Gefühlt eine Ewigkeit ist's her: 2017 schrieb ich, Nintendos Switch sei «die innovativste Konsole, die ich je getestet habe». Damals hatte ich allerdings keine Vorahnung, dass die neuartige Hybridkonsole in den folgenden Jahren fast alle Verkaufsrekorde brechen wird und ich acht Jahre später noch unglaublich viel Spass mit ihr haben werde.
Seit dem Verkaufsstart vor genau einer Woche pulverisiert auch die Switch 2 alle Rekorde. Nie zuvor hat sich eine Konsole in den ersten Tagen schneller verkauft. Doch was taugt der Nachfolger? Kann man das bewährte Hybridkonzept, das Millionen Gamerinnen und Gamer in den Bann zieht, noch verbessern? Ich habe die Switch 2 in den vergangenen Tagen ausprobiert.
Vom Auspacken bis zum Spielen dauert's rund eine halbe Stunde. Der Einrichtungsprozess ist maximal einfach: Die Switch 2 mit dem Internet verbinden, mit dem Nintendo-Account anmelden und sie in die Nähe der alten Switch legen. Nun werden sämtliche Daten (Nutzer, Speicherdaten, Einstellungen etc.) sowie vorhandene Switch-1-Games auf das neue Gerät übertragen, falls es sich um digitale Versionen handelt. Aber auch die bisherigen Spielmodule werden von der Switch 2 erkannt. So einfach war der Wechsel von einer Nintendo-Konsole zur nächsten noch nie.
Die Switch 2 ist grundsätzlich abwärtskompatibel. Das heisst: Fast 99 Prozent aller Spiele des Vorgängers, über 15'000 Switch-1-Games, lassen sich auch auf der neuen Konsole spielen. Erfreulicherweise laufen einige Switch-1-Titel, die unter Performance-Problemen litten, auf der neuen Konsole endlich flüssig.
Auch der erste Eindruck der Hardware ist positiv: Denn sosehr ich die Original-Switch mag, sie wirkt ziemlich billig. Die Switch 2 ist grösser und fühlt sich hochwertiger an. Ich habe nicht mehr das Gefühl, ein Spielzeug zu halten, sondern ein modernes Hightech-Gerät.
Der grössere 7,9-Zoll-Bildschirm bietet neu Full-HD-Auflösung. Er ist gestochen scharf, klar und für ein LCD-Display wirken die Farben äusserst lebendig. Wer ihn sieht, käme wohl nie auf die Idee, dass es kein OLED-Display ist. Zum Vergleich: Die Original-Switch besitzt einen 6,2 Zoll grossen LCD-Bildschirm mit einer weit geringeren Auflösung von 720p.
Auch bisherige Switch-Spiele kommen auf dem neuen Display besser zur Geltung, allerdings spiegelt es wie beim Vorgänger unübersehbar. Da das Display ausreichend hell wird, ist dies zumindest in Innenräumen kein allzu grosses Problem.
Zur Technik der Switch 2 haben wir schon reichlich geschrieben. Deshalb hier in Kurzform: Die neue Switch ist rund zehnmal leistungsfähiger als die Vorgängerin, kommt mit dreimal mehr Arbeitsspeicher und vier- bis achtmal mehr internem Speicher.
Die Switch 2 unterstützt am Fernseher maximal 4K-Auflösung mit 60 Bildern pro Sekunde (FPS) oder 1440p mit 120 FPS. Im Handheld-Modus ist maximal Full-HD mit 120 FPS möglich. Die erste Switch bot selbst am TV nur magere 1080p, aber natürlich hängt es auch bei der Switch 2 immer vom Spiel und dem verfügbaren TV-Gerät ab, welche Auflösung und Bildrate effektiv erreicht werden.
Diese Zahlen sagen dir nichts? Dann sagen wir es so: Die Grafik liegt zwischen PS4 und PS5. Ich erkenne beispielsweise kaum einen Unterschied zu meiner Xbox Series S – für eine mobile Konsole ist das beachtlich.
All dies war aufgrund von früheren Leaks zu erwarten, aber nun zu sehen, dass eine derart kleine Hybridkonsole wirklich diese Grafik stemmt, ist trotzdem beeindruckend.
Ein weiterer Pluspunkt: Die Ladezeiten sind generell kürzer als auf der ersten Switch. Ich würde sagen, Games laden 30 bis 50 Prozent schneller.
Die Kehrseite der Medaille: Die gegenüber der ersten Switch aufgerüstete Hardware hat ihren Preis: Die Switch 2 kostet 470 Franken, im Bundle mit «Mario Kart World» sind es 510 Franken. Da muss man zunächst leer schlucken. Für das Geld erhält man aber eine Hybridkonsole, die auch im Handheldmodus leistungshungrige Spiele wie «Cyberpunk 2077» ermöglicht und Nintendo-Games grafisch auf ein neues Level hebt.
Gut zu wissen: Die alten microSD-Karten für die Switch sind für die Switch 2 zu langsam. Die Switch 2 ist daher nur mit schnelleren, aber auch teureren microSD Express Cards kompatibel.
Ein Blick in den endlich flüssig laufenden Nintendo eShop zeigt: Zum Start vor einer Woche waren 24 Switch-2-Spiele und Switch-2-Edition-Games (also für Switch 2 optimierte Switch-Titel) verfügbar.
Das Launch-Angebot ist überschaubar, aber vielseitig und qualitativ besser als bei der Veröffentlichung der ersten Switch. Vielleicht abgesehen von der Tech-Demo Nintendo Switch 2 Welcome Tour gibt es kaum Gurken. Trotzdem dürften einige enttäuscht sein, da exklusive Titel und neue Nintendo-Games Mangelware sind.
Zudem werden Spiele teils spürbar teurer. AAA-Spiele kosten 70 bis 80 Franken, für das besonders populäre «Mario Kart World» möchte Nintendo gar 90 Franken (80 Franken für die digitale Version). Daneben gibt es weiterhin kleine Gameperlen für wenige Franken.
Zu den wichtigsten Launch-Games gehören:
Die Japaner setzen zunächst ganz auf das Zugpferd «Mario Kart World», das exklusiv für die Switch 2 erscheint. Das ist im Grunde verständlich, da aktuell fast alle anderen Spiele neben Mario Kart beinahe untergehen. In den nächsten Monaten gesellen sich aber einige spannende Games hinzu.
Auswahl kommender Games für die Switch 2:
Dazu kommen wie erwähnt Tausende Switch-Spiele, die in der Regel problemlos auf der Switch 2 laufen. Davon erhalten einige Updates, damit sie auf der neuen Konsole flüssiger spielbar sind, schöner aussehen oder kürzere Ladezeiten aufweisen. Je nach Umfang sind die Updates kostenlos oder kosten von zwei, drei bis zu 20 Franken. Letzteres, wenn beispielsweise auch neue Inhalte dazukommen.
Die Grafik- und Performance-Updates für «Zelda: Breath of the Wild» und «Zelda: Tears of the Kingdom» kosten je 10 Franken. Beide Switch-Titel wirken so auf der Switch 2 deutlich schärfer und laufen endlich ohne die berüchtigten Ruckler. Eine lohnenswerte Investition, sofern man die beiden Klassiker nochmals in neuem Glanz erleben möchte.
Etwas komfortabler als auf dem Vorgänger.
Mit der Switch 2 sind die Joy-Con 2, also Nintendos Mini-Controller, mitgewachsen. Auch die Analogsticks und Knöpfe sind etwas grösser und besser bedienbar.
Auf der ersten Switch spielte ich fast ausschliesslich mit dem Pro-Controller, die neuen Joy-Con 2 sind zumindest halbwegs brauchbar. Ich habe trotzdem rasch wieder zum neuen Pro-Controller gewechselt, der zwar 90 Franken kostet, aber jeden Franken davon wert ist.
Der neue Pro-Controller liegt hervorragend in der Hand, die Analogsticks sind extrem präzise und er hat nun einen Kopfhöreranschluss. Wer nicht 90 Franken ausgeben will, kann auch weiterhin den Pro-Controller der ersten Switch nutzen. Und ja, auch die alten Joy-Con sind mit der Switch 2 kompatibel, allerdings nur drahtlos, da sie kleiner sind und folglich nicht an die Switch 2 passen.
Die abnehmbaren Mini-Controller docken neu magnetisch an der Konsole an. Das Ablösen und Anbringen klappt so geschmeidiger, schneller und intuitiver. Die magnetischen Joy-Con 2 halten felsenfest und können nur gelöst werden, wenn an der Rückseite der entsprechende Knopf (siehe folgendes Foto) gedrückt wird.
Mit den grösseren Joy-Con 2 spielt sich die Switch 2 im Handheld-Modus angenehmer, die Hände verkrampfen weniger. Das gilt allerdings nicht, wenn man (sehr) kleine Hände hat, für diese ist die alte Switch oder die noch kleinere Switch Lite angenehmer zu halten.
Zum Start habe ich primär «Mario Kart World» (unser Testbericht), das Action-Rollenspiel «Cyberpunk 2077» und den Future-Racer «Fast Fusion» gespielt.
Besonders gespannt war ich auf «Cyberpunk 2077»: Das ehemalige «Problemspiel» sieht auf der Switch 2 blendend aus, läuft flüssig und bislang sind mir keine technischen Probleme aufgefallen.
Das Spiel unterstützt wahlweise die neue Maus-Steuerung mit dem Joy-Con 2. Diese erlaubt selbst mit dem Sofa als improvisierte Unterlage schnelles und präzises Zielen. Nach einer halben Stunde hatte ich allerdings eine verkrampfte Hand, da der schmale Joy-Con 2 weit weniger gut als eine PC-Maus in der Hand liegt. Ob man sich mit der Zeit daran gewöhnt und die Hand nicht mehr (so schnell) verkrampft, wage ich noch nicht zu beurteilen. Zum Glück lassen sich alternativ auch klassische USB-Mäuse verbinden.
Andere Launch-Titel wie «Fortnite», «Civilization VII» oder «Hogwarts Legacy» unterstützen den Maus-Modus der Joy-Con 2 ebenfalls. Ich kann mir gut vorstellen, dass künftig die meisten Ego-Shooter, Strategie- und Aufbauspiele sowie Point-and-Click-Adventure die Maus-Steuerung optional anbieten. Ganz sicher aber werden wir sie in Party-Spielen wie «Mario Party Jamboree» sehen. Für kurze Mini-Spiele taugen die Joy-Con 2 als Maus allemal.
Nintendo gibt die Akkulaufzeit mit 2 bis 6,5 Stunden an. Die effektive Laufzeit hängt stark vom jeweiligen Spiel ab. Von den drei getesteten Spielen ist «Cyberpunk 2077» mit Abstand der grösste Akkufresser. Nach gut zwei Stunden war Schluss. Bei «Mario Kart World» hält der Akku rund 3,5 Stunden durch. Bei grafisch anspruchslosen Puzzle-Spielen wie «Suika Game» kann ich mir eine Laufzeit von weit über 6 Stunden vorstellen (aber diesen Ausdauertest überlasse ich gerne anderen).
Die Akkulaufzeit ist vergleichbar mit der Original-Switch und deutlich kürzer als bei der Switch OLED, da das Display grösser ist, eine höhere Auflösung bietet und mit bis zu 120 Hertz eine doppelt so hohe Bildwiederholrate ermöglicht. Die Akkulaufzeit lässt sich verlängern, indem die Helligkeit und Bildwiederholrate in den Systemeinstellungen reduziert werden.
GameShare: Eine interessante Neuerung ist die GameShare-Funktion. Damit lassen sich Spiele lokal oder online auf mehreren Konsolen gemeinsam spielen, obwohl nur eine Person das Spiel besitzt. Das Spiel wird dafür lokal von einer Switch 2 auf eine andere Switch 2 oder eine Switch 1 gestreamt. Online kann ein Spiel, sofern es GameShare unterstützt, mit mehreren Switch-2-Konsolen geteilt werden.
Nebst dem Koop-Spiel «Split Fiction» gehört das neue Rennspiel «Fast Fusion» zu den Launch-Titeln, welche die GameShare-Funktion offerieren.
Das ultraschnelle Rennspiel «Fast Fusion» kostet 15 Franken. Wer «F-Zero» mochte und den knackigen Schwierigkeitsgrad nicht scheut, darf unbesorgt zugreifen.
GameShare ist toll. Aber. Aktuell sind erst neun Switch- und Switch-2-Spiele bestätigt, die mit GameShare kompatibel sind. Weitere Multiplayer-Spiele sollen ein Update erhalten, um die Funktion zu erhalten.
GameChat: Über die neue Funktion GameChat können Switch-2-Spieler mit Freunden sprechen, den Bildschirm teilen und sich per Video zusammenschalten. Ein Online-Chat lässt sich jederzeit über den neuen C-Knopf am rechten Joy-Con 2 starten. So kann man über das in der Konsole integrierte Mikrofon beim Spielen mit insgesamt zwölf Personen plaudern. Dabei kann wahlweise der eigene Bildschirm geteilt werden – dies auch, wenn die Freunde unterschiedliche Spiele spielen. Ich habe dies selbst nicht ausprobiert, allerdings zeigte schon Nintendos GameChat-Trailer, dass das Screensharing nicht besonders flüssig läuft.
Nintendo verkauft für Videochats via GameChat eine separate Kamera. Dafür kann aber auch eine beliebige Webcam genutzt werden, die per USB-C angeschlossen wird.
Bis zum 31. März 2026 kann der Dienst kostenlos ausprobiert werden, danach ist eine Switch-Online-Mitgliedschaft erforderlich.
Die Switch 2 wird nicht als innovative Konsole in die Geschichte eingehen. Muss sie auch nicht. Es ist einfach eine in mehreren Punkten verbesserte Switch – mit hübscherer Grafik, kürzeren Ladezeiten, neuen Controller-Features wie der Maus-Steuerung und erweiterten Kommunikationsmöglichkeiten via GameChat.
Wer den Vorgänger nicht besitzt oder auf einer Nintendo-Konsole AAA-Games wie «Cyberpunk 2077» spielen möchte, kann zugreifen. Alle anderen müssen abwägen, ob ihnen die Verbesserungen den stolzen Preis von 570 Franken wert sind. Sofern bis zur Switch 3 erneut acht Jahre verstreichen, würde ich für mich persönlich die Frage mit Ja beantworten.
Insbesondere für «Mario-Kart»-Fans kann sich die Anschaffung schon jetzt lohnen, da der neuste Ableger nicht auf der Switch 1 läuft. Wer hingegen eine Nintendo-Konsole wegen Spielen wie «Super Mario», «Zelda», oder «Pokémon» kauft, verpasst aktuell wenig.
Nachdem Nintendo seine Konsolen über Generationen hinweg immer wieder neu erfunden hat, was nicht immer von Erfolg gekrönt war, haben sich die Japaner nun auf einen bewährten Formfaktor festgelegt – und das ist gut so. Letztlich gibt uns Nintendo genau das, worauf viele gehofft habe. Eine gereifte Switch, die all das weiterführt, was die Original-Switch auszeichnete und erfolgreich machte. Die Switch 2 bleibt eine vielseitige Konsole, die Kinder und Erwachsene gleichermassen anspricht.
Wer die Switch mochte, wird die Switch 2 vermutlich ebenfalls rasch ins Herz schliessen.
Bonus: 3rd Party Titel können einfacher portiert werden, was bessere Ports verspricht