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Kommentar: Ein Handyverbot an Schulen ist gut, wird aber nicht reichen

Res Schmid, Bildungsdirektor Nidwalden an der Delegiertenversammlung der SVP Schweiz in der Sporthalle Schachen in Aarau am Samstag, 12. Oktober 2024. KEYSTONE/Walter Bieri )
Der Nidwaldner Bildungsdirektor Res Schmid hat sich mit den Schulen im Kanton auf ein Verbot privater Mobilgeräte geeinigt.Bild: keystone
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Ein generelles Handyverbot an Schulen ist gut, wird aber nicht reichen

Die Rechtsbürgerlichen kämpfen für eine handyfreie Volksschule. Das gleiche Engagement sollten sie bei den grossen Social-Media-Plattformen mit ihren üblen Nebenwirkungen zeigen.
05.05.2025, 20:0406.05.2025, 07:43
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Arnold von Winkelried ist weit über seinen Heimatkanton hinaus als unerschrockener Held bekannt. Der Legende nach verhalf der Innerschweizer den wankenden Eidgenossen in der Schlacht bei Sempach zum Sieg.

Über 600 Jahre später geht erneut ein Nidwaldner voran. Es ist der Bildungsdirektor des kleinen Kantons. Ein erfahrener SVP-Politiker und Kampfjet-Testpilot.

Im Gegensatz zu Winkelried muss sich Res Schmid aber nicht in feindliche Hellebarden werfen. Im Gegenteil: Er rennt sozusagen offene Türen ein. Denn längst hat eine Mehrheit der Schweizer Bevölkerung erkannt, dass es an öffentlichen Schulen ein Handyverbot braucht.

Nicht die Geräte schaden

Die Hauptverantwortung für das Bildungswesen liegt bei den Kantonen. Sie sollten sich nicht länger hinter dem Föderalismus verstecken, sondern dem Vorbild Nidwaldens folgen und an Schulen Handys verbieten. Und natürlich gilt es dieses Verbot auch durchzusetzen.

Und damit sind wir beim Kern des Problems.

Nicht die Mobilgeräte an sich sind schädlich. Es sind die Social-Media-Plattformen der marktbeherrschenden Tech-Konzerne, die mit schmutzigen Tricks um die Aufmerksamkeit der (minderjährigen) User kämpfen und mit ihren Algorithmen die Bildschirmsucht fördern.

Die Schweizer Volkspartei bewirtschaftet oft gesellschaftliche Probleme, statt sie zu lösen. Doch mit ihren diversen Vorstössen für Handyverbote an der Volksschule liegt sie richtig.

Ob TikTok, YouTube oder Instagram: Es ist wissenschaftlich untersucht und belegt, dass die exzessive Nutzung solcher Plattformen der Gehirnentwicklung und dem sozialen Leben schadet. Doch in Bundesbern zögert man, wirksame Gegenmassnahmen zu ergreifen.

Die bürgerlich dominierte Landesregierung sollte begreifen, dass es auch bei den erwachsenen Handynutzerinnen und -nutzern nicht genügt, an die Eigenverantwortung zu appellieren. Und wegen Donald Trump einen Social-Media-Kuschelkurs zu fahren, ist falsch.

Vielmehr braucht es eine strenge Regulierung aller Plattformen, die den Zusammenhalt im Land und damit unseren Wohlstand und unsere Freiheit gefährden.

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quelle: keystone / peter schneider
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111 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Tamarillo
05.05.2025 21:01registriert Januar 2019
Wie gern würde ich unterrichten können, ohne ständig einzelne oder zu beginn alle handys einziehen zu müssen, dann würden auch die diskussionen (ich hab keins dabei… blabla) wegfallen. Ich möchte zudem glauben, dass dieser unheimliche zombie-habitus einiger schüler:innen dadurch abgestreift werden könnte… aber wie korrekt angedeutet: die apps sind das problem, nicht unbedingt das gerät an sich. Übrigens haben viele eltern ebenfalls einen fragwürdigen umgang mit (anti)social media…
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CaptainLonestarr
06.05.2025 06:27registriert Dezember 2016
In Grossbritannien gibt es eine Initiative in einem Schulkreis ca. 60 Schulen, in denen aktiv Aufklärung betrieben wird. Die Eltern werden schon in der Primarschule gebeten mit dem Kauf eines Smartphones bis zum 14 Geburtstag zu warten, um den den sozialen Druck von Kindern und Eltern zu nehmen. Stattdessen werden günstige "Dumbphones" angeboten, um trotzdem Kommunikation zu ermöglichen. Diese Dumbphones mit Telefonie und SMS werden tagsüber in der Schule in Schliessfächern deponiert. Ich fände diesen Ansatz super.
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Cadiz
05.05.2025 21:52registriert April 2020
Wir haben an unserer Primar- und Oberstufe, seit über zehn Jahren ein Handyverbot, d.h., die Lernenden müssen es am Morgen abgeben, bekommen es nach dem Unterricht wieder. Eingesetzt werden darf es, auch Tablets, für schulische Zwecke während den Lektionen, immer unter Kontrolle der Lehrpersonen. Ich organisiere meine Sek.-Lager immer ohne Handys, und das ist kein Problem. Die letzte Klasse wollte wegen guten Erfahrungen des handyfreien ersten das zweite wieder ohne. In der Diskussion muss unterschieden werden zw. Handys in Pausen und dem gezielten Umgang von dig. Geräten im Unterricht.
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