Russische Scharfschützen sollen trotz Sanktionen tausende Gewehre und Munition aus westlicher Produktion erhalten. Möglich machen es offenbar Firmen in Drittstaaten, die für Putins Soldaten auf Einkaufstour gehen. Recherchen mehrerer europäischer Medien, unter anderem der unabhängigen russischen Investigativplattform «The Insider», haben die Wege der Waffen nachverfolgt.
Demnach seien Armenien, Georgien, Kasachstan, Kirgistan und Usbekistan jene Länder, die als Zwischenstation fungieren. Sie unterliegen nicht den Sanktionen, denen Russland ausgesetzt ist. Das tschechische Netzwerk «Investigace.cz» berichtet, dass auf einer russischen Waffenmesse Dutzende westliche Marken ausgestellt worden seien. Bei einigen sei das Logo entfernt worden, die Waffen seien aber präsentiert worden.
Im September 2024 gab es den Berichten zufolge auf der von Russland besetzten Halbinsel Krim einen Scharfschützenwettbewerb unter russischen Soldaten. 21 von ihnen sollen Spezialgewehre aus Grossbritannien, den USA und Österreich benutzt haben. Mehrere Blogger und Teilnehmer veröffentlichten Bilder des Wettbewerbs, einige boten auch Gewehre zum Kauf an, so «The Insider». Doch woher stammen die Waffen?
Die Rechercheure fanden unter anderem die Firma Edelweiss in Kirgistan. Sie hat dem Bericht nach zwei Zertifikate, die Konformität mit EU-Regularien belegen sollen. Steuerunterlagen sollen zeigen, dass die Firma seit Beginn des Krieges erheblich mehr Steuern bezahlt, was auf höhere Umsätze schliessen lässt.
Die Waffeneinfuhren in Armenien, Georgien, Kasachstan und Kirgisistan sind innerhalb von drei Jahren um 150 Prozent gestiegen: von 19'556 Waffen im Jahr 2020 auf 53'211 im Jahr 2023. Die Ausfuhr von Gewehren und Flinten aus Italien nach Armenien ist beispielsweise von 68 Gewehren im Jahr 2019 auf 1'862 im Jahr 2023 gestiegen. Das belegen Daten der Vereinten Nationen.
Seit 2022 sei der Import italienischer Waffen nach Kirgistan sprunghaft angestiegen. Georgien kaufte in 2022 zehnmal so viele Waffen aus den USA wie noch ein Jahr zuvor. Die Türkei lieferte Georgien im Jahr 2019 knapp 800 Waffen, im vergangenen Jahr waren es gemäss der UN-Daten bereits 18'843.
Russian military forces continue to receive thousands of sniper rifles and millions of rounds of Western-made ammunition, despite the European Union's arms embargo in effect since 2014.
— Anton Gerashchenko (@Gerashchenko_en) December 12, 2024
These supplies are delivered through neighboring countries of Russia, a joint investigation… pic.twitter.com/KEbqQa7gat
Einer der grössten Lieferanten von Gewehren aus Europa soll die in Luxemburg registrierte Firma Beretta, ein grosser italienischer Waffenhersteller, sein. Sie soll ein Joint Venture mit dem russischen Waffenhändler Mikhail Khubutia und seinen Firmen eingegangen sein. Die USA haben ihn auf die Sanktionsliste gesetzt, die EU aber nicht. Beretta soll noch immer grösster Teilhaber der gemeinsamen Firma mit Khubutia sein.
Auch aus den USA sollen Waffen über Umwege nach Russland gelangen. So soll ein Händler 53 Gewehre nach Kasachstan geliefert haben. Einige der Gewehre sollen dann in Russland aufgetaucht sein, so die Recherchen. Sogar nach Deutschland soll es eine Verbindung geben. Eine Mitbesitzerin einer deutschen Waffenfirma soll beste Beziehungen zu Mikhail Khubutia haben, unter anderem als Mitinhaberin der gemeinsamen Holding mit Beretta.
Die deutsche Firma soll offiziell keine Waffen an Russland liefern, dafür aber nach Kasachstan. Dazu sollen 176 Karabiner der Marke Blaser gehören. Dem Bericht nach wurden sie an eine kasachische Firma verkauft, die eine Weiterlieferung nach Russland möglich machen kann. Das Recherchenetzwerk Correctiv hatte diese im vergangenen Jahr besucht. Ein verdeckt arbeitender Reporter erkundigte sich, ob es möglich sei, eines der Gewehre zu kaufen und nach Russland zu bringen. «Der Kauf ist kein Problem», antwortete der Verkäufer. Und wie sieht es mit dem Transport nach Russland aus? «Schwierig, aber machbar».
Die Firmen wissen ja genau, was damit passiert.
Aber ist ja legal, werden sie sich sagen.
Geld vor Leben.
Und dabei spielen fatalerweise "Die da Unten" die Rollen der Macher in dem Organisierten Verbrechen, das heutzutage genauso international vernetzt ist, wie die legale, globalisierte Wirtschaft.
Die syrischen Rebellen haben in einem von Assads Palästen alle möglichen Typen von schnellen Autos aus dem "dekadenten Westen" gefunden.
Wollte etwa Irgendeiner der Autohändler sie nicht verkaufen, weil der Kunde "Assad" hiess... ?