Knapp eine Woche nach dem Militärputsch im Niger hat Frankreich mit der Evakuierung seiner Staatsbürger aus dem westafrikanischen Land begonnen. Ein erster Evakuierungsflug startete mit mehr als 260 Menschen an Bord in Niamey, darunter 12 Babys, wie Frankreichs Aussenministerin Catherine Colonna am Dienstagabend über Twitter mitteilte. Es gab keine Angaben dazu, ob auch Menschen aus anderen EU-Ländern an Bord der Maschine nach Frankreich waren.
Nach Informationen des französischen Generalstabs sollte noch ein weiterer Flieger in der Nacht nach Frankreich abfliegen. Auch ein drittes Flugzeug sollte demnach für die Evakuierung genutzt werden können. Frankreich hatte angeboten, auch Menschen aus anderen europäischen Ländern aus dem Niger zu evakuieren. Aus dem Auswärtigen Amt in Berlin hatte es geheissen, man rate den Deutschen im Niger, das Angebot anzunehmen.
Zuvor hatten sich etwa 500 bis 600 Französinnen und Franzosen im Niger befunden, wie es vom Ministerium hiess. In dem Land sind zudem auch französische Soldaten stationiert. Paris begründete die Evakuierung auch mit der Schliessung des Luftraums im Niger. Diese lasse den eigenen Bürger nicht die Möglichkeit, das Land selbst zu verlassen. Zudem hatte es am Wochenende in der nigrischen Hauptstadt Niamey Pro-Putsch-Proteste gegeben. Berichten zufolge versammelten sich Demonstranten auch vor der französischen Botschaft. Einige sollen die Botschaftsplakette abgerissen, mit Füssen getreten und durch nigrische und russische Flaggen ersetzt haben. Paris verurteilte die Gewalt. Nigers neue Militärjunta warf Frankreich vor, eine militärische Intervention in dem Land zu planen.
Am Mittwoch vergangener Woche hatten Offiziere von General Omar Tchianis Eliteeinheit den demokratisch gewählten Präsidenten Mohamed Bazoum festgesetzt und für entmachtet erklärt. Tchiani ernannte sich am Freitag selbst zum neuen Machthaber. Kurz nach der Machtübernahme setzten die Putschisten die Verfassung des westafrikanischen Landes ausser Kraft und lösten alle verfassungsmässigen Institutionen auf. Frankreich erkennt die neuen Machthaber nicht an und fordert eine Rückkehr zur verfassungsmässigen Ordnung um Präsident Bazoum herum.
Die ehemalige Kolonialmacht Frankreich hat im Niger sowie im benachbarten Tschad etwa 2500 Soldaten stationiert. Der Niger war für Paris zuletzt einer der letzten örtlichen Partner im Anti-Terror-Kampf in der Sahelzone. Das Land ist für Frankreich auch wegen seiner Uranvorkommen von Bedeutung. (cst/sda/dpa)