Im Missbrauchsprozess in Südfrankreich hat die Nebenklage um Opfer Gisèle Pelicot die Verantwortung aller 51 Angeklagten für die zigfache Vergewaltigung betont. «Alle haben, zumindest als sie dieses Horrorhaus verlassen haben, verstanden, dass andere vor ihnen kamen und andere folgen würden», sagte Anwalt Antoine Camus.
«Jeder hat in seinem Mass, auf seinem Niveau zu dieser Monstrosität, zu diesem Martyrium dieser Frau beigetragen.» Alle 50 neben Pelicots Ex-Mann angeklagten Männer hätten entschieden, einen Körper zu missbrauchen, der keine Einwilligung geben konnte. Alle hätten entschieden, sich vom Denken zu verabschieden.
Pelicots Ex-Mann wird vorgeworfen, seine damalige Frau fast zehn Jahre lang mit Medikamenten bewusstlos gemacht, missbraucht und anderen Männern zur Vergewaltigung angeboten zu haben. Der Mann gestand vor Gericht. Gisèle Pelicot geht davon aus, etwa 200 Vergewaltigungen erlitten zu haben. Den 51 Angeklagten drohen in dem Mammutverfahren bis zu 20 Jahre Haft.
Der Angeklagte wandte sich auch direkt an seine Tochter Caroline, die ihm vorwirft, sie und ihre Mutter mit Medikamenten betäubt und missbraucht zu haben. «Ich kann ihr nicht das Gegenteil beweisen», sagte er. «Es fällt mir schwer, sie so zu sehen, ich möchte mit ihr darüber reden.» Seine Tochter schnitt ihm daraufhin das Wort ab: «Gib es doch zu, vor diesem Gericht», schrie sie ihn an. «Ich werde dich niemals wiedersehen. Du wirst allein zugrunde gehen.»
Gisèle Pelicots Anwalt Camus gab zu bedenken, das Strafrecht könne die Schwere der Taten nicht in Gänze fassen. Er kritisierte zudem einige Verteidigungsstrategien. Mehr als die Hälfte der Angeklagten liess über ihre Anwälte aufwerfen, nicht bei vollem Bewusstsein gewesen zu sein. Einige geben an, der Hauptangeklagte könnte sie auch unter Drogen gestellt haben. «Wenn die Verteidigung auch frei ist, sagt sie doch viel darüber aus, wer wir sind», sagte Camus.
Pelicot habe mit der Entscheidung, den Prozess offen zu führen, auch zeigen wollen, wie eine Vergewaltigung im Jahr 2024 in Frankreich verteidigt wird. Nicht alle Opfer hätten das Glück, jeden Tag Applaus zu erhalten sowie Bestärkung, am nächsten Tag wiederzukommen. «Sie durchleben das allein im Saal mit ihrem Vergewaltiger.»
Zu dem Vorgehen des Ex-Mannes, seine Frau mit Medikamente zu betäuben, sagte Camus: «Die chemische Unterwerfung ist nichts anderes als der Modus Operandi des perfekten Verbrechens.» Jeden Tag sei Pelicot bei sich zu Hause mit ihrem Ehemann aufgewacht. Das andere Gesicht ihres Mannes habe sie nicht gekannt.
Camus sagte, 99 Prozent der Opfer eines solchen Vorgehens hätten keine Beweise. Die Tochter der Pelicots, die vermutet, ebenfalls von ihrem Vater betäubt und missbraucht worden zu sein, bestätige diese Regel. Gisèle sei durch die Masse an Videos und Fotos der Taten die Ausnahme. «Ohne diese Videos ist es wahrscheinlich, dass diese Misshandlung Gisèles angedauert hätte, bis dies sie umgebracht hätte.» (rbu/sda/dpa/t-online)
Wie gut kann ich ihre Wut und ihren Hass verstehen.
Es ist für mich unvorstellbar, was diese Familie zurzeit und auch zukünftig wegen ihrem Vater durchmachen müssen.
Der Prozess wird vorübergehen, die Medien und auch wir werden ‚vergessen‘ aber sie werden ihr ganzes Leben an diesen schrecklichen Geschichten leiden.
Bei solchen Geschichten wird mir immer wieder klar, was menschliche Abgründe sind!
Eines hat was mit dieser Aussage zu tun.
«Ich kann ihr nicht das Gegenteil beweisen»
Ein "normaler" Mensch müsste nie in der Lage sein, überhaupt sowas beweisen zu müssen.
Genauso widern mich die Täter an, die mit faulen Ausreden ankommen um die Tat zu relativieren. Keiner der Menschen hat die Tat hinterfragt oder eine Einverständnis erbittet. Keiner der Täter hat sich um den Zustand des Opfers sorgen gemacht oder die Polizei angerufen.
Alle Täter haben es so hingenommen und sich an ihr vergnügt.
Wie in der Schweiz eine Palamentarierin eines Minikantons jahrelang öffentlich gedemütigt und erniedrigt wurde von Bundesratsparteien, Medien und in den Kommentarspalten, kann man da schön vergessen.
Und das alles, weil auch sie nicht locker liess und erst jetzt nach und nach vor Gericht Recht bekommt.
Ich frage mich, wie die entsetzte Internetmeute auf Frau Pelicot reagieren würde, wenn es nicht so eindeutige Beweise gäbe, sondern "nur" eine Anzeige des Spitals wie in Zug?Solltesie dannnicht einfachmalRuhegebn?