Intensivbetten mit Beatmungsgeräten werden in der Corona-Krise zusehends zu Mangelware, denn wer einen schweren Verlauf der Covid-19-Erkrankung und damit schwere Atembeschwerden hat, ist auf einen solchen Platz angewiesen.
Insgesamt verfügt die Schweiz über 82 Spitäler, Kliniken und Spitalgruppen mit Intensivstationen, in denen vor der Corona-Krise zwischen 950 und 1000 Betten untergebracht waren. Rund 800 bis 850 davon verfügen über Beatmungsgeräte.
Doch die Kapazitäten werden zurzeit weltweit ausgebaut, so auch in der Schweiz: Daniel Dauwalder vom Bundesamt für Gesundheit sprach auf Anfrage von watson von 1200 IPS-Betten, die im Moment zur Verfügung stehen.
Auf Schweizer Intensivstationen wurden laut Dauwalder gestern Montag insgesamt 284 Patientinnen und Patienten beatmet, Tendenz steigend. Die Betten auf der Intensivstation werden allerdings auch nach wie vor von anderen Personen belegt, deren Leben durch eine schwere Krankheit, eine Operation oder einen Unfall bedroht ist.
Die genaue Zahl der aktuell verfügbaren Betten auf Intensivstationen in anderen europäischen Ländern ist also zurzeit schwierig abzuschätzen, weil sie sich laufend verändert. Die letzte verlässliche Zählung der Weltgesundheitsorganisation für Europa stammt aus dem Jahr 2009.
Damals lag die Schweiz mit rund 11 Intensivbetten pro 100'000 Einwohner ziemlich genau im europäischen Schnitt. Allerdings verfügen sämtliche Nachbarländer von uns über grössere Kapazitäten.
Mit den aktuellsten Zahlen von vor der Corona-Krise käme die Schweiz auf einen Schnitt von 11,6 Betten pro 100'000 Einwohner, seit der Studie 2009 hat sich also wenig verändert. Inklusive der aktuellen Aufstockung auf 1200 Betten käme die Schweiz auf einen Schnitt von 14,0 Betten pro 100'000 Einwohner. Für einen sinnvollen Vergleich – die anderen Länder haben ja inzwischen auch aufgestockt – verwenden wir in den Grafiken die Auswertung der WHO von 2009:
Beim Blick auf die Karte fallen vor allem unsere beiden Nachbarn Deutschland (29,2 Betten pro 100'000 Einwohner) und Österreich positiv auf (21,8).
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Am wenigsten gut ausgerüstet sind Spitäler in Portugal (4,2), Schweden (5,8) und Griechenland (6,0).
Im interkontinentalen Vergleich wird Deutschland sogar noch von einem Land übertrumpft: den USA. Die Vereinigten Staaten verfügen über 34,7 Intensivbetten pro 100'000 Einwohner. Betrachtet man die Entwicklung der Covid-19-Erkrankten vor Ort, dürften die Amerikaner bald froh sein um diese Kapazitäten.
Das Daten-Portal Statista wies nebst den oben genannten Zahlen der USA und der WHO-Daten für Europa auch einige ausgewählte asiatische Staaten aus. Demnach befindet sich Südkorea mit 10,6 Betten pro 100'000 Einwohner in einer ähnlichen Ausgangslage wie die Schweiz. Japan, China und Indien verfügen über deutlich kleinere Kapazitäten. Diese Zahlen sind verhältnismässig aktuell, sie stammen aus dem Jahr 2017.
Die Spital-Infrastruktur ist allerdings nur eine der grossen Herausforderungen im Kampf gegen das Coronavirus. Eine andere ist der Mangel an ausgebildetem Pflegepersonal.
Berner_in
Intensivpflegestationen können relativ schnell aufgestockt werden. Nur was nützt das, wenn ausgebildetes Personal fehlt. Sehr viel wertvolles Pflegepersonal hat sich in den letzten Jahren zunehmend ernüchtert, demotiviert, oft ausgebrannt aus dem Beruf verabschiedet. Gleichzeitig kommt die Ausbildung nicht mehr mit, den Bedarf an Pflegefachpersonal sicherzustellen.
Das Problem ist seit Jahren bekannt. Es wird sich noch massiv verschärfen.
Ökonometriker
koalabear