Fragt man nach typischen weiblichen Trump-Groupies im US-Kongress, dann fallen gewöhnlich die Namen Marjorie Taylor Greene und Lauren Boebert. Greene hat sich einen Namen geschaffen mit Verschwörungstheorien (jüdische Laserkanonen haben aus dem All die Waldbrände in Kalifornien entfacht) und einem Auftritt in einem kitschigen weissen Mantel mit Pelzkragen während der «State of the Union»-Rede des Präsidenten. Boebert posiert derweil gerne mit einem umgehängten AR-15-Gewehr und macht Schlagzeilen, weil sie sich öffentlich von ihrem neuen Boyfriend betatschen lässt.
Greene und Boebert sind typische Vertreterinnen einer Schicht, die man wenig respektvoll «white trash» (weisser Abfall) nennt. So werden Amerikaner bezeichnet, die kaum Schulbildung haben, wenig verdienen, in Wohnwagen in Trailer Parks hausen und denen man einen IQ nachsagt, der kleiner sei als ihre Schuhnummer.
Elise Stefanik boxt in einer ganz anderen Gewichtsklasse. Sie stammt aus gutem Haus und einer noblen, konservativen Gegend im Bundesstaat New York. Sie hat einen Abschluss in Rechtswissenschaften von der renommierten Harvard University. Die heute 39-Jährige verdiente ihre politischen Sporen in der Regierung von George W. Bush und galt eigentlich als moderate Republikanerin. Für Donald Trump hatte sie lange nichts als Verachtung übrig, speziell, nachdem die «Access Hollywood»-Videobänder öffentlich wurden. Darin prahlt der Ex-Präsident bekanntlich damit, dass er als Star den Frauen zwischen die Beine greifen darf.
Inzwischen ist Stefanik «ultra-MAGA, und stolz» darauf, wie sie selbst erklärt. Sie verteidigt Trump durch dick und dünn, wiederholt seine Big Lie bei jeder möglichen und unmöglichen Gelegenheit, bezeichnet wie ihr Idol die verurteilten Chaoten vom 6. Januar 2021 als «Geiseln» und spricht von den Bidens als einer «Verbrecher-Familie». Anders als Greene und Boebert tut sie dies rhetorisch gewandt und gekleidet in Designer-Klamotten.
Die Verwandlung der Elise Stefanik von der Trump-Verächterin zum Trump-Groupie begann mit dem ersten Impeachment des Ex-Präsidenten. Damals fiel die gelernte Juristin als gewiefte Befragerin in den Hearings auf, nicht nur dem TV-Publikum, sondern vor allem Trump. Die Partei habe «einen neuen Star», tweetete der Ex-Präsident enthusiastisch.
Trumps Lob fiel auf fruchtbaren Boden. Aus der jungen Hinterbänklerin wurde bald eine Frau, deren Stimme innerhalb der Grand Old Party (GOP) Gewicht hat. Als Liz Cheney im Gegensatz zu den allermeisten Republikanerinnen und Republikanern ihr Gewissen entdeckte und ein zweites Impeachment von Trump nach dem Sturm auf das Kapitol begrüsste, packte Stefanik ihre Chance beim Schopf und verdrängte die inzwischen verstossene Tochter des Ex-Vizepräsidenten als Fraktionsführerin der Republikaner im Abgeordnetenhaus.
In der Folge wurde Stefanik zur festen Grösse bei Fox News, zeigt sich gerne aber auch bei Steve Bannon und dessen Podcast. Ihren bisher erfolgreichsten Auftritt hatte sie jedoch erneut bei einem Hearing im Abgeordnetenhaus. Drei Präsidentinnen von Elite-Universitäten mussten vor ein paar Wochen Rechenschaft über ihr Verhalten gegenüber antiisraelischen Protesten auf ihrem Campus ablegen.
Stefanik gelang es, die drei so geschickt in die Enge zu treiben, dass diese – milde ausgedrückt – unvorteilhafte Statements abgaben. Das Video dieser Befragung ging viral und zwei der Präsidentinnen mussten zurücktreten. Sehr zur Freude von Stefanik. «Ich liefere stets Resultate ab», prahlte sie nach erfolgter Tat.
Inzwischen wird Stefanik ernsthaft als Kandidatin für Trumps Vize gehandelt. Darauf angesprochen, ziert sie sich wie ein verliebter Teenager. Tatsächlich hat sie beste Chancen auf das Amt: Sie ist blitzgescheit, bedingungslos loyal zu Trump und frei von moralischen Skrupeln. Margaret Hoover, eine TV-Moderatorin, die einst mit Stefanik im Weissen Haus gearbeitet hat, schildert sie in der «New York Times» als «total ehrgeizig und völlig prinzipienlos».
Das Duo Trump/Stefanik – sollte es denn tatsächlich zustande kommen – würde für Biden/Harris eine ernsthafte Bedrohung darstellen. Das schreckt inzwischen auch die Demokraten auf. So berichtet die «Washington Post», dass Barack Obama seinen ehemaligen Vize im Weissen Haus aufgesucht und ihm dringend geraten habe, seine Strategie zu ändern.
Obamas warnende Worte haben Wirkung gezeigt. Bei seinem ersten Wahlkampf-Auftritt am vergangenen Freitag hat Joe Biden seine Glacé-Handschuhe ausgezogen und Trump erstmals frontal angegriffen. Der Ex-Präsident sei eine Gefahr für die Demokratie und habe nicht das Wohl der Amerikanerinnen und Amerikaner im Sinn, sondern trachte einzig nach «Rache und Vergeltung», so Biden.
Auch die liberalen Medien wachen auf. Die «New York Times» schlägt im ersten redaktionellen Kommentar im neuen Jahr die gleichen Töne wie der Präsident an. «Eine Wiederwahl von Trump wäre eine ernsthafte Gefahr, nicht nur für unsere Republik, sondern für die gesamte Welt», warnt die Zeitung, die als die beste der Welt gilt. «Es ist nicht die Zeit, etwas auszusitzen. Wir müssen uns engagieren.»
Alle mit Anstand und Rückgrat sind zurückgetreten oder sind in der Öffentlichkeit nicht mehr wahrnehmbar.
Alles was die Reps eint, ist das Versprechen von Macht. Logisch zieht dies vor allem die skrupellosen und ehrgeizigen an.
Allerdings sind dies auch denkbar schlechte Voraussetzungen für eine geeinte und starke Regierungstätigkeit.
Denn wie man bereits bei Trump 1.0 feststellen konnte, glich sein Stab einem Haifischbecken aus Intrigen und Verleumdungen.
"Beste" Voraussetzungen also für Frau Stefanik.
Wer Hitler's circle of evil gesehen hat weiss wie das Spiel funktioniert: Alle gegen alle. Wer dem Führer am meisten in den A.. kriecht, staubt am meisten Macht und Moneten ab. Ein Schneeballsystem für Narzissten. Man kann den Aufstieg der NSDAP wie eine Schablone über den MAGA-Kult legen und live miterleben wie sich Geschichte wiederholt. Zum Glück ist Trump Trump und hat sich sein eigenes Grab längst geschaufelt. Die Mühlen der Justiz mahlen ungeahnt weiter.
Sowas würde ich garantiert nicht an der Macht haben wollen.