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WhatsApp zeigt neu Werbung an – Datenschützer laufen Sturm

Meta-Konzern führt bei WhatsApp Werbeanzeigen ein. (16. Juni 2025)
Laut WhatsApp nutzen über 1,5 Milliarden Menschen täglich die Status-Updates und Kanäle. Und dort soll es nun Werbung geben.Bild: WhatsApp

WhatsApp zeigt neu personalisierte Werbung an – dagegen regt sich Widerstand

Der zum Facebook-Konzern gehörende Messenger will mit Werbeanzeigen in der App zusätzliche Milliarden verdienen. Europäische Datenschutz-Fachleute kritisieren den Schritt als illegal.
16.06.2025, 16:4120.06.2025, 14:15
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Meta hat am Montag angekündigt, dass es auch auf WhatsApp Werbung einführen will, die auf persönlichen Daten von Facebook und Instagram basiert.

Demnach sollen die Werbeanzeigen im Laufe der kommenden Monate weltweit lanciert werden.

Angezeigt wird die Werbung im «Aktuelles»-Tab, in dem die WhatsApp-User die abonnierten Kanäle sowie Status-Updates anderer User zu sehen bekommen.

Die unabhängige europäische Datenschutz-Organisation NOYB («None Of Your Business»), zu deren Gründern der bekannte österreichische Rechtsanwalt Max Schrems gehört, findet deutliche Worte:

«Die ursprünglich unabhängige App, die ehemals für eine Gebühr von nur einem US-Dollar pro Jahr ohne Werbung und Datennutzung verfügbar war, wird damit endgültig mit den anderen Meta-Diensten verschmolzen. Meta verfestigt damit sein Social-Networking-Monopol. Eigentlich sollte EU-Recht so etwas verhindern.»
quelle: noyb.eu

Max Schrems doppelt nach:

«Meta macht hier genau das Gegenteil von dem, was das EU-Recht vorschreibt. Die Daten mehrerer Plattformen werden verbunden und Nutzerinnen und Nutzer werden ohne echte Wahl für Werbung getrackt. Ohne eine freiwillige Einwilligung ist die Verknüpfung der Daten und personalisierte Werbung ganz klar illegal.»

Während WhatsApp zuhause in den USA kaum genutzt werde, sei es im Rest der Welt sehr dominant. Und der grösste Markt, nach Kaufkraft, sei Europa.

Seit der Wahl von Donald Trump scheine der Konzern von Mark Zuckerberg endgültig seinen Kurs geändert zu haben und ignoriere EU-Recht nun offen, so Schrems.

Wie auch die Trump-Regierung habe Meta «das Narrativ übernommen», dass bestehendes EU-Recht ein illegitimes Handelshemmnis für US-Konzerne und «fast wie ein Zoll» sei. Dazu passe, dass Meta vor wenigen Wochen informierte, dass es alle in Europa anfallenden Daten für KI-Training verwenden will – ohne die Nutzerinnen und Nutzer vorab um ihre Einwilligung zu bitten.

«Mit WhatsApp kommt nun der nächste Schlag. Die politischen Vorgaben der EU scheinen Meta nicht mehr weiter zu kümmern.»
Max Schrems

Die mangelnde Durchsetzung des europäischen Rechts sei schmerzhaft offensichtlich, konstatiert der Jurist. Dabei hätten die EU-Kommission und die nationalen Datenschutzbehörden die Pflicht, die Bürger vor der Nutzung ihrer Daten ohne Einwilligung zu schützen.

Noyb werde «auch diesen Rechtsbruch prüfen und gegebenenfalls ein Verfahren gegen Meta einleiten». Die Details würden von der praktischen Umsetzung durch Meta abhängen und könnten daher (juristisch) noch nicht abschliessend eingeschätzt werden.

Wie rechtfertigt sich WhatsApp?

In einem am Montag veröffentlichten Blog-Beitrag versichern die WhatsApp-Verantwortlichen, dass die persönlichen Nachrichten, Anrufe und Statusmeldungen mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung geschützt blieben.

Niemand könne die entsprechenden Inhalte sehen bzw. anhören, auch der Meta-Konzern nicht. Und es würden keine personenbezogenen Daten «wie Telefonnummern, Nachrichten, Anrufe und Gruppen von Nutzern» für gezielte Werbung verwendet.

«Wenn wir für dich interessante Werbeanzeigen in den Bereichen ‹Status› und ‹Kanäle› ausspielen, verwenden wir dafür nur eingeschränkte Informationen, z. B. dein Land oder deine Stadt, deine Sprache, die Kanäle, denen du folgst, und deine Interaktionen mit Anzeigen.»

Weiter verspricht der US-Techkonzern, er werde niemals die Telefonnummer der User mit Werbetreibenden teilen. Die persönlichen Nachrichten, Anrufe und Chat-Gruppen würden nicht zur Auswahl von Werbeanzeigen verwendet.

Max Schrems empfiehlt derweil den Wechsel zur datenschutzfreundlichen Signal-App. Jener Dienst funktioniere genauso gut wie WhatsApp, sei aber gemeinnützig und werde durch Spenden finanziert.

«Wir erwarten, dass Metas Vorstoss, Werbung auf WhatsApp zu schalten, zum nächsten grossen Exodus zu Signal führen wird.»

Update 20. Juni: Meta will seine Pläne für Werbung in WhatsApp laut der irischen Datenschutzbehörde in der EU nicht vor 2026 umsetzen, schreibt Politico.

Quellen

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87 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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schoscho
16.06.2025 17:28registriert Januar 2017
Es ist ganz ganz einfach Leute: wechselt zu Signal oder Threema (noch besser, da CH-Produkt!). Beide sind fast identisch gut und 60% der Leute haben eh schon mindestens 2 Messengers. Danach können wir alle WA (und FB und Insta) an die Wand fahren! WIR sind die Macht!
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Chill Dude
16.06.2025 17:41registriert März 2020
Hoffentlich ein Grund für viele zum Wechseln.
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Plusplus
16.06.2025 17:56registriert Dezember 2021
Selbst Schuld, wenn man den Schmutz immer noch benutzt 🤷
#team_threema
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VW hat endlich einen elektrischen Kombi und nun rate mal, wie gut er sich verkauft
Kein SUV. Kein Tesla. Ein klassischer Kombi stürmte Anfang Jahr in Deutschland an die Spitze der E-Auto-Verkaufsrangliste. Doch wie sieht es ein halbes Jahr später aus?

Elektroautos nehmen wieder Fahrt auf und davon profitiert vor allem Volkswagen. Gegenüber dem schwachen Vorjahr lieferten die Deutschen in Europa von Januar bis Juni satte 89 Prozent mehr E-Autos aus. In absoluten Zahlen kam der VW-Konzern im ersten Halbjahr in Europa auf 348'000 E-Autos, denen noch rund 110'000 Teslas gegenüberstehen (-33 Prozent).

Die VW-Marken kommen so bei Elektroautos europaweit auf einen Marktanteil von 28 Prozent und liegen weit vor der Konkurrenz. Teslas Marktanteil schrumpfte 2025 auf rund 8 Prozent.

Weltweit lieferten die VW-Marken 47 Prozent mehr Stromer aus (465'500), während Tesla einen Rückgang um 13 Prozent meldete (720'803).

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