Vor der Küste des Jemens wurde ein norwegischer Tanker angegriffen. Wie das zuständige Regionalkommando des US-Militärs am frühen Dienstagmorgen mitteilte, sei der Öl- und Chemikalientanker «Strinda» direkt von einem Marschflugkörper getroffen worden. Auch die britische Warnzentrale für die Seefahrt (UKMTO) meldete den Vorfall in der Meerenge Bab al-Mandab, 15 Seemeilen westlich der jemenitischen Küstenstadt Mokka.
Die mit dem Iran verbündeten Huthi-Rebellen im Jemen bekannten sich zur Militäroperation gegen den Tanker. Der Tanker sei mit einer Rakete beschossen worden, nachdem die Besatzung alle Warnungen ignoriert habe, erklärte der Huthi-Militärsprecher Jahja Sari in einer im Fernsehen übertragenen Erklärung.
Israelische Geheimdienstquellen sind laut The Economist überzeugt, dass der Iran hinter den Angriffen steckt. So hoffe der Iran, mit den Anschlägen die Öl- und Versandpreise in die Höhe zu treiben und so Druck auf Israels Verbündete ausüben zu können.
🛑 | 🇾🇪 Statement from the Yemeni Armed Forces spox Yahya Sarae:
— Arya - آریا 🇮🇷 (@AryJeay) December 12, 2023
The Yemeni Naval Forces targeted the Norwegian flagged ship "STRINDA," loaded with oil that was heading towards israel. After ignoring warnings. It was targeted with an anti-ship missile.pic.twitter.com/KZe8wJmmVf
Mit den Angriffen solidarisieren sich die Huthis mit den Palästinensern im Gaza-Streifen. Die Rebellen hatten am Samstag verkündet, Schiffe auf dem Weg zu israelischen Häfen so lange zu blockieren, bis Israel die Einfuhr von Lebensmitteln und medizinischer Hilfe in den Gaza-Streifen erlaube.
Bereits Ende November drohte Jahja Sari:
Während die Huthis zunächst nur mit Angriffen auf alle Schiffe mit Israel-Bezug gedroht hatten, wollen sie seit dem Wochenende künftig Schiffe jeglicher Nationalität auf dem Weg nach Israel an der Durchfahrt im Roten Meer hindern. Nur Frachtern, die Hilfsgüter für den Gazastreifen lieferten, würde die Durchfahrt gewährt.
Der Jemen liegt im Süden der Arabischen Halbinsel an der Meerenge Bab al-Mandab: Durch sie führt einer der wichtigsten Schifffahrtswege der Welt vom und zum Suezkanal in Ägypten. Dieser Kanal verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer und bietet damit die kürzeste Verbindung auf dem Seeweg von Asien nach Europa. Etwa zehn Prozent des gesamten Welthandels laufen über das Rote Meer, darunter auch Öl und Flüssiggas.
Die Angriffe in der Meerenge Bab al-Mandab stellen für die Huthis gleich in mehrfacher Hinsicht eine strategische Chance dar, erklärt Emile Hokayem, ein Experte am Internationalen Institut für Strategische Studien in London (iiss) gegenüber The Economist. Die palästinensische Sache sei in der arabischen Welt nach wie vor populär, weshalb die Huthis durch ihre Unterstützung der Unterdrückten ihr Ansehen in der arabischen Welt verbessern könnten. Mit den Angriffen sendeten die Huthis zudem ein klares Signal aus, dass das Rote Meer nun ein legitimer Schauplatz für den Kampf gegen Israel sei, so Hokayem weiter.
In den vergangenen drei Wochen haben die Huthis bereits mehrere Schiffe angegriffen und sie an der Durchfahrt gehindert. Nicht nur das: Am 19. November schafften sie es, einen Autofrachter unter ihre Gewalt zu bringen. Der Frachter «Galaxy Leader» wurde zum jemenitischen Hafen von Hoediah gebracht, wo er gemäss Videos und Bildern in den sozialen Medien als Touristenattraktion genutzt wird. Die 25 Besatzungsmitglieder, zusammengesetzt aus verschiedenen Nationalitäten, befinden sich noch immer an Bord.
Yemen's Houthis turned seized Israeli vessel Galaxy Leader into tourist attraction. pic.twitter.com/GKGw1h5vH9
— Clash Report (@clashreport) December 6, 2023
Nach der Attacke habe die «Strinda» einen Notruf abgegeben, woraufhin der Zerstörer «USS Mason» Hilfe geleistet habe, teilte das US-Regionalkommando auf X mit. An Bord habe es einen Brand und Schäden, aber keine Verletzten gegeben.
CENTCOM Statement on missile attack in the Bab-el-Mandeb
— U.S. Central Command (@CENTCOM) December 12, 2023
At around 4 p.m. EST on December 11, the Motor Tanker STRINDA was attacked by what is assessed to have been an Anti-Ship Cruise Missile (ASCM) launched from a Houthi controlled area of Yemen while passing through the… pic.twitter.com/OJDoubAU2D
Die 144 Meter lange «Strinda» gehört zur norwegischen Reederei J. Ludwig Mowinckels Rederi. Wie der Mowinckel-Vorsitzende Geir Belsnes gegenüber Reuters bestätigte, sei die 22-köpfige Besatzung aus Indien unverletzt geblieben. Sie habe das Feuer selbst löschen können und sei mit der «Strinda» nun unterwegs in einen sicheren Hafen.
Ursprünglich war die Strinda unterwegs nach Venedig, Italien, nachdem sie in Malaysia Pflanzenöl und Biokraftstoffe geladen hatte, wie Daten des Schiffsverfolgungsunternehmens Kpler zeigen und wie der norwegische Reedereiverbund bestätigte. Anfang Januar hätte der Tanker dann im israelischen Hafen von Ashdod ankern sollen, wie die Times of Israel, sich auf andere israelische Medien berufend, schreibt.
Der norwegische Reedereiverbund kritisierte, der Angriff sei inakzeptabel und stelle für die zivile Schifffahrt eine gravierende Entwicklung der Sicherheitslage im Roten Meer dar.
Bereits am Wochenende erklärte der nationale Sicherheitsberater Israels Zachi Ha-Ngebi, Israel habe seine westlichen Verbündeten aufgefordert, sich mit den Bedrohungen aus dem Jemen zu befassen. Man werde ihnen etwas Zeit geben, eine Antwort zu organisieren. Sollten die Drohungen aber anhalten, so werde man handeln, um diese Blockade aufzuheben.
Die USA und Grossbritannien verurteilten die Angriffe auf die Schiffe und machten den Iran für seine Rolle bei der Unterstützung der Huthis verantwortlich. Der Iran entgegnete darauf, dass seine Verbündeten ihre Entscheidungen unabhängig träfen. Saudi Arabien rief die USA derweil dazu auf, auf die Anschläge mit Zurückhaltung zu reagieren.
Mit Material der Nachrichtenagenturen SDA und DPA.