Der amerikanische Präsident scheint die Geduld mit Wladimir Putin zu verlieren. Am Wochenende zeigte sich Donald Trump «sehr überrascht» darüber, dass der russische Machthaber die Bevölkerungszentren in der Ukraine immer noch «ohne jeden Grund» beschiesst und dabei auch Zivilisten töte.
Er schätze dies überhaupt nicht, sagte Trump, der sich noch am Montag nach einem langen Telefonat mit Putin zuversichtlich über mögliche Friedensgespräche gezeigt hatte. Nun sagte der amerikanische Präsident über seinen russischen Amtskollegen: «Er ist völlig verrückt geworden.»
Damit deutet sich eine Kurskorrektur an, nachdem Trump auch zu Beginn seiner zweiten Amtszeit sehr nachsichtig mit dem russischen Präsidenten war. Trump scheint begriffen zu haben, dass Putin auf Zeit spielt, damit er die erschöpfte Ukraine weiter zerstören kann. Der amerikanische Präsident erwägt deshalb, Putin in die Schranken zu weisen.
Weil Trump aber nicht zugeben kann, dass er einen Fehler gemacht hat, muss er diesen möglichen Kurswechsel in ein Lügengebäude verpacken – schliesslich will er keinesfalls den Eindruck erwecken, er sei nicht der begnadete Weltpolitiker, den er immer wieder gibt.
Also behauptet Trump, dass sich der russische Präsident verändert habe. «Ich habe keine Ahnung, was zur Hölle mit Putin passiert», sagte der amerikanische Präsident. Er klang dabei aufgebracht, als sei er von einem alten Bekannten verraten worden. Trump behauptet ja seit dem Wahlkampf 2016, als er sich erstmals um das Präsidentenamt bewarb, dass er mit Putin vertraut sei und dass sich die beiden gegenseitig schätzten.
Dies entspricht nicht der Wahrheit. Putin ist mit Trump nicht in enger Freundschaft verbunden. Und wenn Trumps Berater in der Vergangenheit versuchten, ihm zu erklären, welche aussenpolitische Ziele der russische Präsident wirklich verfolge, dann wollte der amerikanische Präsident nicht zuhören.
Aber dennoch scheint spätestens am Wochenende ein neues Kapitel im Ringen um ein Ende des Ukraine-Kriegs begonnen zu haben. Die Akteure sind selbstverständlich immer noch die gleichen. Und sie spielen eine Rolle, die sich nicht über Nacht ändern wird.
So scheint Trump weiterhin unfähig zu sein, Putin alleine für den Krieg in der Ukraine verantwortlich zu machen. Auch am Wochenende ergänzte er deshalb seine Stellungnahme auf dem Internetdienst Truth Social mit einer Breitseite gegen den ukrainischen Präsidenten. Jedes Mal, wenn Wolodimir Selenski den Mund öffne, sorge er für Probleme, sagte Trump. Und: Der ukrainische Präsident wäre gut beraten, mit solchen Wortmeldungen seinem Land nicht weiter zu schaden.
Dieses Scharmützel aber wird von der Konfrontation zwischen Trump und Putin überschattet, die unvermeidbar scheint. Der Amerikaner hat eingesehen, dass der Russe keinen Frieden will. Derweil zündelt Putin immer weiter gegen Trump, und ignoriert die Warnungen des Amerikaners. Der Kreml-Sprecher erklärte die Kritik an Putin zuletzt mit «emotionaler Überlastung» des amerikanischen Präsidenten, als sei es Trump, der (zumindest temporär) seinen Verstand verloren habe.
Auch gab Putin in der Nacht auf Montag erneut grünes Licht für einen Grossangriff gegen die Ukraine mit Kampfdrohnen: Mehr als 350 unbemannte Flugkörper und mindestens neun Marschflugkörper waren an der Attacke beteiligt. Mehrere Zivilisten wurden getötet, nachdem bei einem russischen Angriff in der Nacht auf Sonntag bereits 12 Menschen gestorben waren.
Trump müsste nun auf diese Provokationen mit mehr als bloss Worten reagieren. Im Kongress liegt ein neues Sanktionspaket bereit, das Putin weh tun würde, falls Senat und Repräsentantenhaus es verabschieden würden. Auch würde sich Selenski über neue Waffenlieferungen aus Washington freuen.
Bisher schreckte Trump vor diesen Schritten zurück. Er behauptet ja, der Ukraine-Krieg gehe ihn nichts an, da der Konflikt in der Amtszeit seines Vorgängers ausgebrochen war. Vielleicht wird ihm Putin aber bald keine andere Wahl lassen. (aargauerzeitung.ch)
Trump hat nichts begriffen! Russische Oppositionelle, wie Vladimir Kara-Murza, reden sich seit Jahren den Mund fusselig, dass Putin sich nicht verändert hat. Er war/ist immer der gleiche Verbrecher geblieben. Die Unterscheidung zwischen einem "guten" Präsident Putin (2000-2008) und einem "schlechten" Präsident Putin (seit 2012) ist ein westlicher Irrglaube.
Wenn er mit Putin also ein Geschäft machen könnte, opfert der ohne zu zögern die Ukraine.
Oder auch ganz Europa.
Nur der sofortige Gewinn und sein Ego zählen. Was langfristig zu noch höheren Gewinnen führen könnte übersteigt bereits seine kognitiven Fähigkeiten.
Die USA ist verloren.
Europa jedoch hat die Chance aus dem Schatten der ehemaligen Grossmacht zu treten und endlich auf eigenen Füssen zu stehen.