Der amerikanische Verteidigungsminister ist seit Jahresbeginn im Spital. Das ist eigentlich nicht besonders aussergewöhnlich: Lloyd Austin ist 70 Jahre alt, und der Vier-Sterne-General im Ruhestand hat einen der stressigsten Ministerposten in der Regierung von Präsident Joe Biden inne. Aussergewöhnlich aber ist, dass Austin darauf verzichtete, das Weisse Haus über seine Hospitalisierung zu informieren. Im Klartext: Weder Biden noch seine hochrangigen Berater hatten Kenntnis, dass der Pentagon-Chef sich tagelang auf der Intensivstation befand.
Am Samstag entschuldigte sich Austin, Chef einer Behörde mit 3,4 Millionen uniformierten und zivilen Angestellten, in einer schriftlichen Stellungnahme für den Fauxpas. «Ich bin mir bewusst, dass ich mehr hätte tun können, um sicherzustellen, dass die Öffentlichkeit angemessen informiert wird», teilte der Verteidigungsminister mit. Er werde es künftig besser machen, versprach Austin.
Warum sich Austin in Spitalpflege begeben musste, ist bisher nicht bekannt. Der Pentagon-Sprecher erwähnte in seiner Stellungnahme am Freitag einzig einen «medizinischen Eingriff», der zu Komplikationen geführt habe. Angeblich musste der Verteidigungsminister vier Tage in der Intensivstation des Walter Reed National Military Medical Center in Bethesda (Maryland) verbringen, berichtete der Fernsehsender NBC.
Dass sich Austin an mehreren Krisensitzungen im Weissen Haus vertreten liess, an denen auch die zahlreichen Brandherde rund um die Welt diskutiert wurden, fiel angeblich niemandem auf. Bidens Sicherheitsberater Jake Sullivan wurde erst am Donnerstag durch das Verteidigungsministerium informiert. Er setzte anschliessend umgehend den Präsidenten von der Abwesenheit Austins in Kenntnis, berichtete «Politico». Hochrangige Pentagon-Vertreter mussten gar bis am Freitagnachmittag warten, bis sie in einem dürren E-Mail über die Hospitalisierung des Ministers aufgeklärt wurden. Zwei Stunden später informierte das Pentagon auch die Öffentlichkeit.
Biden soll sich zwischenzeitlich mit Austin telefonisch besprochen haben, meldeten mehrere amerikanische Medien. Die Konversation zwischen den beiden sei freundlich gewesen. Das Weisse Haus gab zudem bekannt, dass der Präsident keine Pläne hege, den Verteidigungsminister zu entlassen.
Die Episode wird sich aber negativ auf das Vertrauensverhältnis zwischen dem Pentagon, dem Weissen Haus und dem Kongress auswirken. Bereits beklagte sich der republikanische Senator Roger Wicker bitterlich über die «schockierende» Episode.
My statement on Department of Defense lack of transparency regarding chain of command: https://t.co/D9sWZn3CI8
— Senator Roger Wicker (@SenatorWicker) January 7, 2024
Der Zeitpunkt für eine solche Krise könnte schlechter nicht sein. Im Januar stehen in Washington wichtige Entscheide über weitere militärische Hilfspakete für die Ukraine und finanzielle Unterstützung für Israel und Taiwan an. Auch gleicht die Lage im Nahen Osten einem Pulverfass; so tötete das amerikanische Militär am vergangenen Donnerstag in Irak einen Anführer einer paramilitärischen Gruppierung, die vom Iran unterstützt wird. Auch patrouillieren Schiffe der US-Marine im Roten Meer, um dort Angriffe der Huthi im Jemen auf Israel und internationale Frachtschiffe abzuwenden. (aargauerzeitung.ch)
Alles war offenbar perfekt organisiert, es dauerte sogar mehrere Tage, bis es aufgefallen ist, so gut hat alles funktionniert.
Aber klar, da müssen gemäss Republikanern nun Köpfe Rollen. Ist schliesslich viiiiiieeeel schlimmer, als wenn die Orange Vetternwirtschaft betreibt mit Ministerposten, ins eigene Geldsäcklein wirtschaftet oder eigenmächtig die halbe Welt in eine Krise stürzt mit Zöllen oder die Nato absichtlich schwächt, weil in seinem Burger die Gurke zu gross war.