa inklusive Vereinigtem Königreich und den EFTA-Staaten kamen 939'000 Fahrzeuge neu auf die Strasse (plus 45 Prozent). Der US-Markt legte um 47 Prozent auf 560'000 Einheiten zu.

Tesla, BYD und deutsche Autobauer legen stark zu

Stärkster Hersteller war im ersten Halbjahr Tesla mit weltweit 889'000 Auslieferungen (plus 57 Prozent). Stark auf den Fersen ist dem US-Hersteller der chinesische Wettbewerber BYD, der sich beim Absatz auf 617'000 Pkw nahezu verdoppelt hat. Der Volkswagen-Konzern folgt mit 321'000 Einheiten und einem Plus von 49 Prozent auf Rang drei. Starkes Wachstum zeigten auch die E-Auto-Neuzulassungen von BMW und Mercedes-Benz, die sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum in etwa verdoppelt haben.

(oli/sda/awp/dpa)

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76 Kommentare
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HappyUster
05.08.2023 15:59registriert August 2020
Endlich geht da was... Fehlen nur noch die Ladestationen in den Liegenschaften. Hallo Vermieter📢 Aufwachen!
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AFK
05.08.2023 16:56registriert Juni 2020
Kauft keine chinesischen Autos!!! ( und jaa ich weis mein Handy hat vermutlich auch viele chinesischen Bauteile, aber das ist kein Grund sich noch mehr in die Abhängigkeit zu bewegen).
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Burn
05.08.2023 16:15registriert Juni 2017
"Lediglich im Volumenmarkt, in dem weiterhin die höchsten staatlichen Kaufprämien locken, blieben die Rabatte weitgehend gleich» bei 9 bis 10 Prozent, teilte PwC mit."
Das Zeigt mal wieder, dass mit Prämien nicht (nur) Kunden unterstützt werden sondern Hersteller. Sollte man das nächste Mal bedenken wenns wieder um Zuckerbrot gegen Peitsche geht bei einer Abstimmung.
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    Game over für Playstation, Xbox und Nintendo Switch?
    Seit Jahren wird den Spielkonsolen von Sony, Nintendo und Microsoft das baldige Ende vorausgesagt. Die Realität sieht anders aus.

    Bereits vor 15 Jahren wurde Spielkonsolen ein schleichender Tod prophezeit. Tablets, wie das damals brandneue iPad, würden ihnen den Rang ablaufen, glaubten Experten. Heimkonsolen hätten wegen Cloud-Gaming keine Zukunft, behaupteten Tech-Enthusiasten. Smartphones würden mobilen Konsolen den Todesstoss versetzen, schrieben Marktforscher. Insbesondere Nintendo habe als Konsolenhersteller keine Zukunft, erklärten Analysten.

    Sie irrten.

    Nintendos brandneue Switch 2, die am Fernseher und mobil als Handheld genutzt werden kann, verkauft sich schneller als jede Konsole zuvor. Über 3,5 Millionen verkaufte Switch 2 nach den ersten vier Verkaufstagen sind mit grossem Abstand der bislang erfolgreichste Konsolen-Launch.

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