«Es ist zum Verrücktwerden», sagt Maya. Zusammen mit ihrem Mann Dario, ihrem Kleinkind und sieben weiteren Schweizern, weilt sie in einem Kibbutz zehn Kilometer nördlich von Tel Aviv. «Das EDA empfiehlt die Ausreise aus Israel, hilft aber überhaupt nicht.»
Eigentlich wollten Maya und Dario zwei Wochen Ferien in Israel machen und am kommenden Sonntag zurück in die Schweiz fliegen. Sie waren eingeladen an ein Familienfest. Doch der Angriff der Hamas hat ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Sie wollen so schnell wie möglich nach Hause.
Damit dürften sie nicht alleine sein. Rund 28'000 Schweizer Staatsangehörige haben in Israel und im besetzten palästinensischen Gebiet ihren Wohnsitz.
Dario erzählt von der ungemütlichen Lage, in der sie sich befinden: «Es knallt immer wieder. Es gibt laufend Beschuss. Allerdings wissen wir nicht genau, was passiert, das ist ziemlich beunruhigend. Insgesamt ist es aber etwas ruhiger geworden. Vor zwei Tagen hat es sich wie ein Gewitter angehört.»
Sie fühlten sich aktuell zwar sicher, sagen Maya und Dario. Dennoch möchten sie ausreisen. «Aber das Land ist wie eine Insel», sagt der Familienvater. «Im Norden Israels liegen Syrien und der Libanon und der Süden ist momentan abgesperrt.» Auf dem Landweg gäbe es die Möglichkeit, nach Jordanien zu fahren. Doch das wollen Dario und Maya ihrem Kind nicht antun. Also bleibt der Luftweg.
Der Flugverkehr von und nach Israel ist jedoch eingeschränkt. Die Swiss hat ihre Flüge nach Tel Aviv seit Samstagabend eingestellt.
Am Sonntagabend erreicht Maya und Dario eine Nachricht vom Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA). Es werde am Montag um 8 Uhr die Möglichkeit geben, Plätze für einen Swiss-Flug zu buchen, der am Dienstag Schweizerinnen und Schweizer nach Hause fliegen werde.
Doch das Schweizer Paar wartet am Montagmorgen vergeblich auf den angekündigten Flug. «Nichts wurde aufgeschaltet», nervt sich Maya. Daniel ergänzt: «Wir haben daraufhin der Swiss angerufen. Sie meinte, sie könne nichts sagen. Sie empfahl uns, das EDA zu kontaktieren. Das EDA wiederum hat gesagt, wir sollen uns bei der Swiss melden. Wie ein Hund, der sich in den Schwanz beisst.»
«Wir haben das EDA via Mail und Telefon weiter kontaktiert», sagt Dario. «Die Botschaft in Tel Aviv hat uns daraufhin mitgeteilt, dass der Sonderflug in die Schweiz um 10 Uhr aufgeschaltet würde. Das hat aber auch nicht funktioniert.» Konsterniert halten Dario und Maya fest: «Wir fühlen uns vom EDA sehr vernachlässigt.»
Das Schweizer Paar ärgert sich auch darüber, dass die Rückholung bei anderen Ländern zu klappen scheint. So flog Rumänien am Samstagabend 346 seiner Bürger heim, wie das Aussenministerium in Bukarest mitteilte. Auch Bulgarien meldete die Rückführung von 92 Personen. Derweil schickte die polnische Regierung drei Militärflieger nach Israel und evakuierte 268 Personen. Angekündigt wurden die Flüge durch Andrzej Duda, den polnischen Präsidenten.
«Das kann doch nicht sein, wir fühlen uns wie im falschen Film», sagt Maya. «Wieso schafft das die Schweiz nicht?» Für Dario ist es in erster Linie vor allem ein «krasses Kommunikationsversagen». «Niemand nimmt das Heft in die Hand und macht klare Ansagen. Alle verweisen auf jemand anderen.»
Am Montagnachmittag dann endlich die Erlösung. Das EDA meldet sich erneut bei Dario und Maya. Es habe ein technisches Problem gegeben bei der Swiss, deshalb sei die Online-Buchung nicht möglich. Das Schweizer Paar muss sich stattdessen bei einer Hotline melden. Nach einer halben Stunde in der Warteschlaufe gelingt es, Plätze für den Sonderflug von Dienstag zu sichern. Der Flug LX7354 soll um 18.15 Uhr von Tel Aviv abheben.
Sicher unglücklich gelaufen, aber manche Leute haben wirklich das Gefühl, die Welt dreht sich um sie.
Oder man jammert bei den Medien, dass alle anderen in dieser so nicht vorhersehbaren Situation doch bitte alle Eventualitäten schon hätten vorhersehen müssen. (Aber kosten darf es dann nichts..)
Die Situation ist für alle herausfordernd. Erst recht für alle Israeli und insbesondere die (Miliz-)Soldaten, die jetzt ihr Lamd verteidigen sollen.