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Elektroautos brennen nicht häufiger als Benzin-Autos

Das Elektroauto Cupra Born.
Elektroautos sind nicht anfälliger für Brände als Modelle mit Verbrennungsmotor.Bild: Shutterstock

Schluss mit dem Mythos: E-Autos brennen nicht häufiger als Benziner – im Gegenteil

Plötzlich aufflammende Batterien, Giftstoffe, extrem heisses Feuer: Elektroautos gelten Kritikern und Verschwörungserzählern zufolge als brandgefährlich. Die Realität sieht anders aus.
28.07.2023, 13:1028.07.2023, 13:51
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Ein Artikel von
t-online

Vor der niederländischen Wattenmeerinsel Ameland brennt noch immer ein Autofrachter mit fast 4000 Autos an Bord. 500 davon sind E-Autos. Deshalb kamen sofort Spekulationen auf, dass ein Elektroauto in Brand geraten sein könnte. Die Brandursache ist allerdings weiterhin unklar.

A boat hoses the smoke from a fire which broke out on a freight ship in the North Sea, about 27 kilometers (17 miles) north of the Dutch island of Ameland, Wednesday, July 26, 2023. A fire on the frei ...
Der brennende Frachter «Fremantle Highway»: Mehrere Boote sind an der Rettung beteiligt.Bild: keystone

Fotos und Videos von angeblich brennenden Elektrofahrzeugen kursieren laufend im Internet und schüren Ängste. Oft werden hierzu von Verschwörungserzählern Fotos von brennenden Benzin-Autos auf sozialen Medien gepostet, mit der Falschaussage, dass ein E-Auto spontan in Flammen aufgegangen sei. Doch wie steht es tatsächlich um die Gefahr von Batteriebränden und das Löschen solcher Brände?

Experten haben dazu eine klare Haltung: Elektroautos seien nicht anfälliger für Brände als Modelle mit Verbrennungsmotor. Weder die deutsche Prüfgesellschaft Dekra noch der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) sehen, dass von Elektroautos eine höhere Brandgefahr ausgehe. Auch aus Statistiken geht kein erhöhtes Brandrisiko für Stromer hervor – im Gegenteil: Zahlen aus dem E-Auto-Pionierland Norwegen zeigen, dass Verbrenner rund siebenmal häufiger als E-Autos brennen.

Brände bei Personenwagen in Norwegen nach Antriebsart

Die Balken zeigen die Anzahl Brände nach Antriebsart pro 100'000 Personenwagen in Norwegen. Norwegen hat von allen Ländern die höchste E-Auto-Dichte: Laut aktuellen Zahlen brennen Verbrenner-Modelle r ...
Die Balken zeigen die Anzahl Brände nach Antriebsart pro 100'000 Personenwagen in Norwegen. Norwegen hat von allen Ländern die höchste E-Auto-Dichte: Laut aktuellen Zahlen brennen Verbrenner-Modelle rund siebenmal häufiger als E-Autos.bild: @robbie_andrew via @Naturschuetzen / Daten: DSB The Norwegian Directorate for Civil Protection

Auch Auswertungen von Versicherungen in den USA lassen darauf schliessen, dass Verbrenner und Hybridfahrzeuge häufiger in Brand geraten. Und 2021 zeigten Recherchen des Konsumentenmagazins «Saldo», dass auch Schadenanalysen ­von Schweizer Versicherungen bestätigen, dass von Elektroautos keine erhöhte Brandgefahr ausgeht.

Die Statistik dürfte sich in Zukunft nochmals zugunsten des E-Autos verschieben, da die aufkommenden LFP-Akkus weit weniger brandanfällig sind.

Natürlich unterscheiden sich die Ursachen für E-Auto-Brände von denen bei Verbrennungsmotoren. Bei Elektrofahrzeugen können defekte Batteriezellen oder Fehler im Batteriemanagementsystem zu Bränden führen. Experten weisen aber darauf hin, dass bei Unfallfolgebränden das Risiko für E-Autos und Verbrenner ähnlich ist.

Das sagt die Feuerwehr

Aus Sicht der Feuerwehr sind Fahrzeugbrände von Elektrofahrautos nicht besonders gefährlich. Das Löschen kann zwar etwas schwieriger sein als bei einem Verbrennerauto, aber nicht komplizierter oder riskanter als bei Autos mit Gasantrieb. Eine Herausforderung besteht darin, das Löschwasser schnell an die Batteriepakete zu bringen, die geschützt im Unterboden verbaut sind.

E-Autos bei Crashtest oft besser als Verbrenner

Auch Crashtests von ADAC und Dekra bestätigen, dass Elektroautos nach Unfällen nicht häufiger in Brand geraten als Verbrenner. Bei bisherigen Tests kam es zu keinem Brand, da das Hochvoltsystem automatisch abgeschaltet wurde – eben, um Brände und elektrische Gefährdungen zu vermeiden. Laut ADAC schneiden Elektroautos bei Crashtests sogar oft besser ab als herkömmliche Autos.

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Vorsichtsmassnahmen für Autofahrer

Experten empfehlen, immer einen Feuerlöscher im E-Auto zu haben, um einen sogenannten Entstehungsbrand bekämpfen zu können. Beim Umgang mit Elektroautos sollte man aber niemals selbst Hand an die orange gekennzeichneten Komponenten des Hochvoltsystems legen. Beim Laden sind intakte Ladekabel und geeignete elektrische Einrichtungen (keine Haushaltssteckdose) wichtig, um Brände zu vermeiden.

Hinweis: In der Original-Version des Artikels hiess es, dass sich 25 E-Autos auf dem Frachter befinden. Die Zahl wurde inzwischen vom Unternehmen K Line, das die «Fremantle Highway» gechartert hatte, korrigiert.

(oli/t-online)

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181 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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badummmts
28.07.2023 13:35registriert Dezember 2020
Naja, ist doch wie bei plötzlich brennenden Handy‘s. Das gibt es - sind jedoch absolute Ausnahmen und nicht der Rede Wert.

Diese ständige Diskussionen zwischen Verbrenner und Elektro finde ich so langsam doof.
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Rethinking
28.07.2023 13:42registriert Oktober 2018
Heisst es darum Verbrenner? 😉
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Janster
28.07.2023 15:27registriert März 2021
Ich sehe schon die Headline. Alleine im Juli 2023 sind über 500 Elektroautos in Brand geraten 😀
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