In Russland ist am Montag ein mutmasslicher Kriegsverbrecher beim Joggen erschossen worden. Seine tägliche Morgen-Route war dank Social-Media-Postings öffentlich bekannt.
Fast zeitgleich veröffentlichte die Ukraine ein vielsagendes Video zu ihren verdeckt operierenden Militär-Spezialeinheiten. Die Botschaft am Ende des Kurzfilms lautet:
Ukraine's Defense Intelligence Agency (GUR) appears to have prepared something for the coming days. ✊ pic.twitter.com/ZFLtXF4IJY
— Igor Sushko (@igorsushko) July 10, 2023
Das russischsprachige Newsportal 93.ru berichtete am Montag über den «aufsehenerregenden Mordfall», wie auch die staatliche russische Nachrichtenagentur TASS. Die Tat ereignete sich in der südrussischen Stadt Krasnodar.
Bei Twitter wies Igor Sushko auf die besonderen Umstände der Tötung hin. Er ist ein in der Ukraine geborener US-Amerikaner und früherer Autorennfahrer, der sich als unabhängiger Blogger mit Russlands Angriffskrieg befasst.
Beim Getöteten handelt es sich gemäss den Berichten um den russischen Offizier Stanislaw Rschitski. Dieser war offenbar der frühere Kommandant des mit Kalibr-Marschflugkörpern ausgerüsteten russischen U-Bootes Krasnodar.
Am 14. Juli 2022 soll es vom Schwarzen Meer aus Raketen auf die ukrainische Grossstadt Winnyzja abgefeuert und fast 30 Menschen – darunter viele Zivilisten – getötet und mindestens 100 weitere zum Teil schwer verletzt haben.
Ukrainischen Medien fügten Rschitski zur Liste der U-Boot-Kapitäne hinzu, die ihrer Meinung nach den Angriff mit den seegestützten Raketen befehligt haben könnten.
Der hochdekorierte Marine-Offizier (Jahrgang 1980) war zuletzt stellvertretender Leiter der städtischen Abteilung für Mobilisierungsarbeit – im Büro des Bürgermeisters.
Der Mann wurde während eines morgendlichen Laufs in einem Park mit mehreren Schüssen in den Rücken und die Brust getötet. Der Täter entkam unerkannt.
Die Uhr und Kopfhörer des Opfers seien am Tatort gefunden worden, von einem Raubüberfall sei also keine Rede, berichtete das russische Nachrichtenportal 93.ru.
Die «Hinrichtung» Rschitskis scheine von langer Hand geplant worden zu sein, heisst es. Der Attentäter habe die Strecken gekannt und alle Überwachungskameras umgangen, sodass es wohl keine Bilder oder Videoaufnahmen gebe.
Dazu war zunächst nichts bekannt (siehe Update, unten).
Gemäss Schilderungen bei Twitter ist das Vergeltungsvideo der ukrainischen Militär-Spezialeinheiten am Morgen des 10. Juli veröffentlicht worden. Am Abend seien dann erste Berichte über die Tötung des Russen publik geworden.
Bei Twitter wurde in der Folge auf eine frühere Ankündigung von Kyrylo Budanow, dem Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes (GUR), hingewiesen:
Nach dem Raketenangriff auf das Zentrum der Grossstadt im Westen der Ukraine im Juli 2022 hatte Präsident Wolodymyr Selenskyj Russland als «Terrorstaat» bezeichnet.
Er erwarte, dass der ukrainische Militärgeheimdienst die Verantwortung für die gezielte Tötung übernehme, twitterte nun Igor Sushko. Eine solche Ankündigung könnte russische Kommandeure davon abhalten, Kriegsverbrechen zu begehen.
Budanow äusserte sich laut einem Tweet des osteuropäischen Online-Mediums Nexta am Dienstag zum Anschlag wie folgt: Seine Behörde habe «nichts mit der Ermordung des russischen Armeekapitäns Stanislaw Rschitski zu tun».
Das pro-ukrainische Freiwilligenprojekt «InformNapalm» hatte den Anschlag zuvor schon am Montagabend bei Telegram kommentiert: Um russische Kriegsverbrecher zu erwischen, sei es nicht notwendig, Spezialeinheiten einzuschalten. Es genüge, die Dienste einer russischen Verbrecherorganisation in Anspruch zu nehmen, die «für relativ wenig Geld gerne alle notwendigen Arbeiten der Rächer» übernehme.
Laut BBC-Bericht vom Dienstagabend sagten russische Ermittler, sie hätten in Zusammenhang mit dem Mord einen Mann festgenommen, einen gebürtigen Ukrainer.
In einer am Dienstag veröffentlichten Mitteilung schreibt das ukrainische Verteidigungsministerium, der Kommandant des an den Raketenangriffen auf die Ukraine beteiligten U-Bootes «Krasnodar» sei in Krasnodar getötet worden. In der Mitteilung werden auch Details zur Tat genannt:
NEIN!