Dem ranghohen Hamas-Vertreter Izzat El-Reshiq zufolge handelt es sich um ein «abscheuliches Verbrechen gegen unschuldige Zivilisten», Israel sprach am Freitag von einer Massnahme gegen mutmassliche Terroristen: Auf einem Foto ist zu sehen, dass die israelische Armee eine Gruppe von über 50 gefangenen Palästinensern im Gazastreifen gezwungen hat, sich auf die Strasse zu setzen – nur mit Unterhosen bekleidet. Drumherum stehen israelische Soldaten, die die Gefangenen bewachen.
Ein anderes Foto zeigt ebenfalls nur mit Unterhosen Männer kniend und mit auf den Rücken gefesselten Händen. Sie sind in einer langen Reihe im Strassendreck aufgereiht und scheinen darauf zu warten, dass sie dicht gedrängt auf der Ladefläche eines Transporters untergebracht werden. Im Vordergrund des Bildes liegen Schuhe und Sandalen wild verstreut.
Auf einem dritten Bild sind dutzende halbnackte Männer mit verbundenen Augen in einer Sandgrube aufgereiht. Zwischen den Reihen gehen israelische Soldaten. Aus presseethischen Gründen hat sich t-online vorerst dagegen entschieden, die Bilder zu veröffentlichen.
Die Fotos dieser und ähnlicher Szenen verbreiteten sich diese Woche im Internet. Der Umgang mit den Gefangenen und insbesondere die Veröffentlichung der Aufnahmen sorgte für starke Kritik in den sozialen Medien und auch von Hilfsorganisationen. Was steckt dahinter?
Eine Sprecherin des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes bezeichnete die Bilder laut der Nachrichtenagentur Reuters als besorgniserregend. Alle Gefangenen müssen im Einklang mit dem humanitären Völkerrecht mit Menschlichkeit und Würde behandelt werden, argumentiert sie.
Ein Sprecher der israelischen Armee rechtfertigte das Vorgehen: Bei den Gefangenen handele es sich um Männer im wehrfähigen Alter, die sich in Stadtteilen Gazas aufgehalten hätten, die Zivilisten schon vor Wochen verlassen sollten. Dort befänden sich Stützpunkte der Hamas. Die Gefangennahme fand demnach in Beit Lahia statt, einem Vorort, den die israelische Armee seit Wochen belagert. Das Militär hatte zuvor die Zivilbevölkerung des Gazastreifens dazu aufgerufen, den Norden der Region zu verlassen.
Militärexperte John Spencer von der Militärakademie der USA schrieb auf X, es handle sich um einen normalen Vorgang der israelischen Armee, Gefangene zu zwingen, sich zu entkleiden. So lasse sich prüfen, ob diese Waffen oder Sprengstoffgürtel bei sich haben, was häufig der Fall sei, erläuterte Spencer. Seine Aussagen erklären allerdings nicht, warum die Bilder an die Öffentlichkeit gelangten.
Since there has been a sudden burst of experts on the handling of prisoners of war, here is what I see from the photos of the @IDF and Hamas prisoners of war in Gaza. 🧵 pic.twitter.com/Z5lVk80Yhq
— John Spencer (@SpencerGuard) December 7, 2023
Dem Hamas-Vertreter Reshig zufolge sind die Männer in einer Schule in Gaza festgenommen worden, die während der wochenlangen Bombardements der israelischen Armee als Flüchtlingsunterkunft diente. Die radikal-islamische Hamas sprach von «abscheulichen Verbrechen an unschuldigen Zivilisten».
Der jordanische Aussenminister Ayman Al Safadi sagte, unter den Festgenommenen seien auch Ärzte und Journalisten, die «erniedrigt» worden seien. Das arabischsprachige Medium Al-Araby Al-Jadeed in London schrieb, dass einer ihrer Korrespondenten unter den Gefangenen sei. Zudem hatten sich Verwandte der Gefangenen gemeldet. Ihnen zufolge seien etliche Jugendliche darunter, die nicht für die Hamas kämpften. Unabhängig prüfen liessen sich keine der Aussagen.
Die israelische Armee soll inzwischen einige der Gefangenen wieder freigelassen haben, nachdem sie sich als unschuldig herausgestellt hatten. Das schreibt der «Spiegel» mit Berufung auf einen Journalisten der Nachrichtenseite «Al Jazeera». (lak/t-online)
Verwendete Quellen:
Sagt die Terrororganisation Hamas, welche Zivilisten vergewaltigt, foltert und tötet. Und so ein Statement wird noch abgedruckt?!
Ok, das Fesseln halbnackter Männer ist nicht nett, sogar entwürdigend. Wie nennt die Hamas noch mal das brutale Abschlachten Hunderte unschuldiger Zivilisten, auch Kinder?